Die nächsten Tage kann es in Bremen zu Warnstreiks kommen – beim Bremer Stahlwerk steht der Termin fest, beim Bremer Cinemaxx will die Gewerkschaft Verdi aus taktischen Gründen den Termin für den Warnstreik nicht bekanntgeben. Sicher ist aber, dass es das Kino irgendwann in den kommenden Tagen treffen werde. Für die Kinobesucher werde das wohl aber nicht bedeuten, dass Filme ausfallen werden. So schätzt es zumindest realistisch die zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretärin Kornelia Haustermann ein: „Den klassischen Filmvorführer gibt es ja so nicht mehr. Im Zuge der Digitalisierung wird da einfach auf den Knopf gedrückt, und der Film startet.“ Allerdings könne der Warnstreik zu längeren Schlangen an den Kassen führen, und dass die Besucher womöglich weder Popcorn noch Getränke an den Verkaufsständen erhalten.
Eigentlich hatte die Gewerkschaft ursprünglich als neuen Einstiegstarif einen Stundenlohn von zehn Euro gefordert. Da sei die Verdi-Tarifkommission der Arbeitgeberseite bereits entgegengekommen und fordert nun 9,50 pro Stunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwei Jahren. Die Verdi-Tarifkommission erwarte von der Arbeitgeberseite, dass sie die aktuelle Forderung der Beschäftigten endlich akzeptiert. Verdi-Landesfachbereichsleiter Lutz Kokemüller sagte: „Eine Einigung auf dem Niveau von 9,50 Euro für Einsteiger liegt nur knapp über dem Mindestlohn. Das ist eigentlich zum Sterben zu viel, zum Leben aber zu wenig.“
Denjenigen, die längerfristig in der Branche arbeiten, drohe Altersarmut. Verdi fordere daher Löhne, die zum Leben reichen. Denn es gebe eben nicht nur Studenten, die dort als Geringverdiener arbeiten, wie Kornelia Haustermann betont: „Natürlich gibt es hier in der Branche eine ganze Reihe von Studierenden, die sich dort Geld verdienen. Aber genauso gibt es noch eine Reihe von ehemaligen Filmvorführern, die in den Kinos nun als 'Mädchen für alles' arbeiten. Und sie alle haben es verdient, einen angemessenen Lohn zu erhalten.“
Aus Sicht der Verdi-Tarifkommission liege ein gangbarer Kompromiss auf dem Tisch. Dieser sieht spätestens nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit Löhne zwischen zehn und 17 Euro vor. „Unser Ziel ist es, am Ende existenzsichernde Löhne mit der Arbeitgeberseite zu vereinbaren“, so Kokemüller. Seine Kollegin Kornelia Haustermann sieht auch die Probleme, mit denen die Branche zu kämpfen hat: „Da ist die Konkurrenz zu den Streaming-Diensten wie Netflix, und gleichzeitig bleiben die Kosten für den Verleih des Films. Also wird der Kostendruck auf den Rücken der Mitarbeiter über die Löhne ausgetragen.“ Für den 25. März ist der nächste Verhandlungstermin angesetzt.
Montag wieder Streik in der Hütte
Im Bremer Stahlwerk wird es definitiv den zweiten Warnstreik innerhalb der aktuellen Tarifverhandlungen geben. Für den kommenden Montag hat die IG Metall die Mitarbeiter in der Hütte aufgerufen, in der Zeit von sechs bis zehn Uhr die Arbeit niederzulegen. Gegen acht Uhr soll es dann eine Kundgebung vor dem Tor 1 von Arcelor-Mittal geben. Damit will die Gewerkschaft den Druck auf Arbeitgeberseite erhöhen. Eigentlich sollte es am Montag die nächste Verhandlungsrunde geben. Die hatten die Arbeitgeber aber kurzfristig abgesagt und dies mit Krankheit begründet. Für die 72.000 Beschäftigten in der nordwestdeutschen Stahlindustrie fordert die Gewerkschaft sechs Prozent mehr Lohn und 1800 Euro Urlaubsgeld, das auch in Freizeit umgewandelt werden kann.
Für die Azubis fordert die IG Metall eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung sowie 600 Euro Urlaubsgeld. In Zukunft solle auch für die Dual-Studenten verhandelt werden. Außerdem möchte die Gewerkschaft, dass die Bestimmungen zu Altersteilzeit, Werkverträgen und Beschäftigungssicherung verlängert werden.
Erst in der vierten Verhandlungsrunde am 18. Februar hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt. Das hielt die IG Metall angesichts der guten Situation in der Branche für nicht ausreichend. Ein Angebot für die Azubis blieb aus. „Die Arbeitgeber müssen ihr Entgelt-Angebot in der kommenden Verhandlung verbessern, und wir erwarten, dass sie sich bezogen auf die Umwandlung der Urlaubsvergütung in Zeit lösungsorientiert und ideenreicher präsentieren“, sagte die Bremer IG-Metall-Geschäftsführerin Ute Buggeln. Wenn sich an der Haltung der Arbeitgeber nichts ändere, „wird sich eine weitere Eskalation in dieser Tarifrunde nicht verhindern lassen.“