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Apps für Hunde und Katzen Wenn das Haustier sich selbst unterhält

Wenn Herrchen oder Frauchen keine Zeit für das Haustier haben, gibt es inzwischen Apps dafür. Die digitale Steuererung kann das Tier auch automatisch füttern. Was Sinn macht und was nicht.
12.03.2020, 05:45 Uhr
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Von Maurice Arndt Und Bernadette Winter

Bremen. Die Digitalisierung – sie hat uns schon einige nützliche aber auch nutzlose Produkte beschert. Mittlerweile gibt es digitale Angebote aber nicht mehr nur für den Menschen, sondern auch für Haustiere. Auf dem Markt gibt es zahlreiche Handy-Apps oder digitale Gimmicks und Produkte, die den gemeinsamen Alltag von Mensch und Tier erleichtern sollen, wobei sich ein Großteil der Produkte nur auf Hunde und Katzen bezieht. Experten halten nicht alle dieser digitalen Angebote für sinnvoll. Sie sorgen sich um den persönlichen Kontakt von Mensch und Tier.

Kontrolle dank GPS-Tracker

Erst kürzlich präsentierte das Unternehmen Cloud 4 Pets auf einer Messe in Münster eine Datencloud für verschiedene Haustiere. Über die Software kann man alle wichtigen Daten wie Krankenakten, Impfausweis oder Chip-Nummer speichern. Zudem lassen sich auch Informationen wie Ernährungspläne oder Stammbäume anlegen. Über eine App sind die Daten überall und jederzeit abrufbar – im Notfall auch für Fremde. Der Besitzer kann dazu für sein Tier eine Notfallseite erstellen und dort beispielsweise seine Telefonnummer hinterlegen. Über einen QR-Code ist diese Seite auch für Menschen erreichbar, die die App nicht besitzen. Die Cloud kostet in der Einsteigerversion 14,90 Euro im Jahr.

Informations- und Datenapps, wie die Cloud 4 Pets sind vor allem für jüngere Menschen sinnvoll. Denn diese sind häufig verunsichert, wenn sie den neu adoptierten Schützling mit nach Hause nehmen und sich nach und nach mit unzähligen Fragen konfrontiert sehen: Welches Futter ist das richtige? Wie wird der Junghund stubenrein? „Apps zur Haustierhaltung bieten die Chance, dass Haustierhalter sich auch über dieses Medium über ihre Tiere informieren oder Daten rund um ihr Tier speichern können“, sagt Lena Schmitz, Sprecherin beim Deutschen Tierschutzbund (DTB).

Informations-Apps hätten das Potenzial, Fachlektüre zu ergänzen. Für viele Menschen sei der Blick in eine App attraktiver als in ein Buch. Wichtig dabei sei aber immer, dass die App tatsächlich fachlich korrekte Informationen und Hilfestellungen liefert, sagt die Sprecherin des Tierschutzbundes. Der Verband hat selbst eine App auf dem Markt. Mit seiner eigenen App will der DTB Hunde- sowie Katzenbesitzer ansprechen und ihnen Hilfestellungen, Erste-Hilfe-Tipps und Terminerinnerungen bieten. Besonders frisch gebackene Tierhalter wolle man ansprechen.

Wer sich oft um sein Haustier sorgt, dürfte sich auch durch die GPS-Tracker angesprochen fühlen. Diese gibt es mittlerweile in verschiedenen Ausführungen, etwa für Halsbänder oder Geschirr. Die Tracker sind in der Regel mit einer Sim-Karte ausgestattet und senden den Aufenthaltsort des Haustieres per App oder E-Mail an den Besitzer. Darüber hinaus bieten einige Apps die Möglichkeit an, dass man mit ihnen einen virtuellen Zaun aufstellt. Sollte das Haustier den „eingezäunten“ Bereich verlassen, bekommt der Besitzer eine Benachrichtigung und kann sein Tier einfangen.

Für kleinere Katzen oder Hunde sind die Sender jedoch nicht optimal, da sie durch den Akku sehr schwer sind. Lea Schmitz rät „bei Katzen mit Freigang grundsätzlich vom Tragen von Halsbändern oder Geschirren ab“. Die Gefahr, dass das Tier hängen bleibt und sich stranguliert, sei zu groß. Im ländlichen Raum sei zudem die Internetabdeckung oft nicht ausreichend, sagt Michael Link vom Fachmagazin „c‘t“. GPS-Tracker für Haustiere sind ab rund 30 Euro erhältlich. Hinzu kommen die laufenden Kosten für den Mobilfunkvertrag, der zur Sim-Karte im Tracker gehört.

