Ob Papst Benedikt auf seiner Deutschlandreise in München Station macht, ob Joachim Gauck in Berlin zum Bundespräsidenten gewählt wird oder ob Werder Bremen im Weser-Stadion ein Champions-League- oder DFB-Pokal-Spiel bestreitet, dann sorgt das Unternehmen „Rent a hand event support“ vor Ort dafür, dass die Veranstaltungstechnik ohne Zwischenfälle funktioniert.
Bremen. Kalle gehört zum Personal. „Das ist unser Bürohund“, stellt Andreas Wischmann den elfjährigen Jack Russell Terrier vor. Aber Kalle ist noch mehr, nämlich ein echter Fernsehstar. „Vor zwei Jahren war er beim ’Perfekten Dinner’ mit dabei“, erzählt Wischmann, der als Geschäftführer gemeinsam mit Jürgen Helmke die „Rent a hand event support“ GmbH leitet. Kalles Herrchen Moritz Michelsen sorgt mit seinen Kollegen für die Personaldisposition der Tages- und Nachtschichten. Der Bürohund mit Bildschirmerfahrung passt perfekt ins Team, denn „Rent a hand“ arbeitet für alle Größen der Veranstaltungsbranche und sorgt beispielsweise dafür, dass bei europaweiten Fernsehproduktionen alles reibungslos läuft.
Ob Bühnenaufbauten, Licht-, Ton- und Videotechnik, die Crew von „Rent a hand“ hat in den letzten zehn Jahren dafür gesorgt, dass Thomas Gottschalk in „Wetten dass ?“ nie im Dunkeln stand und dass die aufwendigen Bühnenbilder immer rechtzeitig an Ort und Stelle waren. „Heute wird ja oft mehr mit Projektionen als mit den klassischen Bühnenbildern gearbeitet“, erzählt Wischmann. Dementsprechend ist sein Team immer auf der Höhe der Zeit. „Das ist ein Learning-by-doing-Prozess“, sagt der gelernte Holzkaufmann. Ein Know how, das die Stars zu schätzen wissen.
Eigentlich sind die „Rent a hand“-Leute am Set die Unsichtbaren. Sie werden schon für ihre Aufgaben eingeteilt, während das jeweilige Konzert in der Bremer ÖVB-Arena oder in der Hamburger AOL-Arena noch läuft, um sofort nach Veranstaltungsende Bühne und Technik abzubauen. „Dann gibt es im Vorübergehen einen anerkennenden Gruß und Applaus“, erzählt der Geschäftsführer.
Thomas Gottschalk habe in den zehn Jahren, in denen „Rent a hand“ die ZDF-Sendung „Wetten dass?“ betreute, die Mitarbeiter immer zu seinen Jubiläen eingeladen. „Überhaupt hat unser Geschäft viel damit zu tun, dass die Chemie stimmt. Unser Motto gegenüber Kunden und Mitarbeitern lautet: „Wir wollen die Guten sein“.
Wischmann hat wie Helmke den Job der Veranstaltungstechnik von der Pike auf gelernt. Er gab seinen Beruf als Holzkaufmann auf und studierte in Bremen Betriebswirtschaftslehre. Nebenbei jobbte er und schob Kisten, wie man in der Veranstaltungsbranche sagt. 1994 lernten sich Wischmann und Helmke kennen. Damals musste Andreas Wischmann bei der Konzerttournee von Bryan Ferry als Vorarbeiter seine Feuertaufe bestehen. Und er merkte, dass er sich, wenn es hart auf hart kommt, absolut auf den Versicherungsfachmann, der zuvor bei Mercedes Kraftfahrzeugschlosser gelernt hatte, verlassen konnte.
„Die große Herausforderung in unserer Branche ist es, dass die Leute auch dann noch gut funktionieren, wenn sie physisch und psychisch an ihre Grenzen stoßen. Die müssen auch dann noch mitziehen, wenn sie beispielsweise im Sauerland bei neun Grad im Dauerregen Gitter schleppen müssen“. Denn auch das ist Teil der Dienstleistungs-Palette, die die Unternehmer anbieten. Da die Veranstaltungstechnik mitunter zwar ein schönes, aber auch schwieriges, da schlecht kalkulierbares Geschäftsfeld ist, haben Wischmann und Helmke ihr Unternehmen breit aufgestellt und branchenunabhängig gemacht. „Schließlich tragen wir die Verantwortung für 120 Mitarbeiter. Also müssen wir schon Jahre vorausschauend denken. Jürgen und ich versuchen, immer intensiver und schlauer zu sein als die anderen. Bei einem großen Konzert brauchen wir vielleicht alle unsere Leute, bis zum nächsten Konzert werden sie dann aber nicht mehr alle benötigt“.
