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Soziales Engagement in Bremen Unternehmen machen sich für Projekte stark

Bremen. Rund 40.000 Unternehmen in Bremen sind Mitglied in der Handelskammer. Viele von ihnen springen ein, wenn sich die öffentliche Hand aus einem Bereich zurückzieht, weil das Geld knapp ist. Die Firmen spenden oder stellen eigene Mitarbeiter zur Unterstützung frei.
10.04.2011, 05:00 Uhr
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Von Rose Gerdts-Schiffler

Bremen. Rund 40.000 Unternehmen in Bremen sind Mitglied in der Handelskammer. Viele von ihnen springen ein, wenn sich die öffentliche Hand mal wieder aus einem Bereich zurückzieht, weil das Geld knapp ist. Die Firmen spenden oder stellen eigene Mitarbeiter zur Unterstützung frei. Still und leise, laut und werbend, fürs Image nach innen oder nach außen, fürs Geschäft, ein gutes Gewissen oder schlicht aus Dankbarkeit für die eigenen, glücklicheren Lebensumstände. So wie bei Uta und Carsten D. Bergmann, Geschäftsführer und Inhaber von der "raumplus GmbH".

Tatsächlich scheinen die Motive so vielfältig und individuell wie die Charaktere in den Führungsetagen Bremer Unternehmen. Selbst über die kann Handelskammer-Sprecher Stefan Offenhäuser nur spekulieren: "Wir erfahren eher zufällig, ob, wo und warum sich unsere Mitglieder freiwillig engagieren." Und bei manchen Firmenchefs auch nur dann, wenn Offenhäuser ihnen zusagt, kein Wort öffentlich darüber zu verlieren. "In Bremen gibt es ein traditionell großes, stilles Unterstützertum", ist Offenhäuser überzeugt. So war es auch mehreren Zufällen geschuldet, dass unsere Zeitung von dem Engagement des Unternehmerpaars Ute und Carsten D. Bergmann erfuhr.

Mal Geld, mal Praktikumsplätze

Seit Anfang 2006 spendete das Unternehmen der Allgemeinen Berufsschule am Steffensweg insgesamt 38760 Euro. Die letzte Überweisung, nämlich 12000 Euro, kam anlässlich des 25-jährigen Bestehens Ende Januar. Rund 450 Gäste aus unterschiedlichsten Ländern reisten dazu an.

Ein rauschendes Fest, für das sich die beiden Bergmanns eines ausbedungen hatten: Keine Geschenke! Wer wollte, konnte sich aber an der geplanten Spende für die Schule beteiligen. Auslöser des Engagements war ursprünglich der verheerende Tsunami 2004 in Asien gewesen und die damit verbundene Erkenntnis: "Mensch, was geht es uns hier gut." Die Bergmanns wollten etwas zurückgeben und stießen nach einigem Suchen auf die Berufsschule in Walle. "Sie kommen wie vom Himmel gerufen", empfing sie die stellvertretende Schulleiterin Erika Bosecker damals.

"Diese Schule ist ein Talentpool", wird Erika Bosecker nicht müde zu betonen. Man müsse sie nur zutage fördern. Doch bei 70 Prozent Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund mit zum Teil schwierigen Lebenswegen wird Lernen und Lehren oft zum pädagogischen Balanceakt. Dank "raumplus" fliegen Störenfriede an der Allgemeinen Berufsschule Steffensweg nicht mehr stumpf aus dem Unterricht raus, sondern müssen die Klasse verlassen und sich im sozialen Trainingsraum melden. Dort erwartet sie Koray Arslan. Gemeinsam mit den aufgewühlten, auf Krawall gebürsteten, hibbeligen oder unruhigen Schülern versucht der Sozialarbeiter herauszufinden, was sich eigentlich hinter ihrem vorangegangenen Auftritt in der Klasse verbirgt.

Dabei hat es das Unternehmen nicht allein belassen. So absolvierten bereits mehrere Schüler ein Praktikum in dem Unternehmen, einer sogar eine Ausbildung. "Die Bergmanns geben unseren Schülern eine Chance, wo andere vorsichtig zurückziehen würden", sagt Erika Bosecker anerkennend.

Stefan Offenhäuser von der Handelskammer unterscheidet zwischen Corporate Social Responsibility, kurz CSR, das für eine verantwortungsvolle Unternehmenführung steht und sich dem nachhaltigen, umweltverträglichen Wirtschaften verschrieben hat und bürgerlichem Engagement. Bei weltweit agierenden Firmen gehört CSR inzwischen zum guten Ruf. In den meisten Fällen ist davon auszugehen, dass Firmenbosse nicht allein aus Idealismus handeln - vielmehr verfolgen sie auch ökonomische Ziele.

Die verstärkte Hinwendung zu CSR wird jedoch unterstützt durch die Erkenntnis, dass unternehmerische Verantwortung mittel- und längerfristig zur Steigerung des Erfolges beiträgt. Als wichtiger Beweggrund erscheint die Möglichkeit, CSR als Werbemaßnahme zu verwenden und sich auf diese Weise als gesellschaftlich engagiertes Unternehmen darzustellen.

Daneben praktizieren gerade Mittelständler ein "bürgerliches Engagement". Nutznießer sind langfristig angelegte, kleinere Projekte. Doch auch das sozial engagierte Unternehmen profitiert vom Helfen. Denn der Imagegewinn wirkt immer auch nach innen. "Die Mitarbeiter sehen, dass sich ihr Arbeitgeber sozial betätigt und etwas abgibt", sagt Stefan Offenhäuser. Jenseits von Umsatzsteigerungen und Bilanzen schwinge in solchen Unternehmen etwas mit, dass sie nicht zuletzt auch für neue Bewerber interessant mache.

So kochen Köche des balladins Superior Hotel in der Vahr jeden Sonntag kostenlos Mittagessen für bedürftige Kinder und deren Familien. Auslöser war eine Radiosendung, die Hoteldirektor Marc Cantauw zufällig gehört hatte und in der eine Mitarbeiterin eines städtischen Kindergartens berichtete, dass sie montags immer doppelt so viel kochen würden, da viele Kinder zu Hause keine warme Mahlzeit bekommen. Das Friseurteam "Hairliner's engagiert sich nach eigenen Worten bereits seit 20 Jahren aus "Anstand und sozialem Verantwortungsgefühl". Ebenso wie die Joke Event AG, Kraft Foods, Mercedes-Benz, Airbus oder der kleine Kiosk um die Ecke, der nachmittags hungrigen Schulkindern regelmäßig kostenlos Brötchen schmiert.

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