Arbeiten außerhalb des Betriebs mit PC, Laptop oder Smartphone führt zu Mehrarbeit, kann aber dennoch zufrieden machen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Demnach haben sogenannte mobile Computerarbeiter in Deutschland am häufigsten Arbeitstage von mehr als zehn Stunden haben. Die Arbeitszufriedenheit dieser Menschen sei trotzdem hoch.
„Das Interessante ist, dass diese Menschen dafür mehr Autonomie haben, das heißt, sie haben mehr Souveränität zu entscheiden: Wie arbeite ich, wann arbeite ich, was arbeite ich“, sagte Studienautor Oliver Stettes. Insgesamt führe dies zu einer Balance. So gaben rund 63 Prozent der mobilen Computerarbeiter an, dass sie während der Arbeit ohne große Komplikationen ein bis zwei Stunden für persönliche Angelegenheiten frei nehmen können. Als Computerarbeiter gelten Beschäftigte, die mindestens ein Viertel ihrer Zeit mit PC, Laptop und Smartphone arbeiten. Insgesamt sind das über alle Berufsgruppen hinweg 55 Prozent der Beschäftigten in Deutschland.
Über die Hälfte der Arbeitnehmer arbeitet zumindest gelegentlich außerhalb
Mobiles Arbeiten sei eine Form, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, sagt dagegen Studienautor Stettes. Ob sie genutzt werden, hänge von den Menschen und dem Betrieb ab. „Bei der Arbeitszufriedenheit, die in Deutschland sowieso sehr hoch ist, gibt es keinen Unterschied. Es gibt insgesamt eine positive Wahrnehmung. Auch die mobilen Computerarbeiter signalisieren: Das passt so für mich.“
Über die Hälfte der Beschäftigten arbeitet der IW-Studie zufolge zumindest gelegentlich außerhalb des Betriebs, hauptsächlich bei Kunden. Vor allem sind dies Handwerker, Führungskräfte und Akademiker. Nur knapp acht Prozent arbeiten mehrmals im Monat oder häufiger von zu Hause aus. Unter den 20 Prozent, die häufiger außerhalb am Laptop oder Smartphone arbeiten, sind besonders viele Führungskräfte und Beschäftigte in akademischen Berufen.
Arbeitnehmerkammer kritisiert ständige Erreichbarkeit
Die Bremer Arbeitnehmerkammer verweist darauf, dass sich die IW-Studie, für die 1600 Angestellte befragt wurden, vorwiegend auf Hochqualifizierte beziehe. Im Land Bremen arbeiten in erster Linie Beschäftigte aus der IT- und Kommunikationsbranche mobil sowie bei wissenschaftlich-technischen Dienstleistungen. Das hat die vor kurzem veröffentlichte Beschäftigtenbefragung der Arbeitnehmerkammer im Land Bremen ergeben. Allerdings arbeiten auch in sozialen Feldern wie der Pflege mobil. Im Durchschnitt aller Beschäftigten sind es nur 14 Prozent. Kammer-Geschäftsführerin Elke Heyduck sagte dem WESER-KURIER: „Von den Menschen, die tatsächlich mobil arbeiten, bewerten weit über die Hälfte diese Arbeitsform als überwiegend vorteilhaft oder sehen viele Vorteile darin.“ Für die Kammer ergeben sich da aber zwei Fragen: Ist die Mobilarbeit geregelt? Das heißt, wird sie anerkannt und vergütet?
Laut Arbeitnehmerkammer ist die Mobilarbeit bei den Bremer Beschäftigten zu gut 20 Prozent tariflich geregelt und zu gut 30 Prozent in einer Dienst- oder Betriebsvereinbarung geregelt. In knapp acht Prozent der Fälle gebe es individuelle Verabredungen – mündlich oder als Zusatz im Arbeitsvertrag. Außerdem fragt sich die Kammer, ob trotz Mobilarbeit oder Homeoffice auch die Erholungs- und Ruhezeit gesichert ist? Elke Heyduck sagt: „Wir wissen aus zahlreichen Untersuchungen, dass das Fehlen verlässlicher Erholungszeiten zumindest auf mittlere und lange Sicht zu Gesundheitsproblemen und psychischer Überlastung führt.“ Gerade Jüngere und Hochqualifizierte seien häufig mit der Anforderung konfrontiert, recht unbegrenzt erreichbar zu sein. Das zahle sich nicht aus.