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Frühjahrsumfrage für die Region Stimmung besser als Umsatz

Aus dem Bauch heraus bewerten mehr als 70 Prozent der Mittelständler in der Region Bremen und Oldenburg die Geschäftslage als positiv. Doch beim Blick auf die Umsätze sieht die Realität anders aus.
01.06.2018, 18:50 Uhr
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Stimmung besser als Umsatz
Von Florian Schwiegershausen

Das ist ein Ergebnis, das die Autoren der aktuellen Frühjahrsumfrage von Creditreform Dahlke für die Metropolregion Bremen und Oldenburg überrascht hat. "Die Stimmung bei den Unternehmen ist positiver, als es die Umsätze zeigen", sagte Verena Dahlke, geschäftsführende Gesellschafter von Creditreform Dahlke. Seit zehn Jahren erstellt das Unternehmen, das auf Inkasso und Bonitätsprüfung spezialisiert ist, diese Frühjahrsumfrage. So schätzten 70,2 Prozent der 1050 befragten mittelständischen Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut ein. Vor einem Jahr waren das knapp 66 Prozent, die das sagten. Zum Vergleich: Im Jahr 2010, dem Höhepunkt der Finanzkrise, bewerteten 37 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage als gut oder sehr gut.

Dienstleister leicht skeptisch

Im Bereich Dienstleistungen hat sich die Stimmung auf hohem Niveau aber leicht verschlechtert. Hier betrachten 65,2 Prozent die aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut gegenüber knapp 67 Prozent im vergangenen Jahr. Am positivsten sehen die Bauunternehmen die aktuelle Lage: Sie wurde hier von knapp 81 Prozent der Firmen als gut oder sehr gut betrachtet. Der Geschäftsklimaindex der Metropolregion Bremen und Oldenburg ist besser als der bundesweite, den Creditreform jedes Jahr ermittelt. Für die Region liegt er bei 69,2 gegenüber 67,2 Prozent deutschlandweit.

Diese positive Stimmung spiegelt sich nicht bei den harten Zahlen wider. Denn die Umsätze sehen schwächer aus, als man bei der positiven Geschäftslage annehmen sollte. So gaben 31,2 Prozent der befragten Unternehmen an, dass der Umsatz rückblickend gestiegen sei – 3,2 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Einen stabilen Umsatz gaben immerhin mehr als 53 Prozent an. Allerdings ist bei 14 Prozent der Umsatz gesunken. Das gaben vor einem Jahr nur 10,7 Prozent der Firmen an. Das geht vor allem auf den Handel zurück. Hier ist die Zahl derer, die sagen, der Umsatz sei gesunken, um 6,7 Prozentpunkte gestiegen.

Mehr als ein Viertel der Unternehmen hat beim Personal aufstockt. Verkleinert hat sich der Personalstand bei 8,5 Prozent gegenüber 9,4 Prozentpunkten im vergangenen Jahr. "Die Verkleinerungen der Personaldecke ist wohl auch durch 'natürlichen Schwund' zu erklären", sagte Peter Dahlke, Geschäftsführer von Creditreform für Bremen und Bremerhaven. Vielleicht könne die Automatisierung zu weniger Personalstand führen, auf der anderen Seite spiele aber auch der Fachkräftemangel eine Rolle. Aber ein Viertel der Betriebe plant auch für die Zukunft, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Allerdings bremse der Fachkräftemangel diese Entwicklung.

Bei den Umsatzerwartungen zeigt sich der Mittelstand insgesamt optimistisch. Hier ist vor allem der Bau weiter zuversichtlich. Dagegen gehen im Handel knapp acht Prozent von sinkenden Umsätzen aus. Peter Dahlke erklärte: "Hier blicken die Unternehmen skeptisch in die Zukunft – allerdings immer noch auf einen hohen positiven Niveau. Gerade die exportorientierten Unternehmen machen sich wohl Gedanken, wie sich die US-Strafzölle auswirken werden."

Mehr als die Hälfte des Mittelstandes will außerdem investieren. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe sagten das die Betriebe zu fast zwei Dritteln. "Eventuell wollen sie hier die Automatisierungsprozesse voranbringen", sagte Dahlke. Erstmalig sagten mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie investieren wollen. "Das hat es noch nie gegeben, so lange wir diese Umfrage für die Metropolregion Bremen und Oldenburg machen", so Dahlke. Knapp 48 Prozent wollen dagegen nicht investieren. "Sie wollen anscheinend die Quote ihres Eigenkapitals erhöhen", lautet die Erklärung von Peter Dahlke.

Höhere Kosten durch Datensicherheit

Die größte Herausforderung des digitalen Wandels sehen die befragten Betriebe bei der Datensicherheit und bei den steigenden Kosten, etwa für Investitionen. 19,3 Prozent sehen dagegen die Konkurrenz durch neue Mitbewerber als Herausforderung. Übrigens nutzen bereits mehr als drei Viertel der Unternehmen das Internet für den Wareneinkauf und fast die Hälfte zur Akquisition neuer Aufträge. 92,2 Prozent der Betriebe nutzen außerdem das Internet für die Bankgeschäfte. Peter Dahlke sagte dazu: "Im Umkehrschluss müssen wir uns fragen, was denn die restlichen 7,8 Prozent machen."

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