Bremen. Windräder in Nord- und Ostsee sollen künftig einen großen Teil Strom erzeugen. Doch bis die berechneten Leistungen erreicht werden, wird es noch einige Zeit dauern. Neben anderen gibt es auch Netzanschlussprobleme.
Verzögerungen beim Netzanschluss der Offshore-Windparks in der Nordsee bringen den Zeitplan für die Stromerzeugung in Verzug. Die Inbetriebnahme der ersten 40 Anlagen des Windparks Trianel Borkum West II verschiebt sich bis zum zweiten Quartal 2013, teilte Trianel am Mittwoch in Aachen mit. Durch die Verschiebung sei mit Mehrkosten in Millionenhöhe zu rechnen. Ursprünglich war die Fertigstellung der ersten Ausbaustufe für Ende dieses Jahres geplant. Erst Anfang der Woche hatte auch der Energieversorger RWE bekanntgegeben, dass sich der Baustart des Windparks Nordsee Ost vor Helgoland wegen fehlenden Netzanschlusses verschiebt und der Park erst 2014 statt wie zunächst geplant noch in 2012 startet.
Die Probleme beim Netzanschluss stehen auch im Mittelpunkt der Konferenz "Windforce 2012", zu der rund 800 Teilnehmer aus dem In- und Ausland nach Bremen gekommen sind. Die Branche fordert seit Monaten die Bundesregierung auf, das Haftungsrisiko zu lösen und gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Nach den Plänen des Bundes zur Energiewende soll bis 2020 aus Offshore-Windparks eine Leistung von 10 000 Megawatt erzielt werden.
Nach Studien des Marktforschungsinstituts für Windenergie wind:research, die am Mittwoch auf der "Windforce 2012" vorgestellt wurden, wird das Ziel der Bundesregierung nicht erreicht. Am wahrscheinlichsten sei es nach den Berechnungen, dass bis 2020 die in Nord- und Ostsee installierte Leistung 7200 Megawatt erreichen werde, sagte der Geschäftsführer des Institut, Dirk Briese. Damit würden sich etwa 1600 Windräder auf dem Meer drehen. Voraussetzungen dafür seien neben anderen die Lösung der Netzanschlussprobleme bis spätestens Ende des Jahres und der zügige Ausbau der Infrastruktur insbesondere der Häfen, sagte Briese. Im schlimmsten Fall könnte nach den Berechnungen das Ziel um 75 Prozent verfehlt und nur eine Leistung von 2700 Megawatt realisiert werden.
Basis der Berechnungen ist nach Angaben von wind:research eine Datenbank mit über 900 Offshore-Windparks weltweit und mehr als 330 Kriterien pro Windpark. Dazu zählen unter anderem Finanzierung, Anlagenbauervertrag und Windgeschwindigkeiten.
Baubeginn des Windparks 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum war am 1. September 2011. Insgesamt sollen dort 80 Windräder 400 Megawatt Strom erzeugen. Beteiligt sind 33 Stadtwerke und Regionalversorger unter Führung der Trianel GmbH.
(dpa)