Die European Flight Academy (EFA) in Bremen geht mit einer Ungewissheit des Fortbestehens ins neue Jahr. Coronabedingt findet an der EFA, die sich bis 2017 Verkehrsfliegerschule nannte, seit Monaten keine Ausbildung statt. Die Lufthansa als Träger hatte ihren Flugschülern empfohlen, die Ausbildung abzubrechen und sich beruflich umzuorientieren. Außerdem ist offen, ob die Bundeswehr ihr Transportfliegerpersonal auch künftig in Bremen an der EFA ausbilden lassen wird. Ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gestoppt. Das könnte Folgen für den Bremer Standort haben.
Der bisherige Vertrag zur Leistungserbringung dieser Ausbildung hatte eine Laufzeit bis zum 31. Dezember. Die auf der Grundlage des bisherigen Vertrags begonnenen Ausbildungen werden allerdings fortgeführt, teilte das BAAINBw mit. Derzeit werden 36 Trainingsteilnehmer in Bremen und zwölf am Partnerstandort in Goodyear in den USA ausgebildet. Die Bundeswehr bildet bereits seit Jahrzehnten alle Transportflugzeugführer am Standort in Bremen aus.
Zum abgebrochenen Ausschreibungsverfahren sagte ein Sprecher des BAAINBw: „Das Vergabeverfahren ‚Fliegerische Grundlagenausbildung für Transportflugzeugführer der Bundeswehr‘ wurde mangels Angebot, das den Ausschreibungsbedingungen komplett entsprochen hätte, aufgehoben.“
Das weitere Vorgehen werde nun geprüft.
Zünglein an der Waage
Dass die Bundeswehr weiterhin in Bremen ausbilden lässt, könnte für die Standortsicherung von großer Bedeutung sein. Bekanntlich befindet sich die Lufthansa Group in einem Umstrukturierungsprozess. Dabei werden auch die EFA-Standorte Bremen, Rostock-Laage und Zürich in der Schweiz einbezogen. Und wenn sich die Bundeswehr für Bremen entscheide, sei das auf jeden Fall positiv, hatte EFA-Fluglehrer Peter Hahn, der zugleich Personalvertreter ist, bereits vor Monaten deutlich gemacht: Bei der Bewertung der Standorte könnte die Bundeswehr letztlich das Zünglein an der Waage sein.
Weshalb das BAAINBw die Ausschreibung stoppte, wollte das Bundesamt nicht weiter kommentieren. Offenbar hängt es aber damit zusammen, dass das Angebot nicht zu hundert Prozent den verlangten Kriterien entsprach: In der Ausschreibung hatte das BAAINBw Bremen und Goodyear als Orte der Leistungserbringung angegeben. Im Angebot selber würden aber Bremen und Rostock-Laage stehen, teilte Dirk Sturny, Sprecher von Lufthansa Aviation Training (LAT), dem WESER-KURIER mit. LAT vereint unter der Marke EFA seit 2017 alle Flugschulen der Lufthansa-Gruppe unter einem Dach. Wo die Ausbildung stattgefunden hätte, habe man offen gelassen.
Der Standort Rostock-Laage hatte in der Vergangenheit für Aufregung gesorgt. Es ging das Gerücht um, dass die LAT beabsichtigt, die Ausbildung komplett dorthin zu verlagern, was sie offiziell nie bestätigt hatte. Zu dieser Variante hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im Sommer gesagt, dass das einer Art Tarifflucht gleichkäme. Denn in Rostock-Laage seien die Löhne deutlich niedriger. Die Flugschule in Rostock-Laage sei im Gegensatz zu Bremen nicht tarifiert. Das Verteidigungsministerium hatte schon damals dieser Möglichkeit eine Absage erteilt: In der Ausschreibung stehe Bremen als Ort der Leistungserbringung, so ein Sprecher.