Zwar sind der Umbau und die Sanierung noch nicht abgeschlossen, trotzdem kehren die ersten Gruppen ins Gustav-Heinemann-Bürgerhaus zurück. Sie müssen sich an neue Räume und neue Preise gewöhnen. Darüber spricht die neue Leiterin Heike Gronholz derzeit mit den Gruppen.
Vegesack. Eine kleine Gruppe Senioren spielt Karten. Es wird viel gelacht. Jeden Tag sind die Frauen und Männer zu Gast, die ersten machen sich kurz nach dem Mittagessen gegen 13.30 Uhr auf den Weg nach Hause. Andere bleiben bis weit in den Nachmittag hinein. Sie treffen sich täglich in der Cafeteria des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses. "Wir haben dem Haus die Treue gehalten, auch als wir uns mit dieser komischen Markthalle begnügen mussten", sagt eine Frau.
Die Gäste müssen das Bürgerhaus neu für sich entdecken, es für sich zurückerobern. So sieht es Heike Gronholz. Die neue Hausleiterin möchte daran mitarbeiten. Ihr Ziel sei es, einen Ausgleich zu schaffen zwischen den neuen Nutzern und denen, die vielleicht noch immer dem Bürgerhaus mit dem Charme des Jahres 1977 hinterher trauern. Ein gutes halbes Jahr vor der Wiedereröffnung Anfang September zeichnet sich ab, dass die meisten Nutzer das Bürgerhaus annehmen.
Dazu gehört auch Almuth Wegner-Souhr, die Vorsitzende des Bürgerhaus-Vereins. Zuerst habe sie mit dem Neuen gefremdelt, sagt sie, doch jetzt werde es Schritt für Schritt "wieder mein Bürgerhaus". Planer und Bauarbeiter haben in den vergangenen eineinhalb Jahren so gut wie keinen Stein auf dem anderen gelassen. Mehr als 30 Jahre Untätigkeit in Sachen Sanierung hatten sich bemerkbar gemacht. Im Vorfeld waren detaillierte Planungen notwendig. Hier hatten sich die Verantwortlichen teilweise harsche Kritik anhören müssen. Thomas Pörschke, Sprecher des Kulturbüros Bremen-Nord, unter dessen Dach sich das Bürgerhaus befindet, betont jedoch, dass das komplette Verfahren transparent abgelaufen sei.
Während der Umbau- und Sanierungsphase sei noch immer vieles im Detail zu regeln, macht Pörschke deutlich. Trotzdem sind er und seine Mitstreiter zuversichtlich, im Herbst eine Eröffnung im Sinne aller auf die Beine zu stellen. Gleichwohl bleibe "die Nervosität auf der Zielgeraden". Laut Pörschke spielen dabei die Fragen "Ist das Mobiliar da?" und "Funktioniert die Technik?" eine Rolle.
Von Seiten derjenigen Nutzer und Besucher, die jetzt schon ins Haus zurückkehren, seien die Reaktionen meistens positiv. Ein ähnliches Stimmungsbild ergibt eine spontane Umfrage im Bürgerhaus. Lediglich eine Besucherin findet, dass der Kinder- und Jugendbereich, der bereits wieder voll genutzt wird, misslungen sei.
Kommt das Mobiliar?
Für die Einrichtungen ist wichtig, dass sie auch in den neuen Räumen so schnell wie möglich wieder ihrer Arbeit nachgehen können. Dazu gehört in erster Linie die Nordbremer Niederlassung die Volkshochschule (VHS), die jetzt mit all ihren Aktivitäten im Ostflügel zusammengefasst ist. In den vergangenen Monaten hieß es für die Einrichtung, in unterschiedliche Räume und Gebäude ausweichen zu müssen.
Doch angesichts dessen, was während der Abwesenheit geschaffen wurde "hat es sich gelohnt", findet VHS-Leiterin Ute Pahlow. Die Bildungseinrichtung verfüge jetzt über verbesserte Räumlichkeiten und das ganze Haus sei sehr transparent geworden. "Wir freuen uns, dass wir wieder zurück sind", freut sich Pahlow.
Einer der weiteren großen Nutzer, die Hans-Wendt Stiftung, bezieht Mitte April neue Büros. "Wir befinden uns noch in einer Übergangsphase", informiert Teamleiterin Karin Järleby. Nach dem Wiedereinzug verfüge die Hans-Wendt-Stiftung über vier Büros statt bisher drei. Die neuen Räume seien zwar etwas kleiner, dafür habe jeder Kollege jetzt sein eigenes Reich. Järleby hebt hervor, dass die Vorstellungen der Hans-Wendt-Stiftung komplett umgesetzt worden seien.
Gespräche mit dem Statt-Theater
Noch nicht ganz geklärt ist die Zukunft des Statt-Theaters Vegesack. "Wir würden gerne im Bürgerhaus spielen", sagt die Vorsitzende des Vereins, Helle Rothe. Ein Zeitfenster zur Nutzung des großen Saals im kommenden Jahr sei bereits gefunden. Hintergrund: Der Saal wird nach dem Wiedereinzug in erster Linie von der Europa Chor Akademie genutzt.
In der Schwebe hingegen sei noch, ob das Statt-Theater den neuen "Kleinen Saal" nutzen könne. Dies hänge von der Bestuhlung und den Zuschauerkapazitäten ab. Wenn der Raum zu wenig Plätze biete, lohnten sich Produktionen dort nicht. Doch die Vertreter des Statt-Theaters seien in guten Gesprächen, sagt Chefin Helle Rothe, die in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Kooperationsbereit von Heike Gronholz lobt. Auch die Bürgerhaus-Leiterin spricht von einer "angenehmen Kommunikationsebene". Wie berichtet, hatte es wegen des "Kleinen Saals" einigen Zwist gegeben.
Gronholz diskutiert derzeit laut eigener Aussage ebenso mit dem "Senioren-Kreativ-Treff" (SKT), der den meisten noch als "Senioren-Kreativ-Telefon" bekannt ist. Wann und in welchem Umfang die Einrichtung vom derzeitigen Standort im Pflegestützpunkt Haven Höövt an die Kirchheide zurückkehrt, sei noch nicht ganz klar. Dies, so Gronholz, hänge auch mit den neuen Nutzungsgebühren für die Räume zusammen. Denn nach gut 15 Jahren haben die Verantwortlichen beschlossen, mehr Geld für die Vermietung der Räume zu nehmen. So kostet beispielsweise ein kleiner Raum für maximal zwölf Personen bis 25 Quadratmetern künftig für die nicht-kommerzielle Nutzung zehn Euro pro Stunde. Kommerzielle Nutzer müssen 20 Euro auf den Tisch legen. Gronholz betont, dass die Preistabelle gerade für alteingesessene Nutzer kein starres System sei. Auch hier gilt: Sie möchte einen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Notwendigkeiten und den Möglichkeiten der Vereine, Verbände und Initiativen erreichen.