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Durch Eisrückgang entstehen neue Fanggebiete / Anrainerstaaten sollen Managementplan für die industrielle Fischerei entwickeln Wissenschaftler sorgen sich um den Arktischen Ozean

Wissenschaftler sorgen sich um den Arktischen Ozean
11.06.2012, 13:27 Uhr
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Von Gerd Braune

Montreal. Im Arktischen Ozean sollte nach Ansicht von Wissenschaftlern kommerzieller Fischfang zur Zeit nicht zugelassen werden. Die Arktisstaaten sollten zunächst eine internationale Vereinbarung über den Schutz der bisher unregulierten Gewässer des zentralen nördlichen Eismeers entwickeln. Bevor industrielle Fischerei beginne, müssten die Auswirkungen des Fischfangs auf das Ökosystem erforscht und ein Managementplan erstellt worden sei.

Die Umweltorganisation Pew Environmental Group veröffentlichte einen von mehr als 2000 Wissenschaftlern aus 67 Ländern unterzeichneten offenen Brief am ersten Tag der Wissenschaftskonferenz „International Polar Year 2012“ in Montreal, auf der Bilanz des Internationalen Polarjahrs 2007/2008 gezogen werden soll. „Es gibt keinen Spielraum für Fehler in einer Region, in der sich durch Rückgang des Meereises das marine Ökosystem rapide verändert“, sagte Henry Huntington, Pews Wissenschaftsdirektor für die Arktis. Zwei Drittel der Unterzeichner des offenen Briefes kommen aus den fünf Küstenstaaten des Eismeers, USA, Kanada, Dänemark-Grönland, Norwegen und Russland, mehr als 400 aus EU-Staaten.

Das Meereis stellte bis vor wenigen Jahren ein unüberwindbares Hindernis für Fischfang im Arktischen Ozean dar. Nun aber könnte sich kommerzieller Fischfang aufgrund des Rückgangs des Eises zumindest im Sommer lohnen. Eine großer Teil des Zentralen Arktischen Ozeans liegt außerhalb der 200-Seemeilen-Zone, der Ausschließlichen Wirtschaftszone der Küstenstaaten. Die USA hatten in ihrer 200-Meilenzone in Beaufort- und Tschuktschensee im Jahr 2009 ein kommerzielles Fischfangverbot erlassen und erlaubten lediglich wissenschaftlichen Fang, um das Ökosystem zu erforschen. Kanada entwirft derzeit seine Politik für seinen Teil des Beaufortsee.

Über die Fischbestände im Arktischen Ozean ist noch nicht viel bekannt. Vermutet wird, dass es größere Mengen Grönland- oder Polardorsch gibt, vermutlich auch Grönland-Heilbutt und – wie in der Antarktis – Shrimps und Krill. In Küstennähe gibt es Arctic Char (Seesaibling). Möglicherweise wandern Fischbestände künftig vermehrt aus dem Nordpazifik in den Arktischen Ozean. „Oft wissen wir erst im Nachhinein, wenn die großen Fischfangflotten in die Meere gehen, was sie enthalten“, sagte Travor Tayler von Oceans North Canada dieser Zeitung.

Wissenschaftler und Umweltschützer fürchten, dass ohne vorherige Regulierung dem Ozean ein Überfischen drohen könnte oder Trawler wie in der Antarktis mit Schleppnetzen auf Fang gehen könnten. Die arktischen Gewässer lägen näher am asiatischen Markt als der südliche Ozean, sodass die Arktis ein attraktives Ziel für Schleppnetzfischerei werden könnte. Es gebe aber nicht genügend Informationen über Vorkommen und Wanderbewegung der Fischbestände und darüber, welche Rolle sie im Ökosystem des Eismeers spielten, schreiben die Wissenschaftler. Ohne wissenschaftliche Daten drohe eine Zerstörung der Ressourcen, wenn der kommerzielle Fischfang ohne einen Managementplan zugelassen werde.

Pew und Oceans North Canada wollen erreichen, dass die arktischen Küstenstaaten einen vorläufigen Verzicht auf jeglichen kommerziellen Fischfang im Arktischen Ozean erklären und auf ein internationales Abkommen hinarbeiten, das auch für andere Staaten bindend wäre.

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