Ein grüner Filzhut mit breiter Krempe, um den Hals ein Fernglas, über der Schulter eine doppelläufige Schrotflinte und an der Leine ein Dackel – so mag man sich die 925 Menschen in Bremen vorstellen, die einen Jagdschein besitzen. Sicherlich trifft das nicht auf alle zu. In insgesamt 39 Revieren jagen die Waidmänner und -frauen in Bremen auf einer Gesamtfläche von 14000 Hektar, das entspricht knapp 20.000 Fußballfeldern. Dabei sind sie nicht nur im Blockland unterwegs, sondern auch im Bürgerpark.
Dies ist das Revier von Stadtjägermeister Richard Onesseit. Das Rehwild müsse im Bürgerpark nicht bejagt werden, da der Bestand nicht hoch genug sei. Anders sehe die Situation bei den Nutrias aus: "Nutrias sind Landschaftsumgestalter, die keine natürlichen Feinde haben", sagt Onesseit. Das sei problematisch, da sie ihre Bauten in Gräben errichten und damit Pflanzen- und Tierarten verdrängen. Das bestätigt auch Marcus Henke, Präsident der Landesjägerschaft Bremen: "Rote-Liste-Arten verschwinden, wenn Nutria auftauchen." 165 Kilometer Deichlinie werden von Jägerinnen und Jägern links und rechts der Weser geschützt, ebenso wie Uferbereiche, die auf den Einfluss der Nutrias kontrolliert werden.
An diesem Beispiel zeige sich die eigentliche Motivation der Jägerinnen und Jäger: "Wir sind ein eingetragener Naturschutzbund", sagt Henke. Kein Jäger mache einen Jagdschein, um Tiere zu töten. Natürlich sei das Erlegen der Tiere auch Bestandteil der Arbeit, vielmehr gehe es aber um den Erhalt des Ökosystems und um Landschaftspflege. "Diejenigen, die nur einen Jagdschein machen, um eine Waffe zu tragen, die lassen wir gar nicht zu", betont Henke. Mehr als 600 Mitglieder gehören der Landesjägerschaft Bremen an, die Zahl nehme seit Jahren zu, sagt er: "Wir merken, dass immer mehr Menschen Berührung zur Natur haben wollen." Gründe dafür seien vor allem der Naturschutz und die Lebensmittelgewinnung.
Die wichtigste Aufgabe des Jägers sei es, einen gesunden und artenreichen Tierbestand zu erreichen: "Daraus resultiert alles andere. Wir schauen auf den Lebensraum der Tiere und wie sich das Ökosystem verhält. Das fängt bei den Insekten an", sagt Henke. Jägerinnen und Jäger seien in Kontakt mit anderen Naturschutzverbänden und auch Menschen aus der Landwirtschaft. "Die Jagd ist so vielfältig und eine ehrenamtliche Arbeit, mit der man wirklich was bewegen kann", betont der Präsident der Landesjägerschaft. Dies zeige sich zum Beispiel dann, wenn die Jägerinnen und Jäger mit Drohnen nach Kitzen suchen. Diese befinden sich häufig auf Wiesen und können Mähmaschinen zum Opfer fallen, was durch den Einsatz von Flugkameras präventiv verhindert werden soll. Für die Jagd auf dem Hochsitz bleibe da kaum noch Zeit übrig.
Deichschutz, Landschaftspflege, Drohneneinsatz – dies sind nicht nur viele verschiedene Bereiche, sondern bedeutet auch viel Zeit, die Henke in das Ehrenamt investiert. "Jede Woche kommt ein ganzer Tag zusammen, das sind nicht nur acht Stunden." So viel, dass man aufpassen müsse, nicht zu viel zu machen: "Aber trotzdem macht das irre Spaß."