Wilhelmshaven/Cuxhaven/Bremerhaven. Geht es um Autoimport und -export, dann gehört Bremerhaven seit Jahren zu den großen europäischen Drehscheiben. Aber auch in den niedersächsischen Seehäfen hat sich der Autoumschlag längst etabliert – so in Cuxhaven und in Emden. Aber auch in Wilhelmshaven tut sich was, das allerdings in erster Linie im Gebrauchtwagensegment: So absolvierte die Jade Car Logistics GmbH zusammen mit der Jade-Dienst GmbH bereits im April und Juni zwei erfolgreiche Verladungen von Gebrauchtfahrzeugen Richtung Nordafrika. Und ganz aktuell hat dort das Unternehmen Mosolf seinen neuen Auto-Terminal in Betrieb genommen. Die Mosolf-Gruppe will zunächst von Wilhelmshaven aus etwa 50 000 bis 60 000 Autos jährlich verschiffen. Ziel ist dabei ebenfalls Nordafrika.
„Für die Fahrzeuglogistik bietet Wilhelmshaven land- wie wasserseitig beste Voraussetzungen", sagt Jörg Mosolf, Vorstandsvorsitzender der Mosolf-Gruppe. Für den Autoumschlag wird im Inneren Hafen die vorhandene RoRo-Brücke am Hannoverkai genutzt. Wilhelmshaven ist der jüngste von mittlerweile 38 Standorten in Europa innerhalb des Mosolf-Netzwerks.
Zum Leistungsspektrum des 1955 gegründeten Familienunternehmens gehören nach eigenen Angaben maßgeschneiderte Logistik-, Technik- und Servicelösungen, die die gesamte Wertschöpfungskette der Automobillogistik abdecken: vom Bandende bis zum Recycling. Etwa 3500 Mitarbeiter beschäftigt die Mosolf-Gruppe an Standorten in Deutschland, Tschechien, Polen und Frankreich. Der Sitz der Wilhelmshavener Niederlassung befindet sich im Güterverkehrszentrum am Jade-Weser-Port. Von dort aus wird bereits seit April das Lagergeschäft mit Vermieter-Fahrzeugen koordiniert. Dabei werden Rückläufer von Autovermietungen, in der Regel Jahreswagen, konsolidiert und eingelagert und von dort aus dann wieder in den Markt eingesteuert.
Gute Vernetzung
Auch wenn die Mosolf-Gruppe ihren Hauptsitz in Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg hat, ist sie an der Nordseeküste bereits gut vernetzt – dafür sorgt Inke Onnen-Lübben, die seit Anfang April die Niederlassung in Wilhelmshaven leitet. Die Wirtschaftsingenieurin war nämlich bis 2018 zwölf Jahre lang in der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen tätig – erst im Marketing und später jahrelang als Geschäftsführerin.
Den Transport der Autos übernimmt die italienische Reederei Grimaldi. Damit habe man einen bedeutenden global agierenden RoRo-Reeder an der Seite, so Mosolf. „Wir freuen uns, unseren Kunden ab sofort regelmäßige Verschiffungen von diesem starken Hafenstandort aus gemeinsam mit Mosolf anbieten zu können“, sagt Costantino Baldissara, Logistics-Direktor der in Neapel ansässigen Grimaldi Group. An Wilhelmshaven schätze die Reederei vor allem die nautischen Vorteile. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sagte bei der offiziellen Inbetriebnahme am Wochenende, dass das Terminal wichtige Impulse für den Standort Wilhelmshaven setze.
Die Gebrauchtwagen seien im Schnitt sechs bis acht Jahre alt, sagt Inke Onnen-Lübben. „Der Vorteil der Fahrzeuge ist, dass diese noch über Technik verfügen, die manuell repariert und gewartet werden kann, zudem gibt es für diese Fahrzeuge eine gute Ersatzteilverfügbarkeit. Damit ersetzen die ,europäischen' Gebrauchtwagen deutlich ältere und umweltunfreundlichere Fahrzeuge.“ Für die Fahrzeuge stünden momentan 40 000 Quadratmeter Stellfläche zur Verfügung.
Für die Mosolf-Gruppe gilt Wilhelmshaven als Ausgangspunkt für die perspektivische Entwicklung internationaler Märkte im Bereich der Fahrzeuglogistik und technischen Services, um so das Portfolio der deutschen Häfen gezielt zu ergänzen. Dafür hat Mosolf am Standort, wo bislang 15 Arbeitsplätze entstanden sind, nach eigenen Angaben bereits rund zwei Millionen Euro investiert und plant im Zuge der zukünftigen strategischen Entwicklung weitere Investitionen. „Ein Geschäftsfeld sind beispielsweise alternative Antriebe, passend zum E-Nutzfahrzeug Tropos für das wir bereits Vertriebsstützpunkt sind“, sagt Inke Onnen-Lübben. Es gebe aber auch Geschäftsansätze etwa im Bereich der Gebrauchtwagenlogistik und der E-Mobilität. Im Wesentlichen gehe es darum, die Stärken des Standorts Wilhelmshaven in die Aktivitäten der Mosolf-Gruppe insgesamt einzubringen.
Die Jade Car Logistics und die Jade-Dienst GmbH haben bereits ihre ersten Erfahrungen mit Verladungen von Gebrauchtfahrzeugen Richtung Nordafrika und östliches Mittelmeer gesammelt. Die Pkw und Lkw seien nicht nur für den afrikanischen Markt bestimmt, sondern auch für die Levante-Region, sagt Timo Schön, der seit Juni neben den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern Michael Schaefer und Hans Oestmann Geschäftsführer der Jade-Dienst GmbH ist. „Da Ladung in diese Regionen besonderen Auflagen unterliegt, haben wir bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt den engen Austausch mit den involvierten Behörden und deren Vertretern gesucht„, sagt Schön, der vorher als Sprecher der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen tätig war. Die beiden ersten Verladungen hätten gezeigt, “dass wir hervorragend aufgestellt sind, um die Anforderung unseres Kunden zu erfüllen.„ Josef Nasr, Geschäftsführer der Jade Car Logistics GmbH, ergänzt: „Die durch den Jade-Dienst geschaffenen Voraussetzungen sind optimal für unser Geschäft.“
Die Idee für das neue Geschäftsfeld sei Oestmann und Schaefer Anfang dieses Jahres gekommen. Das Kerngeschäft des 1958 gegründeten Wilhelmshavener Traditionsunternehmens – die Jade Dienst GmbH gehört seit Jahresbeginn mehrheitlich den neuen Hauptgesellschaftern J. Johannsen & Sohn aus Lübeck sowie den Hamburg Lines Men – sind die Festmacherei, Projektverladungen, technische Reparaturen und Wartungen an Antriebssystemen, die Versorgung von Schiffen sowie Arbeiten auf Seebaustellen. Und dieses Potenzial, insbesondere die vorhandenen Lagerflächen und das gut ausgebildete Personal, wollten Oestmann und Schaefer nun auch für den Autoumschlag nutzen. „Am Anfang war es vielleicht eine fixe Idee, aber die Akzeptanz des Marktes hat uns recht gegeben", hatte sich Oestmann nach den ersten beiden Verladungen zufrieden geäußert. Das Team arbeite sehr lösungsorientiert, was angesichts des oftmals sehr fortgeschrittenen Alters der Fahrzeuge und dem entsprechenden Zustand unabdingbar sei, so Schaefer.