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Preise für Wärmepumpen Warum Wärmepumpen im Ausland günstiger sind

Die Kosten für Wärmepumpen in Deutschland übersteigen die in anderen EU-Ländern. Hohe Standards sind eine Ursache. Deutschland befinde sich noch am Anfang der Lernkurve, so die Bremer Wärmepumpeninitiative.
02.12.2024, 05:43 Uhr
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Warum Wärmepumpen im Ausland günstiger sind
Von Peter Hanuschke

Wärmepumpen und deren Installation sind laut Medienberichten in Deutschland deutlich teurer als in vielen anderen Ländern. Das hat mehrere Gründe, wie Heinfried Becker von der Wärmepumpeninitiative Bremen-Bremerhaven erläutert. "Während viele Länder schon seit Jahren Erfahrungen mit Wärmepumpen gesammelt haben, steht Deutschland erst am Anfang der Lernkurve steht", sagt er. Der deutsche Markt sei noch jung, da müsse sich noch vieles regulieren. Insofern gebe es preislich bei Wärmepumpen und vor allem deren Installation sicherlich noch viel Luft nach unten. Das ARD-Magazin "Plusminus" führt als einen Grund auch die hohe staatliche Förderung in Deutschland an.

Was kosten Wärmepumpen in anderen Ländern?

Das britische Unternehmen Octopus Energy bietet laut "Plusminus" Wärmepumpenanlagen über ihre deutsche Tochter für einen Komplettpreis ab 24.000 Euro an. In Großbritannien wirbt das Unternehmen mit Preisen ab umgerechnet 9000 Euro. Die Wärmepumpen würden bei diesen Angeboten jeweils aus deutscher Produktion stammen. "Zu diesem Beispiel gehört aber auch, dass es in Großbritannien in vielen Städten vielfach nur zwei oder drei Häusertypen gibt, was einen Einbau von der Planung her deutlich einfacher macht", sagt Becker. Hinzu komme, dass die Häuser in der Regel kleiner seien als in Deutschland.

Was verursacht die hohen Kosten in Deutschland?

Einer der Gründe seien die hohen Standards hinsichtlich etwa der Dämmung oder der Schallemission – allesamt förderrelevant, sagt Katja Weinhold, Sprecherin des Bundesverbands Wärmepumpe, auf Nachfrage des WESER-KURIER. "Hier gibt es in anderen Ländern weniger hohe Auflagen." Auch bei der Installation von Öl- oder Gaskesseln gebe es ähnliche Preisunterschiede, die aus den höheren Sicherheitsstandards resultierten. Bei der Wärmepumpe müsste beispielsweise elektroseitig häufig der Zählerschrank ausgetauscht werden. Das allein könne mehrere Tausende Euro verursachen.

Gibt es genügend Fachpersonal?

"Nein, es gibt in Deutschland noch nicht genügend Klempner, die auf den Einbau von Wärmepumpen geschult sind", sagt der Bremer Experte Becker. Das sei sicherlich auch ein Grund, weshalb die Installationskosten noch sehr hoch seien. Dazu passt ein Beispiel aus dem "Plusminus"-Beitrag des Energietechnik-Unternehmens "1Komma5°", das für ein Berliner Reihenhaus ein Komplettangebot für den Einbau einer Wärmepumpe von deutlich über 30.000 Euro abgegeben hatte. Der Einbau wäre nach Aussage des Unternehmens auch schon heute für unter 20.000 Euro möglich, wenn der Betrieb genügend eigenes Personal hätte. Andere Handwerksbetriebe hinzuziehen, sei sinnlos, weil diese ausgebucht seien. "Einige Fachhandwerker haben erst in den vergangenen Jahren begonnen, sich auf erneuerbare Heizungssysteme umzustellen", so Katja Weinhold. "Durch die gestiegene Nachfrage in Folge der Ukrainekrise kam es in einigen Fällen zu überteuerten Angeboten." Da die Planung und Dimensionierung von Wärmepumpen als Niedertemperaturheizung anspruchsvoller sei als die Installation einer Öl- oder Gasheizung, "wurden die Kosten von weniger erfahrenen Betrieben in einigen Fällen gegebenenfalls höher angesetzt."

Könnten die Preise sinken?

"Davon sollte ausgegangen werden", sagt Becker. "Die Lernkurve ist hinsichtlich Einbau, Planung, Vertrieb einfach noch zu sehr am Anfang." Häufig würden aus Unerfahrenheit auch einfach viel zu überdimensionierte Anlagen eingebaut. Der Bundesverband Wärmepumpe geht absehbar nicht von sinkenden Preisen aus. Das liege in erster Linie an den vorgegebenen Standards und Auflagen. Gegebenenfalls werde es durch fallende Margen im Großhandel zu leichten Schwankungen kommen.

Wirken die Förderprogramme preistreibend?

Laut "1Komma5°" trägt auch die deutsche staatliche Förderung dazu bei, dass Handwerksbetriebe sich eben nur die lukrativsten Angebote aussuchen können. Anders als in anderen Ländern werde in Deutschland prozentual gefördert. Das bedeute: Je teurer die Anlage, desto mehr werde absolut gefördert. Laut Bundesverband seien die Stundensätze in der Regel festgelegt. In Zeiten von hoher Nachfrage könnten sich die Preise aber erhöhen – gerade wenn es um eine neue Technologie gehe, räumt der Verband ein. Staatliche Unterstützung sei bei Einführung einer neuen Technologie sinnvoll. Auf der anderen Seite wollten Unternehmen möglichst eine hohe Marge erzielen. Und das falle sicherlich leichter, je teurer eine Anlage sei.

Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?

Nach dem Rekordjahr 2023 mit 356.000 verkauften Wärmepumpen ist laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie der Absatz in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 54 Prozent gesunken. Im gesamten Jahresverlauf rechnet der Verband mit 200.000 verkauften Wärmepumpen – weit entfernt vom Ziel der Bundesregierung, dass ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen eingebaut werden sollten.

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