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Das Ende der Bundesschatzbriefe Vom Bestseller zum Ladenhüter

Frankfurt/M. Generationen von Sparern schworen auf ihn, Kinder und Enkel wurden damit beglückt: Der Bundesschatzbrief ist den Deutschen in mehr als vier Jahrzehnten ans Herz gewachsen. Nun werden die "Schätzchen" beerdigt. "Ab 2013 wird der Bund keine neuen Serien von Bundesschatzbriefen und Ausgaben von Finanzierungsschätzen des Bundes mehr auflegen", teilt die Finanzagentur, die Schuldenverwalterin des Bundes, lapidar mit.
05.07.2012, 05:00 Uhr
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Von Jörn Bender

Frankfurt/M. Generationen von Sparern schworen auf ihn, Kinder und Enkel wurden damit beglückt: Der Bundesschatzbrief ist den Deutschen in mehr als vier Jahrzehnten ans Herz gewachsen. Nun werden die "Schätzchen" beerdigt. "Ab 2013 wird der Bund keine neuen Serien von Bundesschatzbriefen und Ausgaben von Finanzierungsschätzen des Bundes mehr auflegen", teilt die Finanzagentur, die Schuldenverwalterin des Bundes, lapidar mit.

1968 erdacht, hatte sich der Bundesschatzbrief ab 1969 zum Bestseller entwickelt. Die erste Geldanlage des deutschen Staates für die breite Masse wurde zur Institution. Der niedrige Mindestanlagebetrag (zunächst 100 D-Mark, später 50 Euro) und lange Zeit üppige Zinsen – in der Spitze fast zehn Prozent – überzeugten Anleger. Seit der ersten Auflage am 2. Januar 1969 gab es 570 Ausgaben von Bundesschatzbriefen, 146 laufen noch.

"Bundesschatzbriefe waren im Durchschnitt eine faire und sichere Anlage", bilanziert der Wirtschaftswissenschaftler Marco Wilkens, Inhaber des Lehrstuhls für Finanz- und Bankwirtschaft an der Universität Augsburg. "Es ist bedauerlich für Anleger, dass es diese sinnvolle Anlagemöglichkeit nicht mehr gibt", sagt Wilkens, der die Attraktivität von Schatzbriefen empirisch untersucht.

Noch im Frühjahr 2008 – bevor die Finanzkrise eskalierte – blies der Bund zum Angriff auf Banken und Sparkassen: Eine Tagesanleihe sollte in großem Stil Privatkunden werben. Die Erwartungen an das erste neue Bundeswertpapier für Privatanleger seit fast 30 Jahren waren hoch: Bis 2013 wollte die Finanzagentur den Anteil ihrer Privatkunden auf drei bis fünf Prozent steigern. Zum Vergleich: Anfang der 1990er-Jahre waren Privatanleger noch zu rund 15 Prozent Geldgeber des Staates. Nach den neuesten Zahlen macht das Privatgeschäft inzwischen nur noch weniger als ein Prozent der gesamten umlaufenden Schuld des Bundes aus. Der Bruttoabsatz von Bundesschatzbriefen brach nach Angaben der Finanzagentur von gut 2,3 Milliarden im Jahr 2002 auf 81,8 Millionen (Stand April 2012) ein.

Längst dominieren Finanzprofis wie Banken, Versicherer und Fonds den Markt für Bundeswertpapiere. Das Privatkundengeschäft ist für den Bund vergleichsweise teuer. Dazu kommt: Zinsen von 0,05 Prozent im ersten Jahr bis 1,75 Prozent am Ende der Laufzeit von sechs beziehungsweise sieben Jahren lockten zuletzt kaum, Geld langfristig in Bundesschatzbriefen zu parken.

"Nostalgie ist fehl am Platz", urteilt Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser, der das Geschehen an den Finanzmärkten seit mehr als 40 Jahren aktiv begleitet. "Der Bundesschatzbrief ist ein Instrument, das nicht mehr zeitgemäß ist, die jungen Leute haben daran kein Interesse, es wird viel mehr auf Rendite geschaut."

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