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Frankfurt am Main Achtjähriger wird vor ICE gestoßen und getötet

Ein Mann stößt eine Mutter und ihr Kind im Frankfurter Hauptbahnhof vor einen ICE. Der Junge stirbt. Die Polizei sucht nach dem Motiv des mutmaßlichen Täters. Nach bisherigen Erkenntnissen kannte er seine Opfer nicht.
29.07.2019, 13:06 Uhr
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Ein achtjähriger Junge ist am Montag im Frankfurter Hauptbahnhof von einem Mann vor einen einfahrenden ICE gestoßen und getötet worden. Ein Tatverdächtiger wurde festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Der Mann soll auch die Mutter des Jungen ins Gleisbett gestoßen und es bei einer weiteren Person versucht haben.

Mutter konnte sich retten

Die 40-jährige Mutter habe sich auf einen Fußweg zwischen zwei Gleisen gerettet. Die dritte Person konnte sich in Sicherheit bringen, ohne in die Gleise zu stürzen. Die Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts und wertet Videoaufnahmen aus. Der 40 Jahre alte Tatverdächtige soll ersten Ermittlungen zufolge aus Eritrea stammen.

Der Fall erinnert an eine Attacke, die sich vor gut einer Woche in Voerde in Nordrhein-Westfalen ereignet hatte: Dort hatte ein Mann eine Frau an einem Bahnhof vor einen Zug gestoßen und so getötet.

Wie eine Polizeisprecherin über den Frankfurter Fall sagte, hatte ein Mann Zeugenaussagen zufolge den achtjährigen Jungen und seine Mutter am Morgen an Bahnsteig 7 vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Das Kind wurde von dem Zug erfasst und erlitt tödliche Verletzungen. Der Tatverdächtige flüchtete zunächst, wurde aber von Passanten verfolgt und später von der Polizei außerhalb des Bahnhofs festgenommen. Am Hauptbahnhof sei es zu einem "massiven Polizeieinsatz" gekommen, berichtete die Sprecherin.

Der mutmaßliche Täter und seine Opfer kannten sich den Ermittlungen zufolge nicht. Die Mutter des Achtjährigen wurde in ein Krankenhaus gebracht und notfallmedizinisch versorgt. Sie solle so bald wie möglich befragt werden, sagte ein Polizeisprecher.

Gleise lange gesperrt

Am Hauptbahnhof wurden die Gleise 4 bis 9 für mehrere Stunden gesperrt. Es kam zu Ausfällen und Verspätungen, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte. Wann die Gleise wieder freigegeben werden, war zunächst unklar. Die Deutsche Bahn kündigte an, eine Sonder-Telefonnummer zur psychologischen Betreuung für Zeugen des Vorfalls freizuschalten. Der Frankfurter Hauptbahnhof gehört zu den größten Bahnhöfen in Deutschland und wird täglich von fast 500 000 Menschen besucht.

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte, die Tat erschüttere ihn. "Es macht fassungslos, dass Mutter und Kind vor einen einfahrenden Zug gestoßen wurden. Die Aufklärung der abscheulichen Tat liegt jetzt in den Händen der zuständigen Behörden", sagte der Regierungschef.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kündigte an, seinen Urlaub zu unterbrechen. "Angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit" wolle er die Chefs der Sicherheitsbehörden treffen. Nach dpa-Informationen soll es dabei auch um Angriffe und Drohungen gegen Vertreter der Linkspartei gehen, um Bombendrohungen gegen Moscheen sowie den rassistisch motivierten Angriff auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach.

Ähnlicher Vorfall vorige Woche

Erst am Samstag voriger Woche war im Bahnhof der niederrheinischen Stadt Voerde eine 34 Jahre alte Mutter vor einen Regionalzug gestoßen worden und ums Leben gekommen. Der 28-jährige Tatverdächtige - ein in Deutschland geborener Serbe - sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Der mutmaßliche Täter und das Opfer kannten sich den Ermittlern zufolge ebenso wie im Frankfurter Fall nicht.

Nach den Untersuchungen einer Blutprobe gibt es Hinweise auf Kokain-Konsum. Es seien bei ihm Abbauprodukte von Kokain im Blut nachgewiesen worden. "Das heißt aber nicht, dass er konkret unter Kokaineinfluss stand", sagte der Duisburger Staatsanwalt Alexander Bayer am Montag.

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Politiker verurteilen Attacke

Politiker haben mit Bestürzung auf die Attacke reagiert. "Was für eine heimtückische, entsetzliche Tat, ein unschuldiges Kind aus dem Leben zu reißen", schrieb die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, am Montag bei Twitter. "Meine Gedanken sind bei der Mutter und den Angehörigen des Jungens. Es ist einfach nur schrecklich."

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel sprach von einer abscheulichen Tat. Zugleich setzte Weidel sie in Verbindung zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. "Schützt endlich die Bürger unseres Landes - statt der grenzenlosen Willkommenskultur!", schrieb sie bei Twitter. Parteivize Georg Pazderski äußerte sich ähnlich.

Der Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger schrieb daraufhin in dem Kurznachrichtendienst: "Ein achtjähriges Kind stirbt nach einer schrecklichen Tat in Frankfurt und was macht die @AfD? Sie verbreiten ihre widerliche und rassistische Hetze auf @Twitter! Es geht ihnen darum Hass zu verbreiten und Menschen gegeneinander aufzuwiegeln."

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