Die Landwirtschaft spielte für die Bremische Volksbank bisher keine große Rolle im Geschäft. Kredite für einen Trecker? Eher selten in einer Stadt wie Bremen. Nun allerdings steht das Haus an der Domsheide vor Veränderungen. Im Sommer soll die Fusion mit der Volksbank der Kollegen in Sottrum perfekt sein. In deren Geschäftsgebiet waren die Bremer schon bei Kundenveranstaltungen dabei – zuletzt bei einem Frühstück mit 200 Landwirten. "Das hat wirklich Spaß gemacht", sagt Vorstand Detlev Herrmann. "Und die freuen sich auch darauf, dass es vielleicht neue Möglichkeiten gibt mit der größeren Bank."
Die Bremische Volksbank zog ein letztes Mal allein Bilanz fürs vergangene Geschäftsjahr – vor dem Zusammenschluss mit der Volksbank Wümme-Wieste. Herrmann berichtet im Gespräch mit dem WESER-KURIER von einem "richtig guten Jahr". Unterm Strich konnten 16,6 Millionen Euro erwirtschaftet werden – deutlich mehr als in den Vorjahren. 2022 noch drückten, wie bei vielen Banken, Abschreibungen auf Wertpapiere aufs Ergebnis.
Die Bilanzsumme stieg auf 1,6 Milliarden Euro. Vorstand und Aufsichtsrat planen eine Dividende von 3,5 Prozent. Die Zinswende hat am Erfolg Anteil. Die Bank habe frühzeitig durch ihre Angebote Kunden für sich gewinnen können. Das Einlagenvolumen sei um 150 Millionen Euro gewachsen. Das sei gegen den Trend anderer Regionalbanken. Im Immobiliengeschäft konnte die Bank Kredite vermehrt über Plattformen vertreiben. Dieser Kanal werde in Zukunft, sagt Vorstand Ulf Brothuhn beim Treffen, weiter an Bedeutung gewinnen.
Trotz der positiven Entwicklung: Der Fusionsprozess hat dem Managerduo zufolge im vergangenen Jahr zugleich viel Kraft gekostet. Für die Kunden sei das jedoch nicht spürbar gewesen. Aus den beiden Volksbanken muss ein Haus werden – mit einer gemeinsamen Kultur und gemeinsamen Prozessen. "Wir müssen uns jetzt immer für den besten Weg entscheiden", sagt Herrmann. Vor der sogenannten technischen Fusion im Juni scheut sich Brothuhn dabei nicht. Das zuständige Rechenzentrum begleite regelmäßig solche Zusammenschlüsse. "Das wird klappen", sagt Brothuhn. Für die Kunden der Bremischen Volksbank verändern sich BIC und IBAN zudem nicht.
Im Vorstand wollen sie in den nächsten Jahren zunächst zu viert bleiben. "Wir sind nicht nur unterschiedliche Menschen, sondern haben auch unterschiedliche Kompetenzen. Und die verzahnen sich ganz gut", sagt Brothuhn. Irgendwann sind Anpassungen angedacht. "Langfristig ist eine solche Bank", sagt Herrmann, "nicht mit vier Vorständen zu führen."
Schon jetzt müssen alle wichtigen Entscheidungen zusammen getroffen werden. Denn wenn die Fusion im Sommer durch ist, wird sie zurückdatiert auf Anfang des Jahres. Beschlüsse zu Kundenwünschen sollen wie bisher zügig gefasst werden – selbst wenn nun vier Manager auf der Brücke stehen. Bisher seien viele Dinge morgens beim "Businesskaffee" geklärt worden. Nun braucht es neue Absprachewege neben den offiziellen Vorstandssitzungen. Insgesamt sollen weiterhin 250 Beschäftigte für die neue Volksbank mit Sitz in Bremen und Sottrum tätig sein.
Die Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland schauen grundsätzlich auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Es konnte so viel wie noch nie verdient werden. Die Chefin des Bundesverbandes Marija Kolak sprach dem "Handelsblatt" zufolge von „beachtlichen Zahlen“, konstatierte aber weiterhin eine "Winterstarre" in der Wirtschaft.
Die Bremische Volksbank kann bei den Krediten bisher keine besonderen Ausfälle beobachten oder vermehrt Firmeninsolvenzen. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen hat jedoch vergangenes Jahr abgenommen aufgrund des schwierigeren Umfelds. Gerade bei Immobiliengeschäften ist die Zurückhaltung zu spüren. Das ist aus Sicht von Brothuhn angesichts des Wohnungsmangels in Deutschland "mehr als problematisch". Die höheren Bauzinsen und Baukosten seien "Stimmungskiller für die Immobilienbranche".