Für die Kühe vom Hof gegenüber gab es am Donnerstag im umgebauten Humana-Milchwerk Strückhausen in der Gemeinde Ovelgönne (Landkreis Wesermarsch) viel zu sehen. Ihr Landwirt hatte die Tür zum Stall extra offengelassen, damit die Besucher aus Italien, Spanien und dem Nahen und Fernen Osten echte Kühe aus der Wesermarsch sehen konnten. Die Gäste sind eigens für die offizielle Neueröffnung des Standorts vom Deutschen Milchkontor (DMK) angereist. Das Unternehmen hatte Geschäftspartner aus mehreren Ländern für diesen besonderen Tag eingeladen.
Wo früher Butter, Eis und Milchpulver hergestellt wurde, laufen ab jetzt Humana-Babyprodukte vom Band. 145 Millionen Euro hat das Unternehmen seit 2016 in den Umbau gesteckt. Den Landrat des Kreis Wesermarsch, Thomas Brückmann, und Ovelgönnes Bürgermeister Christoph Hartz (beide parteilos) freut das. Denn das DMK will die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 170 bis zum kommenden Jahr auf 220 hochfahren. Brückmann erinnert in seiner Rede daran, dass es Jahre gab, in denen das Werk 600 Mitarbeiter hatte und irgendwann die Zukunft der Produktion nicht gesichert war. Doch das DMK hat sich für die Investition in den Standort entschieden, an dem seit 135 Jahren eine Molkerei steht. Für den DMK-Chef Ingo Müller hat das auch mit Emotionen zu tun: „In diesem Werk habe ich einst meine Ausbildung gemacht, ich war hier Werksleiter und nur 800 Meter von hier entfernt bin ich auf dem Bauernhof aufgewachsen.“
Die Strategie, die hinter dem Neubau dieses Werks für Babymilchnahrung in Pulverform steckt, nennt Müller erneut: „Wir wollen Weg von der Massenware, hin zu Produkten mit mehr Marge.“ Ein weiterer Stein dabei ist, dass die DMK-Gruppe den Babybrei-Hersteller Alete übernehmen will. Sollte es klappen, muss allerdings noch das Bundeskartellamt zustimmen.
Doch am Donnerstag ging es nun erstmal um die neue Humana-Produktion. Die Bänder laufen bereits, in einem Teil des Werks wird bereits an fünf Tagen in drei Schichten gearbeitet. Doch erst ab Ende März soll alles komplett laufen. Dabei hat das Unternehmen in möglichst energiesparende Technik investiert. Pro Tag werden hier 700 000 Kilogramm Rohmilch verarbeitet. Die Lager haben eine Kapazität für bis zu 2,6 Millionen Kilo Milch. Bis die angelieferte Milch in einer ersten Pulverform ist, vergehen etwa zwölf bis 14 Stunden. Danach wird sie nach verschiedenen Rezepturen weiterverarbeitet – je nachdem, für welche Altersstufe des Babys das Milchpulver bestimmt ist.
Während der Herstellung wird die Rohmilch in Magermilch und Rahm getrennt. Der Rahm wird in anderen DMK-Werken weiterverarbeitet. In einem weiteren Schritt wird energiesparend bei zwölf Grad per Osmose-Verfahren schon ein Großteil des Wassers entzogen. Das hat am Ende Trinkwasserqualität und wird im Werk zur Reinigung der Geräte verwendet. Die Milchtanks werden mindestens alle 24 Stunden gereinigt.
Die Hygienestandards sind hoch: Während es in herkömmlichen Werken eine Hygiene-Zone gibt, sind es in diesem Werk gleich drei. In der roten Zone, in der abgefüllt wird, herrscht höchste Sicherheit. Mitarbeiter, die dorthin wollen, müssen ihre Arbeitskleidung vorher zweimal wechseln. So soll garantiert werden, dass die hohen Anforderungen an die Babynahrung eingehalten werden, bevor das Milchpulver nach Europa und in den Nahen und Fernen Osten exportiert wird.