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Wirtschaftsministerium "Es gibt keinen Zwang zur Wärmepumpe"

Die Bundesregierung will das Heizungsgesetz abschaffen. Doch was heißt das? Was Bremer Heizungsfachleute über die Politik der neuen Wirtschaftsministerin sagen.
24.05.2025, 05:00 Uhr
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Von Lisa Schröder

Steffen Röhrs kennt das Heizungsgeschäft gut. Seit zehn Jahren lenkt er einen alteingesessenen Bremer Familienbetrieb – in vierter Generation. Früher seien Heizungen nie eine besonders emotionale Sache gewesen. Doch die Zeiten sind längst vorbei. Wie heize ich mein Zuhause? Was heißt das fürs Klima? Es gibt hitzige Debatten dazu – richtig Druck auf dem Kessel.

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat sich positioniert. "Es muss Schluss sein mit dem Zwang zur Wärmepumpe", sagte sie im Interview mit dem "Handelsblatt". An anderer Stelle sagte Reiche, es gelte, „wieder Ruhe in den Markt zu bekommen“.

Das wünscht sich auch Röhrs, Obermeister der Bremer Innung Sanitär Heizung Klima. Wobei ihm etwas der Puls steigt, wenn er solche Aussagen seitens der Politik hört. "Es gibt keinen Zwang zur Wärmepumpe", sagt der Geschäftsführer der Uwe Röhrs GmbH. Den habe es nie gegeben. Was aber stimme: "Die Wärmepumpe ist oft alternativlos."

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Wo steht Deutschland?

Röhrs sieht Deutschland bei der Technologie allerdings hinterherhinken. In vielen Nachbarländern werde bereits auf Wärmepumpen gesetzt. Es sei wirklich keine neue Erfindung. "Wir müssen da Gas geben", sagt Röhrs. Übersetzt bedeutet das: weg vom Gas. Wer heute noch auf eine Gasheizung setze, mache einen strategischen Fehler. In Zukunft werde deren Betrieb immer teurer. Einige Kunden wünschten sich dennoch eine Gasheizung. "Deswegen ist man natürlich kein schlechter Mensch", betont Röhrs mit Blick auf die Debattenkultur. Die Zahlen zeigten aber: Das Interesse an Gasheizungen nehme deutlich ab.

Ganz neu in das Geschäft mit Wärmepumpen ist in diesem Jahr das Unternehmen Adler Solar eingestiegen. Die Nachfrage der Kunden sei da. Unter der Marke Adler Wärme sind die Bremer künftig am Markt. Einen Zwang zur Wärmepumpe – den habe es nicht gegeben. So sehen es auch die beiden Geschäftsführer Gerhard Cunze und Tobias Döpkens. Schon seit Längerem sei ein Einstieg bei den Wärmepumpen geplant gewesen. Ihnen sei eine hohe Qualität dabei besonders wichtig. "Wir sind neu im Segment", sagt Döpkens. "Es soll Hand und Fuß haben, wenn wir das machen."

Wie will ich in Zukunft heizen? Aus Sicht der Geschäftsführer ist Aufklärungsarbeit weiter wichtig, damit Verbraucherinnen und Verbraucher eine richtige Entscheidung für sich treffen können. Döpkens ist überzeugt: "Wenn eine Wärmepumpe richtig aufgestellt ist, habe ich eine tolle Wärmequelle – auch in Zukunft." Gerade in Skandinavien seien Wärmepumpen bereits fest etabliert. Hier habe der "Heizhammer" leider für viel Verunsicherung gesorgt.

Wie sieht es bei den Kosten aus?

Der Betrieb von Steffen Röhrs verbaut seit vielen Jahren Wärmepumpen. Im Jahr seien es etwa 170 bis 200 Stück in Bestandsgebäude. Seine Erfahrung zeige: Verbraucher könnten 800 bis 1000 Euro im Jahr an Betriebskosten sparen – was noch konservativ gerechnet sei. Wärmepumpen seien abzüglich der Förderung damit heute nicht mehr teurer als Gasheizungen.

Die Geschäftsführer von Adler Wärme sehen die Förderung als schöne Unterstützung. Wenn die Hilfe irgendwann wegfallen sollte, werde das sicher am Markt kompensiert, sagt Cunze: "Dann werden die Preise fallen."

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Was hält die Branche von den Plänen der Politik?

Heizungsbauer Röhrs sagt grundsätzlich: "Ich bin ganz entspannt." Die EU mache klare Vorgaben für die Länder, wenn es um die Emissionen gehe. Daran müsse sich Deutschland halten. Ziemlich genau in einem Jahr müsse eine Gesetzesnovelle in Kraft sein aufgrund der neuen Gebäuderichtlinie der EU. Die Bundesregierung habe also gar nicht viel Zeit, eine Lösung auf den Weg zu bringen. CDU und SPD haben sich im Koalitionsvertrag vorgenommen: "Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen." Das neue Gebäudeenergiegesetz werde "technologieoffener, flexibler und einfacher". Doch was das heiße? "Wir haben nicht sehr viele Alternativen", sagt Röhrs.

Röhrs hat sich den Koalitionsvertrag komplett durchgelesen. Aus seiner Sicht sind in puncto Umweltschutz und Gebäudeenergiegesetz darin Fehler gemacht worden. "Das ist nicht gerade gut gelungen", sagt der Bremer Innungschef. "Es ist wirklich enttäuschend." Was am Ende wichtig für den Verbraucher sei: "Es wird keinen Rückweg zu fossilen Energien geben." Das stehe auch klar in der Richtlinie der EU.

Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?

Im vergangenen Jahr ging der Absatz in Deutschland deutlich zurück. 193.000 Wärmepumpen konnten die Hersteller verkaufen. Im ersten Quartal 2025 stieg der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder deutlich. Das geht aus Angaben des Bundesverbandes Wärmepumpe hervor. Verbandsgeschäftsführer Martin Sabel sieht "Licht am Ende des Tunnels". Zentraler Treiber für die Entwicklung sei die Heizungsförderung.

Wie deren Zukunft aussieht? Einige Verbraucher müssen sich deshalb Sorgen gemacht haben, dass die Unterstützung wegfallen könnte: Nach dem Aus der Ampel seien Wärmepumpen besonders gefragt gewesen, berichtet Steffen Röhrs.

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