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IG Metall droht Arbeitgebern mit Urabstimmung Unbefristeter Streik nach Pfingsten möglich

Bremen. Am Donnerstag haben fast 10.000 Bremer Mitglieder der Gewerkschaft IG Metall gestreikt. Die nächsten Verhandlungen sind für Dienstag in Baden-Württemberg geplant. Sollten sie ergebnislos bleiben, will die Gewerkschaft zur Urabstimmung rufen.
11.05.2012, 05:00 Uhr
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Von Alexander Klay

Bremen. Die Produktionsstraßen im Bremer Mercedes-Werk stehen still. Die Arbeiter der Nacht-, Früh- und Tagschicht streiken. Mit ihnen demonstrierten gestern fast 10000 Bremer Mitglieder der Gewerkschaft IG Metall für höhere Löhne, die Übernahme von Auszubildenden und Mitspracherechte bei der Leiharbeit. Neben den 23 bestreikten Betrieben in Bremen beteiligten sich Tausende Metallarbeiter im ganzen Norden am Warnstreik.

Mit einem lauten Trillerpfeifenkonzert treffen gegen Mittag auf dem Bremer Marktplatz die Protestzüge ein: Werftarbeiter aus dem Bremer Norden sind per Boot zum Martini-Anleger gefahren, mit Sambatrommeln sind die Streikenden vom Mercedes-Werk schon von Weitem zu hören. Die Autobauer marschieren vom Werk in Sebaldsbrück zum Marktplatz. Die Gewerkschaft zählt bei der Kundgebung rund 3500 Teilnehmer.

Bei Mercedes begann der Warnstreik schon gegen Mitternacht. "Die Kollegen haben um null Uhr die Brocken hingeschmissen und sind nach Hause gegangen", sagt Volker Stahmann, erster Bevollmächtigter der IG Metall Bremen. Die Streikbeteiligung der Nachtschicht lag laut dem Gewerkschafter bei 97 Prozent.

Zwischen Arbeitern mit roten Jacken, Trillerpfeifen und Transparenten steht Helga Schwitzer auf dem Marktplatz. Sie gehört zum IG-Metall-Vorstand, diskutiert mit den Streikenden und berichtet über den aktuellen Verhandlungsstand. Der habe sich auch nach der letzten Gesprächsrunde am Mittwoch in Bremen nicht geändert. "Es gab überhaupt gar keine Annäherung", sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Deshalb mache die Gewerkschaft jetzt Druck. "Wir wollen bis Pfingsten ein Ergebnis haben." Tut sich bis dahin nichts, folge Ende Mai eine Urabstimmung, anschließend ein unbefristeter Streik.

Die nächsten Verhandlungen sind für kommenden Dienstag in Baden-Württemberg geplant. "Da wollen wir sehen, ob es bei einer der Forderungen Bewegung gibt, ob es einen Lösungsansatz gibt." Bislang hätten die Arbeitgeber nur mehr Lohn geboten: etwa drei Prozent für die nächsten 14 Monate. Schwitzer findet das nicht befriedigend. Denn der Gewerkschaft geht es nicht nur ums Geld. "Wir brauchen auch eine Antwort auf das Problem der Perspektiven für die Jugendlichen, die unbefristete Übernahme, und eine Antwort auf die Probleme mit der Leiharbeit." Auf diese Forderungen habe es ein "absolutes Nein" der Arbeitgeber gegeben.

"Insgesamt sind wir noch sehr weit auseinander", sagt Schwitzer. Ihre Argumentation: Die Metallarbeiter hätten "den Karren wieder aus der Krise rausgezogen", sie seien die Helden der Krisenbewältigung gewesen. "Und jetzt sollen sie ein mickriges Angebot kriegen?", fragt sie.

Als die Gewerkschaftsfrau ans Rednerpult tritt, schwört sie die Streikenden auf zähe Tarifverhandlungen ein und erklärt, warum es der IG Metall nicht nur ums Geld geht: "Leiharbeit ist das völlige Verramschen der Arbeit", schimpft sie. Während ein Stammarbeiter in der Metallindustrie gut 3000 Euro brutto im Monat verdiene, liege der Verdienst eines Leiharbeiters bei der Hälfte. "Die Arbeitgeber spalten die Belegschaft in Angestellte erster, zweiter und dritter Klasse."

Insgesamt zählte die Gewerkschaft IG Metall bei ihrem "Küstenaktionstag" gestern rund 33000 Streikende in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. In Hamburg beteiligen sich rund 8500 Metallarbeiter. Betroffen war unter anderem das Airbus-Werk in Finkenwerder. Dort stand die Produktion eine Stunde lang still. Vor der Papenburger Meyer Werft demonstrierten 2500 Arbeiter. Auch in Bremerhaven streikten Hunderte Arbeiter der Lloyd Werft und der MWB Motorenwerke.

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