Auch wenn der Rat der Europäischen Zentralbank in seiner Sitzung am Donnerstag den Einlagenzins unverändert bei vier Prozent gelassen hat, sind bei den Banken und Sparkassen in Bremen und umzu erste Veränderungen zu beobachten. Das betrifft vor allem das Festgeld. So bietet die Oldenburgische Landesbank (OLB) beim Festgeld mit einer Laufzeit von sechs Monaten aktuell 2,7 Prozent an. Im vergangenen Juli bot das Geldinstitut noch einen Sparzins in Höhe von 2,8 Prozent an. Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gibt die OLB ihren Kunden momentan einen Zins in Höhe von drei Prozent, im Juli waren es noch 3,35 Prozent. Kunden müssen hier mindestens 5000 Euro investieren.
Fairerweise muss man allerdings sagen, dass die OLB im vergangenen Sommer zu den Filialbanken in der Region gehörte, die gerade beim Festgeld schneller als andere Geldinstitute die Konditionen in die genannten Höhen nach oben geschraubt hatte.
Hoher Tagesgeldzins bei der DKB läuft aus
Bei der Onlinebank DKB laufen nun nach sechs Monaten die höheren Konditionen für das Tagesgeld aus: Von August bis Januar gab sie sowohl Neu- als auch Bestandskunden 3,5 Prozent Zinsen. Daraus werden ab Februar nun 1,75 Prozent. Dagegen haben Geldinstitute in der Region hier nochmals nachgelegt. So bietet die Bremische Volksbank bei Eröffnung eines Online-Tagesgeldkontos 2,35 Prozent. Vergangenen September lag der Zins noch bei 2,1 Prozent. Ansonsten ist bei anderen Filialbanken in der Region festzustellen, dass sie mit nochmals gestiegenen Tagesgeldzinsen versuchen, weiterhin Neukunden für sich zu gewinnen. Die PSD Bank Nord als Genossenschaftsbank gewährte Neukunden im September einen Sparzins in Höhe von 3,35 Prozent für sechs Monate. Jetzt im Januar dürfen sich die Neukunden über 3,75 Prozent freuen. Die Mindesteinlage von 10.000 Euro bleibt dabei unverändert.
Das Vergleichsportal Verivox stellte bei seiner Auswertung den stärksten Rückgang bei Festgeld fest, das für fünf Jahre angelegt wird. Im Schnitt boten bundesweit aktive Banken zum Stichtag 19. Januar dafür 2,81 Prozent Zinsen. Zu Jahresbeginn waren es 3,01 Prozent. Der Durchschnittszins für Tagesgeld bei bundesweit verfügbaren Angeboten lag demnach quasi unverändert bei 1,72 Prozent. Was die Spitze angeht: Deutsche Geldinstitute, die im alten Jahr für das Tagesgeld beim Sparzins sogar noch eine Vier vor dem Komma versprachen, sind bei den großen bekannten Vergleichsportalen nicht mehr zu finden. Und die Tendenz sieht danach aus, dass das auch so bleibt. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde gesagt, eine Zinssenkung in diesem Sommer sei durchaus wahrscheinlich. Das klingt zumindest danach, dass nicht bereits auf der kommenden Sitzung der Europäischen Zentralbank mit diesem Schritt zu rechnen ist.
Wie Festgeld den guten Zins für die Zukunft sichert
Für Sparer bedeutet diese Ansage, dass das Interesse an Festgeld mit längeren Laufzeiten steigen sollte, um sich auf diese Weise den hohen Zins von heute für die Zukunft zu sichern. Rudolf Krux vom Vergleichsfinanzportal biallo.de rät zur sogenannten Treppenstrategie: "Bei der Festgeldtreppe verteilen Sie den anzulegenden Betrag zu gleichen Teilen auf mehrere Festgeldkonten mit gestaffelten Laufzeiten. Zum Beispiel könnten das fünf Konten mit Laufzeiten von einem, zwei, drei, vier und fünf Jahren sein. In diesem Fall wird künftig jedes Jahr ein Festgeldkonto auslaufen." Sofern die frei werdenden Beträge nicht benötigt werden, legt man diese erneut. "Bei der Wiederanlage können Sie immer die maximale Laufzeit wählen, so zum Beispiel fünf Jahre. Sie gewinnen also an Flexibilität, ohne auf die besten Zinsen verzichten zu müssen", ergänzt Krux.
Interessant ist, dass nun auch die Direktbanken verstärkt auf Festgeld setzen. Im Juli hatte die DKB Festgeld erst mit Laufzeiten ab zwei Jahren im Angebot. Inzwischen bietet das Geldinstitut bereits ab sechs Monaten einen Sparzins in Höhe von 3,5 Prozent an. Ebenso verspricht die ING auch schon ab sechs Monaten Anlagezeitraum einen Zins von 2,25 Prozent an. Dafür verlangt die größte Direktbank Deutschlands allerdings eine Mindestanlage in Höhe von 10.000 Euro.
Krux sagt abschließend: "Es gilt zu bedenken, dass der starke Zinsanstieg der letzten Jahre ein sehr seltenes, vielleicht einmaliges Ereignis war. Das gilt besonders für den Basiseffekt: Zwischen Anfang 2022 mit 0,15 Prozent und Anfang 2024 mit 2,54 Prozent hatten sich die Zinsen für einjähriges Festgeld beinahe versiebzehnfacht."