Wer krank ist, kommt ohne sie meistens nicht aus: Apotheken. Aber in ganz Deutschland nimmt ihre Zahl ab. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) war im ersten Halbjahr 2018, das sind die aktuellsten Zahlen, mit 19 591 Haupt- und Filialapotheken der niedrigste Stand seit den späten 80er-Jahren erreicht.
In Bremen ist das nicht anders, auch hier gibt es immer weniger Pharmazeuten, die sich hauptberuflich dem Verkaufen von Medikamenten verschrieben haben.
Allerdings hat sich das sogenannte Apothekensterben nach den für die Branche schlechten Jahren 2010 bis 2012 verlangsamt. Gab es im Jahr 2014 noch 151 Apotheken im Bundesland, waren es Ende Februar noch 143.
Nimmt man nur die Zahlen für das Stadtgebiet ohne Bremerhaven und Bremen-Nord, haben die Bremer seit 2017 die Auswahl zwischen insgesamt 96 Apotheken, im Jahr 2014 waren es noch 101.
Die Angaben sind Teil einer jetzt veröffentlichten Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage der SPD zur Situation der Apotheken und den dort beschäftigten Menschen. „Bundesweit gibt es immer wieder Debatten über die Lage der Apotheken. Deshalb wollten wir einen Überblick für Bremen haben“, erklärt die Bürgerschaftsabgeordnete Stephanie Dehne den Hintergrund der Anfrage. „Man sieht, dass die Zahl der Schließungen im Moment konstant bleibt.“
Laut den Senatszahlen gab es in den vergangenen fünf Jahren jeweils eine bis zwei Schließungen wie Neueröffnungen. Die Ausnahme bildet 2017, als fünf Apotheken dichtmachten und eine neu eröffnete.
Mit einer Apothekendichte von 21 pro 100 000 Einwohnern liegt Bremen zwar unter dem Bundesdurchschnitt (24 pro 100 000 Einwohner). Aber „aus Sicht des Senats ist die wohnortnahe Versorgung gewährleistet“, heißt es in dem Papier. Vor allem „die dichte Infrastruktur des Städtestaates“ sorge dafür, dass niemand unzumutbar weite Wege zurücklegen muss.
Auch Klaus Scholz, selbst Apotheken-Inhaber und Präsident der Bremer Apothekenkammer, bestätigt: „Als Stadtstaat haben wir keinen direkten Versorgungsmangel. Aber wir sehen seit Jahren eine kontinuierliche und stetige Verringerung.“
Wesentlich deutlicher zu merken sei der Schwund im Bremer Umland. „Im Bremer Speckgürtel, beispielsweise in Stuhr oder Weyhe, ist noch alles gut. Aber wer in Syke wohnt, muss unter Umständen bis nach Varrel fahren, um eine Notdienst-Apotheke zu erreichen“, sagt Klaus Scholz.
Vor allem im Norden von Niedersachsen mit seinen insgesamt 1942 Apotheken (Stand Ende 2017) gibt es laut der dortigen Kammer viele Apotheker, die keine Nachfolger für ihre Geschäfte finden.
Die Ursachen dafür, dass der Beruf der Apotheker für viele unattraktiver wird, sind seit Jahren dieselben: Einerseits die Konkurrenz der ausländischen Versand-Anbieter, die sich seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2016 nicht an die Preisbindung für rezeptpflichtige Arzneien halten müssen und Kunden Rabatte auf Rezepte anbieten sowie der Mangel an Fachkräften.
Nach dem Studium ziehen viele Absolventen Jobs in Pharmafirmen oder bei den Krankenkassen einer Selbstständigkeit vor, auch pharmazeutisch technische Assistenten sind oft schwer zu finden.
Scholz: „In Bremen gibt es im Durchschnitt immer 25 offene Apothekerstellen und 15 für pharmazeutisch technische Assistenten. Oder, positiv ausgedrückt, bei uns muss man keine Arbeitslosigkeit befürchten.“