Der Strombedarf wird steigen. Allein durch eine vollständige Umstellung auf Elektromobilität würde er in Deutschland laut dem Institut für Weltwirtschaft Kiel um fast 20 Prozent zunehmen. Fürs Klima macht es nur Sinn, wenn dieser Strom dafür aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Gleiches gilt für die Gewinnung von Wasserstoff, der dann als grün bezeichnet wird. Um diese und andere Themen wird es am 5. und 6. Oktober auf der Windforce 2021 in Bremerhaven gehen – einer der zentralen Treffpunkte der Offshore-Windenergie-Branche in Deutschland. Organisiert wird die Windforce von der Windagentur WAB.
Von 15 auf 20 Gigawatt (GW) bis 2030 und auf 40 GW bis 2040 hatte die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Ausbaupläne für Windenergie auf See angehoben: Das sei der richtige Weg, aber der Bedarf werde dadurch noch nicht gedeckt sein, zumal die Offshore-Windindustrie auf jeden Fall in der Lage wäre, mehr Leistung zu installieren – so der Tenor der Vertreterinnen und Vertreter, die an diesem Montag mit Impulsvorträgen auf die Bedeutung der Windforce aufmerksam machten. Mit dabei: Bremens Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne), Christian Schnibbe, Sprecher vom Bremer Offshore-Projektierer WPD, Torsten von Haaren, Stadtverordnetenvorsteher (SPD) in Bremerhaven und Alexandra Stein, Leiterin der schottischen Regierungsvertretung in Deutschland – Schottland ist Partnerland der diesjährigen Windforce -, Jens Assheuer, Vorsitzender des WAB-Vorstands, und WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler.
Trotz der Aussichten ist die Stimmung in der Branche getrübt. Denn bis 2025 wird es weiterhin eine Auftragsdelle geben – verursacht durch einen früheren Zickzackkurs der Politik, bei dem Ausbauziele reduziert wurden oder sich die Rahmenbedingungen zum Nachteil änderten. Was fehlte, war Planungssicherheit für die Industrie, die maßgeblich für eine Realisierung von Offshore-Windparks ist. Immerhin liegen die Vorlaufzeiten bis zum Bau der Parks im guten Fall bei eineinhalb Jahren. Die großen Offshore-Player kompensieren diese Durststrecke zum Teil in den Auslandsmärkten wie Asien und Europa, die in den vergangenen Jahren ihre Ausbauziele massiv angehoben hatten. Für den Mittelstand, der nach wie vor in Deutschland entlang der Wertschöpfungskette aktiv sei, sei die Windforce bestens dafür geeignet, sich zu vernetzen und darüber ebenfalls vom Auftragsvolumen im Ausland zu profitieren – etwa in Schottland, so Assheuer.
Wichtig sei vor allem, die Zwischenziele für den Ausbau zu formulieren und die Ausschreibungsverfahren entsprechend zu gestalten, damit der Ausbau zeitnah erfolgen könne, so Schnibbe. Denn eines müsse jedem klar sein. Offshore-Wind sei nicht nur ein Stützpfeiler der Energiewende, sondern auch ein Garant für bezahlbaren Strom. "Wir konnten schon 2015 insgesamt zwei Gigawatt installieren", verdeutlichte Heike Winkler die Leistungsfähigkeit der Offshore-Industrie, die sich seitdem durch technologische Innovationen deutlich weiterentwickelt habe. Maike Schaefer und Torsten von Haaren hoben hervor, dass der Ausbau der Offshore-Windindustrie Grundvoraussetzung für die Entwicklung Bremerhavens und Bremens zu einem künftigen Treiber für die Produktion von grünem Wasserstoff sei.
Windenergie spielt gegenwärtig laut dem Bundesministerium für Energie und Wirtschaft die tragende Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Demnach betrug die installierte Leistung der Windenergieanlagen 2020 an Land 54,4 GW und auf See 7,75 GW – ein Anteil am deutschen Bruttostromverbrauch von 23,7 Prozent. Insgesamt liegt der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bei 45,4 Prozent.