Der Containerumschlag ist in den bremischen Häfen in den ersten sechs Monaten zurückgegangen. Er sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 2,7 Millionen Standardcontainer (TEU). Betroffen ist dabei vor allem Bremerhaven, Europas viertgrößter Hafen.
Für Sorgenfalten sorgt diese Entwicklung bei den Verantwortlichen jedoch nicht. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Hamburg, Nummer drei in Europa, in diesem Bereich stabil geblieben ist und andere Häfen der sogenannten Nordrange zugelegt haben – etwa die Nummer zwei in Europa, Antwerpen, mit einem Plus von 1,9 Prozent (5,1 Millionen TEU) und die Nummer eins Rotterdam mit 9,3 Prozent (6,7 Millionen TEU).
Zahlen relativieren
Man müsse diese Zahlen immer relativieren, sagt Tim Cordßen, Sprecher von Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Martin Güthner (SPD). Entscheidend sei in diesem Zusammenhang auch, von welchem Niveau man komme. „Hätten wir im Vorjahr wie in Hamburg einen Rückgang gehabt, dann hätten wir jetzt wahrscheinlich auch ein stabiles Ergebnis erreicht.“
Auch Rotterdam hatte in den ersten sechs Monaten im vergangenen Jahr ein Minus von 2,3 Prozent. Es gebe in den Märkten weltweit ein Auf und Ab – entsprechend mache sich das in den Seehäfen bemerkbar, sagt Cordßen. Und je nachdem, aus welchen Regionen Waren in den Seehäfen umgeschlagen würden, gebe es manchmal unterschiedliche Entwicklungen und das häufig zeitversetzt.
„Ein super Ergebnis“
„Wir haben beispielsweise im ersten Halbjahr 1,1 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen.“ Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet das ein Plus von 11,8 Prozent. „Das ist natürlich ein super Ergebnis. Aber ob das auch in sechs Monaten noch so sein wird, kann im Moment keiner sagen.“
Die Märkte seien insgesamt sehr volatil. Voraussagen seien deshalb nur schwer zu treffen. Entsprechend gehe man mit den Entwicklungen um: „Wir machen uns beim Containerumschlag weder Sorgen, noch zünden wir ein Feuerwerk wegen des Autombilumschlags“, sagt Cordßen.
Der Gesamtumschlag der bremischen Häfen lag im ersten Halbjahr 2,4 Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2016. Insgesamt wurden knapp 37 Millionen Tonnen umgeschlagen, davon 30 Millionen Tonnen allein in Bremerhaven. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres stieg der Massengüterumschlag um 4,9 Prozent, das Stückgut ging um 3,5 Prozent zurück.
Unterdessen wertet der Vorstand von Hamburg Marketing, Axel Mattern, das Nullwachstum des Hafens in der Elbstadt positiv. „Der Hamburger Hafen hat sich im ersten Halbjahr 2017 insgesamt gut in einem schwierigen Umfeld behaupten können und weist im Vergleich zu den anderen deutschen Nordrange-Häfen ein stabiles Ergebnis auf“, sagt Mattern.
Marktanteile verschieben sich
Hinter der unveränderten Gesamtmenge verbergen sich Verschiebungen der Marktanteile innerhalb des Hafens. Die Containerschifffahrt sortiert sich nach neun Jahren Krise derzeit gründlich um: Große Reedereien schließen sich zusammen, werden übernommen oder scheiden aus dem Markt aus. In der Folge haben sich auch die Allianzen, in denen die Reedereien kooperieren, und die Fahrpläne deutlich verändert.
In Hamburg profitierte der größte Hafenkonzern HHLA, während der Bremer Konkurrent Eurogate zurückstecken musste. Es ist auch Ladung an die anderen Nordange-Häfen verloren gegangen. Dafür macht Mattern die nicht realisierte Fahrrinnenpassung der Elbe und „aktuell auftretende zeitliche Verzögerungen bei der Zollabfertigung von Importen“ verantwortlich.