Bremen. Werder Bremen spielt als Mitglied der Bundesliga in einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Ligen der Welt. Ein Erfolg, der sich auf die Klubs auswirkt. Auch Werder muss seine Firmenstruktur den Herausforderungen des Millionengeschäfts Profifußball anpassen.
Wer mit Klaus Filbry spricht, lernt die andere Seite des Fußballgeschäfts kennen. Eine Seite, auf der Begriffe wie Viererkette, Doppel-Sechs oder Spielmacher nur am Rande vorkommen. Der Job des für Marketing, Management und Finanzen zuständigen Werder-Geschäftsführers ist es, die Entwicklung des Klubs vom einstigen Sportverein zum hoch professionellen mittelständischen Sportunternehmen federführend zu Ende zu bringen.
In gewisser Weise spielt der "Werder Bremen GmbH und Co. KG aA", wie der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb seit 2003 offiziell heißt, dabei die aktuelle Entwicklung in die Karten. Denn Filbry & Co. sind wegen der für Werder unbefriedigend verlaufenen beiden letzten Spielzeiten gezwungen, die gesamte Unternehmensstruktur den neuen, bescheideneren Bedingungen anzupassen. Das, sagt Filbry, bedeute zum einen, durch Investitionen in die Infrastruktur rund um Klub und Stadion neue Erlösquellen zu schaffen, zum anderen aber auch Kosten zu senken – wegen der nun schon zweiten Spielzeit ohne Teilnahme an europäischen Wettbewerben fehlen Einnahmen im schmerzhaften zweistelligen Millionenbereich. Dazu kommt noch der Umbau des Stadions, der rund 76 Millionen Euro gekostet hat.
Kosten senkt Werder natürlich auch mit dem Umbau des Profikaders, der unter den Werder-Fans aktuell für mächtig viele Diskussionen sorgt. Laut dem Bundesligareport 2012 der Deutschen Fußballliga (DFL) machen die Kosten für Spieler und Trainerstab jedoch ein Drittel der Gesamtausgaben der Bundesligavereine aus.
Doch Verkauf und Neuverpflichtung von Spielern ist nur ein Teil des Projekts, das unter dem Namen "Strategie 2016" bei Werder über alle Abteilungen hinweg Prozesse hin zu noch mehr Professionalität, Effizienz und damit geringeren Kosten in Gang setzen soll. Einen ersten solchen Strategieprozess hat der Verein in den Jahren 2002 bis 2004 hinter sich gebracht – als die Profiabteilungen in die Werder GmbH ausgegliedert wurden.
Heute ist der Profi-Klub Werder ein Unternehmen mit 136 Mitarbeitern (einschließlich Profispielern), einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro und zuletzt einem Gewinn von 8,2 Millionen Euro. Ein Wert, den der Verein in diesem Jahr verfehlen wird. "Wegen der fehlenden Einnahmen aus europäischen Wettbewerben müssen wir uns anders aufstellen und weiter Kosten senken", sagt Filbry. "Wir werden deshalb in diesem Geschäftsjahr ein deutlich spürbares negatives Ergebnis in der Bilanz ausweisen." Dass der Verein die Millionen aus Champions-League-Zeiten und Transfererlösen falsch investiert habe, weist Filbry zurück. "Damit haben wir den Stadionumbau finanziert, Eigenkapital aufgebaut und in den Kader investiert."
Das Kostensenkungsprogramm werde flankiert von Maßnahmen aus der Strategie 2016. "Dazu gehören die bereits umgesetzten Investitionen in die Infrastruktur des Stadions, mit denen wir vor allem im Bereich Aufenthaltsqualität und Logenangebote neue Erlöse gewinnen", sagt Filbry. "Auch beim Sponsoring versprechen wir uns mehr Umsatz durch die eingeleiteten Maßnahmen."
So wird es laut Filbry ab der kommenden Saison im Weserstadion eine 240 Meter lange LED-Werbebande entlang des Spielfelds geben, die von der Firma Infront vermarktet werden wird. "Damit können wir 24 Werbeplätze anbieten, statt bisher 14", sagt der Finanzchef. "Wir rechnen dabei mit einem Umsatzplus von rund einer halben Million Euro." Insgesamt rechnet Filbry durch die Modernisierung im Stadion plus neue Sponsoring-Angebote sowie einer Offensive bei der Positionierung der Marke Werder Bremen mit neuen Erlösen von rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr. Das Namensrecht des Stadions steht dabei übrigens nicht zur Diskussion. "Das Weserstadion wird auf absehbare Zeit auch weiter Weserstadion heißen."
Wie notwendig all die Maßnahmen sind, zeigt ein Blick in den DFL-Report. Die Bundesliga hat mit einem Umsatz von 1,94 Milliarden Euro den siebten Rekord in Folge aufgestellt. Insgesamt hängen von den Klubs der ersten und zweiten Bundesliga rund 40000 Jobs ab. Alle 36 Klubs der drei Profiligen sichern sogar 110000 Arbeitsplätze und sorgen für eine Wertschöpfung von 5,1 Milliarden Euro pro Jahr.
"Der Profifußball ist extrem stark gewachsen", sagt auch der auf Unternehmensführung im Profifußball spezialisierte Wirtschaftsprofessor Sven Voelpel von der Bremer Jacobs University. "Die meisten Klubs sind inzwischen mittelständische Unternehmen. Es gibt jedoch noch großen Nachholbedarf bei Führungsstrukturen und professionellem Management."
Das hat auch Werder erkannt. Deshalb gehört zur Strategie 2016 auch ein Personalentwicklungs-Plan. "Wir wollen uns als Team fit für die Zukunft machen", sagt Filbry. "Dazu gehört, die Potenziale der Mannschaft optimal auszuschöpfen, Mitarbeiter zu entwickeln und klare Führungskompetenzen herauszuarbeiten."