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Koloss am Bremer Kreuz Weserpark will nicht mit Bremer City konkurrieren

Der Weserpark sieht sich nicht im Wettbewerb mit der Bremer Innenstadt oder der Waterfront — dabei hat das Einkaufszentrum neben den üblichen Filialen auch so einige Überraschungen zu bieten.
10.03.2017, 20:15 Uhr
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Weserpark will nicht mit Bremer City konkurrieren
Von Jürgen Hinrichs

Der Weserpark sieht sich nicht im Wettbewerb mit der Bremer Innenstadt oder der Waterfront — dabei ist er das größte Einkaufszentrum in Bremen und hat neben den üblichen Filialen auch so einige Überraschungen zu bieten.

Im Inspiration Store ist jetzt ein Telefonladen, was schade ist, denn dieser Store, der hatte was, ein cooler Laden, ein Experiment. Zur Einweihung waren damals Leute gekommen, die gemeinhin als Hipster bezeichnet werden: Junge Männer im dunklen Anzug mit Hornbrille auf der Nase und Bart im Gesicht. Lässige Typen mit einem Hauch von Extravaganz. Sie sprachen englisch miteinander und hatten einen Gesichtsausdruck, als würden sie die Welt kennen.

Der Inspiration Store war ein Versuch auf Zeit. Drei Monate, in denen erprobt wurde, wie sich die digitale Einkaufswelt mit der stationären verbinden lässt. Produkte aus dem Internet, die mit Händen zu fassen waren. Zusätzliche Informationen am Bildschirm, an dem sofort auch bezahlt werden konnte. Das war Aufbruch, etwas Neues und hat deshalb gut gepasst. Neu nämlich war im Grunde alles, als der Weserpark, Bremens größtes Einkaufszentrum, vor gut zwei Jahren aus dem Jungbrunnen stieg.

Der Store ist Geschichte, so war es geplant. Sonst aber sind sie alle geblieben: 170 Geschäfte, von denen 60 damals dazugekommen sind, als die neue Ladenstraße eröffnet wurde. Was schon da war, bekam ein Lifting und wurde angepasst. Heute merkt man den Unterschied gar nicht mehr. Alles eins, ein Center, homogen.

Weserpark hat ein schönes Entree

Kurz hinterm Haupteingang zwei Bremer Traditionsgeschäfte: Der Bremer Ratskeller mit seinem Weinverkauf und der Tabakladen M. Niemeyer. Ein schönes Entree, zumal danach die üblichen Filialisten kommen. Fachgeschäfte von A bis Z, von Adler bis Zara. Überraschungen gibt es trotzdem. Der Superdry Store zum Beispiel, den hätte man hier nicht vermutet. Superdry, eine britische Textilhandelskette, hat sich einem Stil verschrieben, der japanisch inspiriert, amerikanisch geprägt und, ja, auch britisch sein soll, very british. Andere Superdry-Filialen findet man erst wieder in Hamburg und in Osnabrück.

Einmalig in Bremen ist auch das Geschäft einer Kette aus Dänemark, das vor Kurzem im Weserpark eröffnet wurde. Es heißt Søstrene Grene und hat Accessoires im Angebot, Schreibwaren und Deko-Artikel. Krimskrams, könnte man sagen, den man in Deutschland vorher nur in Hamburg, Hannover und Oldenburg kaufen konnte.

Es gibt einen Aldi im Weserpark und das große Warenhaus von real. Es gibt Drogerien, Sportgeschäfte, eine Buchhandlung, den Media-Markt, Juweliere, Frisöre, Telefonläden und außerordentlich viel mehr. Es gibt einen Food-Court, dem man mehr Deckenhöhe hätte geben sollen, denn so fühlt man sich dort wie das Stück Fleisch im Burger, Deckel drauf, eingezwängt.

Die köstlichsten Macarons gibt's im Café Lujo

Es gibt einen Stand mitten in der Mall, da kann man sich sein Eis und die Zutaten selbst mixen, bezahlt wird nach Gewicht. Nicht weit davon, im Café Lujo eine andere Spezialität: Macarons, ein französisches Baisergebäck, so lecker, wie nirgendwo sonst in der Stadt. Auch Fisch kann man im Weserpark kaufen, bei Nordsee oder einem regionalen Anbieter: Abelmann Fischfeinkost aus Bremerhaven.