Das selbstständige Haustier

Ein Haustier nimmt viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch. Manchmal ist es jedoch schwierig, sich ausreichend um sein Tier zu kümmern. Digitale Futterspender sollen Abhilfe schaffen und auch dann die Versorgung sicherstellen, wenn das Haustier mal länger allein zu Hause ist. Etwa für Menschen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten kann das hilfreich sein. Die Automaten werden vorher programmiert und geben das Essen zu bestimmen Uhrzeiten heraus. Bei einigen Geräten kann man sogar bestimmen wie groß verschiedene Mahlzeiten sein sollen. Gesteuert werden die Futterspender in der Regel über eine App, die auch das Fressverhalten des Tieres aufzeichnen kann. Einer dieser Automaten ist der Smart-Feeder. Der Futterbehälter soll groß genug sein, um mehrere Tage Futter auszugeben. Dank herausnehmbarer Bauteile sei das Gerät leicht zu reinigen. Beim Konkurrenzprodukt Pet Feeder kann man mit einem vorher aufgenommen Ton auf die Essenszeit hinweisen und zudem kleine Belohnungen ausgeben. Automaten gibt es ab etwa 45 Euro.

Für Haustierhalter versprechen die automatischen Futtergeräte also eine Erleichterung im Umgang mit dem eigenen Haustier. Das Futter müsse selten nachgefüllt werden und die Steuerung sowie Kontrolle des Gerätes sei durch die App einfach und auch aus der Ferne machbar, fasst Julia Görke von der Techniknachrichtenseite „Tech-Stage“ zusammen. Auch die Ernährung des Tieres könne profitieren. Aufgrund der durch den Automaten möglichen genauen Portionierungen sowie der Möglichkeit zur Kontrolle der einzelnen Mahlzeiten, sei eine gesunde Ernährung möglich. Auch sei es einfacher, Fütterungsroutinen einzuhalten. Nachteile erkennt Görke in der Nutzbarkeit des Gerätes. So könne man nur Trockenfutter damit verfüttern – und dieses auch nur an Katzen und kleinere Hunde. Zudem verstopften die Geräte leicht.

Lea Schmitz vom DTB sieht die Geräte skeptisch. Vor allem Hunde sollte man ohnehin nicht über einen längeren Zeitraum allein lassen. „Wer also voll berufstätig ist, sollte sich lieber überlegen, ob er den Hund mit zur Arbeit nehmen kann, oder sich eine Betreuungsmöglichkeit suchen“, sagt Schmitz. Bei Katzen sei es sinnvoll, diese zu zweit zu halten, damit die Tiere miteinander spielen können.

Das Haustier wird zum Nutzer

Doch nicht nur die Pflege eines Tieres ist aufwendig: Haustiere wollen unterhalten werden. Auch hierfür gibt es verschiedene Apps, die die vierbeinigen Freunde bei Laune halten sollen. Mit einigen Anwendungen können sich Haustiere sogar ganz allein beschäftigen. Die App Cat Alone etwa animiert Katzen, über ihren natürlichen Jagdtrieb zum Spielen: Über das Display huschen leuchtende Punkte oder kleine Käfer, die die Katze, zu fangen versucht. Für Hunde steht mit dem Wickedbone ebenfalls ein digitales Spielzeug zur Verfügung. Der Plastikknochen besitzt zwei Räder und lässt sich per App steuern. Für einen kurzen Zeitraum kann er auch allein fahren und das Haustier beschäftigen, während das Herrchen sich um andere Dinge kümmert. Auch automatische Ballwurfautomaten, die meist ohne App funktionieren, können einen Hund ganz ohne Zutun des Herrchens beschäftigen. Zunächst muss dem Tier aber das Gerät beigebracht werden.

Im Vergleich zu reinen Informations-Apps sieht Schmitz die Unterhaltungs-Anwendungen kritischer. Sie befürchtet, dass sie das Spiel mit dem eigenen Haustier ersetzen: „Tablet- oder Handyspiele sind für Tiere nicht ideal. Sie können maximal eine Ergänzung zu der normalen Beschäftigung mit dem Tier sein.“ Ohnehin: Das Tier muss die digitalen Varianten überhaupt erst mal annehmen. Katzen- wie Hundehaltern sollte bewusst sein, dass sie jeden Tag ausreichend Zeit für Spiel, Beschäftigung oder Gassigehen einplanen müssen, bei der sie direkten Umgang und Kontakt mit ihrem Tier haben. Das Spiel und die Beschäftigung mit dem Hund oder auch der Katze stärke beispielsweise die Bindung zwischen Mensch und Tier, sagt Schmitz. „Eine App kann dies nicht ersetzen.“

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Zur Sache

Tracking ersetzt das Chippen nicht

Auf keinen Fall ersetzt ein Tracking-System die Kennzeichnung per Transponder mit Mikrochip und eine Registrierung, sagt Lea Schmitz. „Der Chip kann das Tier nicht orten, er macht es aber unverwechselbar“, erläutert Michael Link. So kann es schnell zu seinem Besitzer zurückgebracht werden, wenn es aufgefunden wird.

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