Überlastung, unbezahlte Überstunden und befristete Verträge: Das sei die Realität vieler Zusteller und Zustellerinnen in der Paketbranche, sagt Thomas Warner. Und gefährdet laut dem Verdi-Fachbereichsleiter Postdienste, Spedition und Logistik im Landesbezirk Niedersachsen-Bremen sowohl die körperliche als auch psychische Gesundheit der Beschäftigten. Deshalb hat Verdi nun ein Gesetz auf Bundesebene gefordert, das den Arbeitnehmenden in der Paketbranche mehr Rechte und Schutz gewähren soll.
16 Millionen Pakete werden in Deutschland täglich zugestellt. Oder: "Jeder Fünfte hierzulande erhält im Prinzip einmal am Tag eine Sendung", sagt Warner – Tendenz steigend. Bewerkstelligt werde die Aufgabe von insgesamt mehr als 550.000 Beschäftigten. Kritisch sei, dass viele davon bei Subunternehmen angestellt seien, sagt Warner. "Die leiden meist unter unwürdigen Arbeitsbedingungen."
Was das bedeutet, erläutert Warner am Beispiel von Amazon, DPD und Hermes. "Nahezu 100 Prozent der Zusteller bei diesen Paketdienstleistern sind Fremdpersonal", sagt Warner. Sie arbeiteten mit Werkverträgen und Nachunternehmen. Das habe laut Warner Lohn- und Sozialdumping zur Folge: niedrige Löhne, ausbleibende Lohnzahlungen oder Kündigung im Krankheitsfall. Daher soll in erster Linie per Gesetz der Einsatz von Fremdpersonal untersagt werden.
Eigenpersonal wie Nikolaus Welder sind besser geschützt. Seine Überstunden seien bezahlt und die Arbeitszeit erfasse man auch, sagt der Bote. Wie circa 60 Prozent der Zusteller bei UPS ist er direkt beim Dienstleister angestellt.
Weitere Forderungen sind eine Gewichtsbegrenzung der Pakete auf maximal 20 Kilogramm und eine Kennzeichnungspflicht schwerer Pakete. Das diene dem Gesundheitsschutz der Zustellenden, sagt Warner. "Hintergrund sind teils 50 Kilogramm schwere Pakete bei einem zulässigen Maximalgewicht von 31,5 Kilogramm." Der letzte Eckpunkt fasst die Stärkung des Zolls ins Auge. "Die Kontrollen müssen wirksamer werden, wenn man Schwarzarbeit und Sozialversicherungsbetrug verhindern will", sagt Warner. Oft seien davon Menschen aus Osteuropa betroffen.
Amazon und Co. wirken laut Warner nicht dem steigenden Paketaufkommen entgegen, wenn sie Subunternehmen einsetzten. "Sie entziehen sich ihrer sozialen Verantwortung, faire Arbeitsbedingungen zu schaffen." Diese wolle man nun per Gesetz erreichen, dessen Vorbild sich in einer Regulierung der Fleischindustrie findet. Dort sind seit Beginn des vergangenen Jahres Werkverträge und Leiharbeit verboten.