Deshalb gründeten die Inhaber von „Rent a hand“ vor drei Jahren eine Firma, die sich mit dem Rotorblattservice bei Windenergieanlagen beschäftigt, und Anfang 2012 eine weitere Firma, die Verkehrstechnik bereitstellt. An beiden Firmen sind sie beteiligt.
Am Hemelinger Hafendamm lagert die firmeneigene Verkehrssicherungstechnik, Absperrgitter, die beispielsweise bei Großveranstaltungen wie dem Papstbesuch kilometerweise benötigt werden. Das Know-how der Veranstaltungsexperten kommt auch der anderen Neugründung zugute.
„Unsere Leute sind es gewohnt, beim Aufbau von Konzerten in schwindelnder Höhe zu arbeiten. Das hilft ihnen natürlich auch, wenn sie auf Windkraftanlagen vom Nordkap bis nach Portugal im Einsatz sind“, sagt Wischmann. „Sie erhalten kontinuierlich Fortbildungen etwa in der Abseiltechnik.“ Die unternehmerische Weitsicht hat sich ausgezahlt, für „Rent a hand“ ging es seit der Gründung vor zwanzig Jahren kontinuierlich aufwärts. „Wir sitzen in Bremen, Bielefeld, Dresden und Gießen. Und wir wollen noch weiter expandieren“, unterstreicht Andreas Wischmann. Von Wirtschaftskrise bis jetzt so gut wie keine Spur. „Die Leute gehen gerade ins Konzert, wenn die Zeiten schlecht sind, um auf andere Gedanken zu kommen“, sagt er. Einen unvorhersehbaren Einbruch des Geschäftes gab es in den zwei Jahrzehnten allerdings doch, nach dem Terror-Anschlag auf das World Trade Center. „2003 wollten sich die US-Stars plötzlich nicht mehr in den Flieger nach Europa setzen. Ganz zu schweigen von den amerikanischen Versicherungen, die die Konzerttourneen nicht mehr versichern wollten“, erinnert sich Wischmann. „Wir arbeiten rund um die Uhr, 24 Stunden und 365 Tage im Jahr, extrem detailverliebt. Unsere Leute müssen immer gleich den nächsten Schritt mitdenken.“
Die Veranstaltungs-Etage im dritten Stock des Bürogebäudes an der Stresemannstraße funktioniert wie ein Ideenpool. Die hier ansässigen Firmen sind untereinander befreundet, Herausforderungen werden gemeinsam diskutiert und bewältigt. „Wir helfen uns gegenseitig und nutzen Synergieeffekte“, sagt Andreas Wischmann. Nur einige Türen weiter sitzt Sylke Stahhel von der Firma „Rigging Service Nord“ GmbH. „Auch unsere Mitarbeiter müssen schwindelfrei sein, denn sie installieren an der Decke der großen Hallen Stahltraversen, an denen Lautsprecher und Scheinwerfer hängen“, erzählt sie. Gleich daneben betreibt Jörg Zander, der als Geschäftsführer von „Arte und Event“ zugleich Tourmanager der Chorformation „Arte Corale“ ist, eine weitere Firma. Mit seiner „Mediaflight unlimited views“ realisiert er mit sogenannten Multicoptern Film- und Fotoaufnahmen aus bis zu tausend Metern Höhe.
„Wir wollen die Guten sein“
Die Bremer Firma „Rent a hand“ bietet ihren Kunden einen Rundumservice bei Veranstaltungen an
Zitat:
„Unser Geschäft hat
viel damit zu tun, dass
die Chemie stimmt.“
Geschäftsführer Andreas Wischmann
„Wir wollen die Guten sein“
Die Bremer Firma „Rent a hand“ bietet ihren Kunden einen Rundumservice bei Veranstaltungen an
Zitat:
„Wir helfen uns
gegenseitig und
nutzen Synergieeffekte.“
Geschäftsführer Andreas Wischmann