Stuttgart. In der globalen Rangliste der 100 teuersten börsennotierten Unternehmen verliert Europa laut einer Studie weiter an Bedeutung. Mit 32 Nennungen in der Top-100-Liste macht Europa nicht einmal mehr ein Drittel aus. Vor 18 Monaten dagegen waren es noch 36 Konzerne gewesen. Bei den USA ist der Trend umgekehrt: Stellten sie im Vorkrisenjahr 2007 nur 32 der 100 teuersten Unternehmen der Welt, sind es aktuell 43. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Die sinkende Bedeutung Europas in dem nach US-Dollar erstellten Ranking sei nur zum Teil auf den schwachen Euro zurückzuführen, sagte Ernst-&-Young-Partner Thomas Harms. Hauptursache sei vielmehr die lodernde Schuldenkrise in der Eurozone und die daraus resultierenden Unsicherheiten über die Entwicklung der Staatengemeinschaft.
Wie im Vorjahr schafften es vier deutsche Unternehmen in die Top 100: Siemens (Rang 71), SAP (77), Volkswagen (80) und BASF (97). Vier der fünf teuersten Unternehmen sind US-amerikanisch. Der Computerhersteller Apple und der Energieriese Exxon führen die Liste an. Chinas Ölkonzern Petrochina erreicht Platz drei. Es folgen der Softwaregigant Microsoft und der Einzelhandelskonzern Wal-Mart. Ende Juni war Apple 546 Milliarden US-Dollar wert (etwa 434 Milliarden Euro). Exxon lag mit rund 400 Milliarden Dollar deutlich dahinter. Der deutsche Spitzenreiter Siemens kam auf etwa 77 Milliarden Dollar.
Angesichts der ungelösten Staatsschuldenkrise in Europa sprach Harms von großer Verunsicherung. Das gelte für die Anleger, "die mit Investments in europäische Unternehmen besonders zurückhaltend sind, aber auch bei den Unternehmen selbst, die angesichts der schwachen Konjunkturentwicklung ihre Investitionen zurückfahren".
Anders sieht es in den USA aus. Harms: "Die US-Wirtschaft hat sich in diesem Jahr relativ gut entwickelt, und immer wieder schaffen es die USA, Unternehmen hervorzubringen, die sich binnen relativ kurzer Zeit in die Weltspitze hocharbeiten. Diese Innovationskraft ist die große Stärke der amerikanischen Wirtschaft, die sich auch im Ranking widerspiegelt."
Deutschland schlägt sich recht wacker. Die Marktkapitalisierung des deutschen Quartetts in den Top 100 – also der Aktienkurs multipliziert mit der Stückzahl der Papiere – legte in den vergangenen sechs Monaten um ein Prozent zu. Zum Vergleich: Das mit ebenfalls vier Treffern vertretene Frankreich büßte 15 Prozent ein. Die US-Unternehmen legten dagegen spürbar mit einer 14-prozentigen Verbesserung ihrer Marktkapitalisierung zu. Im Länderranking teilt sich Deutschland Rang vier mit Australien, Frankreich und Japan. Hinter Spitzenreiter USA folgen Großbritannien mit elf und China mit zehn Treffern.