Wer in Bremen an der Weser steht oder von den Brücken aufs Wasser blickt, der kennt den Anblick: die mit Fracht beladenen Schiffe, die die Weser hoch und runter gleiten. Binnenschiffe sind ein beliebtes Transportmittel in der Hansestadt und in Bremerhaven. „Sie transportieren überwiegend Güter oder Personen auf Flüssen und Kanälen, also auf Binnengewässern und Binnenstraßen. Diese Form der Schifffahrt hat in Bremen eine lange Tradition“, erklärt Frank-Jürgen Sommerfeld von Binnenschifferverein Bremen.
Da ist es nicht überraschend, dass sich Bremen unter den zehn größten Binnenhafenstandorten in Deutschland befindet. Das Ranking richtet sich nach dem Güterumschlag, also der Summe der ein- und ausgeladenen Güter. Gemessen wird die Beförderungsmenge in Tonnen.
Laut statistischem Landesamt wurden im Jahr 2020 in den Bremischen Häfen 933.000 Tonnen Fracht umgeschlagen, davon 674.000 Tonnen empfangen und 259.000 Tonnen versandt.
Generell verkehren in den hiesigen Häfen die unterschiedlichsten Frachten. Die mit Kohle beladenen Binnenschiffe sind augenfällig. Aber auch Nahrungs- und Genussmittel, Metalle und Abfälle gehören zu den Ladungen. Am regelmäßigsten besuchen Binnenschiffe aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland die bremischen Häfen. „Die Binnenschiffsverkehre laufen entweder über die Mittelweser oder alternativ über den Küstenkanal“, begründet Rainer Kahrs, Sprecher der Senatorin für Wissenschaft und Häfen, die geografische Verteilung der anlaufenden Schiffe.
Insgesamt 23 Binnenschiffsliegeplätze
Dabei verfüge Bremen über zwei reine Binnenschiffshäfen, den „Allerhafen und den Fuldahafen. Unabhängig davon können aber ebenfalls an allen anderen Umschlagsstellen in den bremischen Häfen neben den Seeschiffen auch Binnenschiffe abgefertigt werden“. Die Häfen stellen insgesamt 23 Binnenschiffsliegeplätze, welche allesamt mit Landstromanlagen ausgestattet seien. Die Anlagen helfen den Binnenschiffen dabei, am Liegeplatz über Strom verfügen zu können – eine umweltschonendere Alternative zur Stromproduktion durch die schiffseigenen Generatoren.
Die Binnenschifffahrt gelte Kahrs zufolge allgemein als ökologisches Transportmittel. So läge die Treibhausgas-Emission bei 30 Gramm pro Tonnenkilometer, wohingegen sich der Wert für Lastkraftwagen bei 111 Gramm pro Tonnenkilometer befände. Auch deshalb setze sich Bremen unter anderem „für eine Verlagerung im Güterverkehr“ auf die Binnenschifffahrt ein.
Und wie viele Binnenschiffsreedereien gibt es in Bremen? Die Reederei Dettmar sei die einzige, die sich auch auf Binnenschiffe spezialisiert habe. Sie setze auf allen europäischen Wasserstraßen die eigenen Schiffe ein. Trotzdem „kommen noch verschiedene Unternehmen hinzu, die Binnenschiffstransporte anbieten, dafür aber Schiffe mit fremden Eigentum nutzen“, erklärt Kahrs. Frank-Jürgen Sommerfeld vom Bremer Binnenschifferverein sagt diesbezüglich, dass „die meisten Binnenschiffe in unseren Gefilden inhabergeführt sind“. Grundsätzlich gebe es aber verschiedene Modelle.
Einige würden frei als Selbstständige fahren, andere seien bei Reedereien fest angestellt, wiederum andere Teil einer Transportgenossenschaft, welche sich dann um die Befrachtung der jeweiligen Binnenschiffe kümmere.
Fest steht für Sommerfeld allerdings, dass der Binnenschiffsverkehr in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen habe. Das zeigt auch die Entwicklung in Bremen und Bremerhaven: Kamen im Jahre 1950 noch 9.432 Schiffe in Bremen und 2.674 in Bremerhaven an, waren es 2008 in der Hansestadt nur noch 5.041 und in Bremerhaven 2.311.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!