Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Unruhen in Afrika belasten Wüstenstrom-Projekt Desertec

München (wk). Massenproteste, blutige Straßenschlachten und Evakuierungswellen: Unter der Wüstensonne wächst nach den Unruhen in Tunesien und Ägypten die Furcht vor einem Flächenbrand in Nordafrika. Noch wollen sich die Initiatoren des milliardenschweren Wüstenstrom-Projekts "Desertec" nicht bange machen lassen - im Gegenteil: "Die politischen Veränderungen können den erneuerbaren Energien auch einen Schub geben, weil dadurch Arbeitsplätze entstehen und die Industrialisierung vorankommt", sagt Paul van Son von der Projektgesellschaft Dii GmbH.
05.02.2011, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Christine Schultze

München (wk). Massenproteste, blutige Straßenschlachten und Evakuierungswellen: Unter der Wüstensonne wächst nach den Unruhen in Tunesien und Ägypten die Furcht vor einem Flächenbrand in Nordafrika. Noch wollen sich die Initiatoren des milliardenschweren Wüstenstrom-Projekts "Desertec" nicht bange machen lassen - im Gegenteil: "Die politischen Veränderungen können den erneuerbaren Energien auch einen Schub geben, weil dadurch Arbeitsplätze entstehen und die Industrialisierung vorankommt", sagt Paul van Son von der Projektgesellschaft Dii GmbH.

Mit Milliarden-Investitionen sollen einmal riesige Solar- und Windkraftwerke in den Wüsten in Nordafrika und dem Mittleren Osten Strom für die Menschen in der Region und in Europa produzieren. Als visionär gilt das Großprojekt bei Befürwortern seit der Bekanntgabe vor gut eineinhalb Jahren. Doch Kritiker verwiesen immer wieder auch auf die instabile politische Lage in der Region. Sie dürften sich jetzt bestätigt fühlen.

Als Standort für ein erstes Referenzprojekt hat die in Deutschland gestartete Industrie-Initiative, zu der auch die Bremer Kaefer-Gruppe als Partner gehört, Marokko ausgewählt. Das Land gilt als besonders geeignet, weil es über Leitungen bereits mit Europa verbunden ist und selbst einen ehrgeizigen Solarplan aufgelegt hat. Auch politisch könnte sich die Entscheidung als klug erweisen: Bisher haben die Proteste noch nicht auf Marokko übergegriffen; das Königreich gilt als eines der stabilsten Länder der Region.

Für ein Kraftwerk im marokkanischen Ouarzazate, das in einiger Zeit als Vorbild für die ersten Desertec-Projekte dienen soll, sind derzeit noch vier Konsortien unter Beteiligung deutscher Unternehmen in der engeren Auswahl, die Ausschreibung soll demnächst beginnen. Außerdem laufen inzwischen erste Vorbereitungen für ein Solarkraftwerk nach dem Desertec-Modell: Über Messungen zu Sonneneinstrahlung und anderen meteorologischen Daten wollen die Planer derzeit einen geeigneten Standort dafür in Marokko finden.

Aber auch Tunesien und Ägypten bleiben für die Wüstenstrom-Planer vielversprechende Standorte. Noch sind aber viele Fragen offen. So dürfte unklar sein, ob Ansprechpartner, bei denen die Initiatoren in den vergangenen Monaten um Unterstützung für das Projekt warben, auch morgen noch im Amt sind. Laut Zeitplan soll die Projektgesellschaft im kommenden Jahr das Geschäftsmodell erarbeitet haben. Wann tatsächlich der erste Strom aus einer Anlage nach Europa fließen kann, scheint aber noch immer unklar.

Van Son sieht das Projekt nicht unter Druck. "Es geht um eine Entwicklung für die kommenden Jahrzehnte. Die Sonneneinstrahlung wird nicht anders und die Winde wehen nicht anders." Ungeachtet der politischen Verhältnisse vor Ort werde der Energiehunger weltweit künftig eher noch wachsen. Auch der Rückversicherer Munich Re, der das Großprojekt mit angeschoben hatte, übt sich in Optimismus: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die politische Situation bis zu den ersten Umsetzungsschritten geklärt haben wird", sagt Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)