Die norddeutschen Wirtschaftsminister und -senatoren setzen sich für den Erhalt der schiffbaulichen Kompetenzen in Deutschland ein und fordern die Bundesregierung auf, konkrete Maßnahmen zur Begrenzung der Folgen der Covid-19-Pandemie für die deutsche Schiffbauindustrie umzusetzen. Denn die weltweiten Folgen des Coronavirus hätten die Schiffbaubranche und ihre Zulieferer in einer schwierigen Phase getroffen, die vor allem seit 2015 von einer weltweiten schwachen Nachfrage und von eskalierenden Handelskonflikten geprägt sei.
„Deutsche Schiffbauwerften haben sich bislang trotz der strukturellen Herausforderungen erfolgreich auf Nischenmärkte wie Kreuzfahrtschiffbau oder Passagierschiff- und Jachtbau spezialisiert“, heißt es in dem Appell. Durch die Covid-19-Pandemie seien nun auch diese Nischenmärkte eingebrochen. „Analysten rechnen mit einem Ausfall in der globalen Schiffbauproduktion von bis zu 70 Prozent in 2021."
Gemeinsamer Kraftakt
Deshalb fordern die Küstenländer unter anderem, dass Bund und Länder über eine verbesserte und vorübergehend beschleunigte öffentliche Beschaffung direkt Einfluss auf die Wirtschaftskraft der deutschen Schiffbauindustrie nehmen. Außerdem sollen die Entscheidungskriterien bei öffentlichen Vergaben breiter angelegt werden – neben dem Preis sollen künftig auch ökoeffiziente Antriebe, Referenzen sowie Wertschöpfungsanteile stärker berücksichtigt werden.
Die fünf norddeutschen Länder begrüßen den Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung und fordern den Bund auf, von diesem Instrument auch im Schiffbausektor Gebrauch zu machen, um die Werften und maritimen Zulieferer mit ihren Zehntausenden Arbeitsplätzen als industrielle Kerne in der gesamten Wertschöpfungskette in Deutschland zu erhalten.
Die IG Metall Küste, die in der vergangenen Woche ähnliche Forderungen gestellt hat, begrüßt den Küstenländer-Appell, der auch unter Beteiligung der Gewerkschaft entstanden sei. „Mit einem gemeinsamen Kraftakt müssen wir den Schiffbau durch die Corona-Krise bringen“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste.
„In Zukunft kommt es mehr denn je darauf an, den weltweiten Schiffsverkehr auf eine klimaneutrale Basis zu stellen“, sagt Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). „Da private Banken seit der Finanzkrise wegen erhöhter Ausfallrisiken zunehmend zurückhaltend bei der Schiffbaufinanzierung agieren, kommt dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds eine besondere Bedeutung für den Schiffbau zu.“