Die Gebieterin über das alles ist Monika Mehrtens, sie leitet den Weserpark, seit zwölf Jahren schon, was für eine Center-Managerin eine ziemlich lange Zeit ist. Angestellt ist die 59-Jährige bei der MEC. Das gemeinsame Unternehmen des Einzelhandelsriesen Metro und der Hamburger ECE betreibt den Weserpark. Eigentümerin ist die EZW Kauf- und Freizeitpark GmbH mit Wiltraud Steenken als Mehrheitsgesellschafterin.

Die 76-Jährige hatte vor 18 Jahren das Erbe ihres Mannes übernommen. Werner Steenken war es, der die Idee für den Weserpark hatte und die Kraft, sie in die Tat umzusetzen. Nach ihm ist deshalb in der Nähe des Einkaufszentrums eine Straße benannt.

Größtes Einkaufszentrum in Bremen

„Wiltraud Steenken ist immer noch mit Herzblut dabei“, sagt die Center-Managerin, „durch sie bekommt der Weserpark ein Gesicht.“ Die Eigentümerin ist mit der Erweiterung des Centers noch einmal richtig in die Vollen gegangen. In 17 Monaten wurden rund 65 Millionen Euro verbaut. Die Mieter investierten zusätzlich 35 Millionen Euro. Mit den 12.500 Quadratmetern, die hinzugekommen sind, ist die Verkaufsfläche jetzt 66.000 Quadratmeter groß. Zum Vergleich: In der Waterfront, dem zweitgrößten Einkaufszentrum in Bremen, sind es 44.000 Quadratmeter.

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Als der „neue“ Weserpark eröffnet wurde, hatte er nicht nur mehr Ladenfläche, er bekam in dem Gebäude auch ein anderes, hell-modernes Design und einen Werbeauftritt, der bis zum Logo und den Schriftzügen deutlich filigraner ist als früher. Wiltraud Steenken hatte etwas gewagt und viel Geld ausgegeben, in Zeiten, als so mancher Experte glaubte, dass der stationäre Handel, zumal in den großen Centern, wegen des boomenden Online-Handels in Schwierigkeiten kommen könnte. Die Eigentümerin focht das nicht an: „Hier geht es doch um mehr als nur ums Einkaufen“, sagte sie damals dem WESER-KURIER, „die Menschen wollen sich treffen, Kaffee trinken, etwas erleben.“

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Besuch als Freizeitbeschäftigung

Monika Mehrtens, die Center-Managerin, hat genau diese Erfahrung gemacht. Zuletzt, als sie in der Weihnachtszeit beim Einpackservice mithalf, sie wollte Kunden kennenlernen, eine kleine Marktforschung: „Da waren zwei Paare, die kamen aus Walsrode und haben mir erzählt, dass sie sich alle sechs bis acht Wochen ins Auto setzen und nach Bremen fahren, um im Weserpark einen ganzen Tag zu verbringen.“ Ähnliches habe sie mit Kunden aus Lüneburg erlebt.

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Für Mehrtens, sagt sie, war das eine Bestätigung: „Die Menschen sind mobil, sie fahren gerne irgendwohin, um was zu erleben.“ Der Besuch im Weserpark als Freizeitbeschäftigung. „Die fahren nicht los, nur weil sie sich eine weiße Bluse kaufen wollen.“ Die fahren möglicherweise auch nicht los, nur um ins Einkaufscenter zu gehen. Auf dem weitläufigen Gelände des Weserparks gibt es mit dem Cinestar-Kristallpalast ein großes Kino, es gibt ein Möbelhaus, einen Baumarkt und den Wellness-Tempel Oase.

Die Kunden aus Lüneburg hätten ihr erzählt, später am Tag auch noch die Bremer Innenstadt besuchen zu wollen. Ein Beispiel, wie‘s sein kann und Wasser auf die Mühlen der Managerin: „Wir sehen uns nicht im Wettbewerb mit der Innenstadt oder der Waterfront“, sagt Mehrtens. Man müsse den Blick viel weiter fassen: „Unsere Konkurrenten sind die anderen Städte, Hannover oder Oldenburg.“ Ihnen müsse Bremen Paroli bieten. Ganz Bremen und nicht nur der Weserpark.

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