Ben Barnes macht sich über das Älterwerden Gedanken und verrät seine Schwächen.
Dieses Gesicht gehört eigentlich auf eine antike Statue. Am lebenden Objekt wirken die ebenmäßigen Alabasterzüge des Briten Ben Barnes (28) fast schon unwirklich. Kein Wunder, dass der Sohn eines Londoner Psychotherapeutenehepaars im Fantasymärchen "Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia" königliches Blut verkörperte. Und auch bei seinem neuen Film "Das Bildnis des Dorian Gray" (Kinostart: 15.04.) dürfte Barnes' aristokratische Optik kein Hindernis für die Besetzung gewesen sein. An der Seite von Colin Firth spielt er den Titelhelden in Oliver Parkers Leinwandversion von Oscar Wildes Klassiker.
teleschau: Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray" wurde bereits mehr als ein Dutzend mal verfilmt ...
Ben Barnes: ... und es ist immer noch eine tolle Rolle, die man als Schauspieler nicht ablehnen kann. Ich habe das Buch als Teenager verschlungen. Es ist eine zeitlose, mitreißende Geschichte, die auf viele Leute eine merkwürdige Faszination ausübt. Außerdem begibt sich die Hauptfigur auf eine weite Reise vom naiven, unschuldigen Jungen bis zu dem verrotteten, kranken, widerlichen seelischen Krüppel, der mit 46 Jahren noch immer aussieht wie 21. In Wirklichkeit war es mal wieder an der Zeit, einen Film über Dorian Gray zu drehen, finde ich.
teleschau: Würden Sie persönlich damit fertig werden, ewig jung und berühmt zu bleiben?
Barnes: Eine der Lehren aus dieser Geschichte ist ja gerade, dass man zu oft nach Aussehen oder Alter beurteilt wird. Aber die vermeintliche Macht, die aus Jugend oder Schönheit erwächst, ist eben nicht echt. Ich wollte jedenfalls nicht ewig jung bleiben. Wir leben in einer Zeit, in der jeder Jugendliche berühmt sein will, in der die Leute deshalb bei "Big Brother" mitmachen oder sonst etwas veranstalten. Aber die Fixiertheit auf Ruhm und Aussehen schadet der Persönlichkeit.
teleschau: Das sagt sich leicht, wenn man so gut aussieht wie Sie ...
Barnes: (lacht) Ehrlich gesagt, habe ich den alten Dorian Gray lieber gespielt. Für einen Schauspieler gibt das viel mehr her, weil der alte Dorian etwas erlebt hat und sich hinter seiner Fassade Abgründe auftun. Ironischerweise gab es für mich mehr "Seele" zu spielen, als er keine mehr besitzt - darin lag die Herausforderung.
teleschau: Welchen neuen Herausforderungen stellen Sie sich jetzt?
Barnes: Nun, nach so vielen Märchen- und Kostümepen war es an der Zeit, mich mal vor der Kamera so richtig zum Affen zu machen. Deshalb habe ich gerade die Komödie "Killing Bono" abgedreht, darin spiele ich zur Abwechslung einen echten Typen ...
teleschau: ... der versucht, den U2-Frontmann umzubringen?
Barnes: Quatsch, er heißt Neil McCormick und existiert wirklich. Er ist Mitte vierzig und hat zehn Jahre seines Lebens, so zwischen 17 und 27, mit dem erfolglosen Versuch verbracht, der größte Rockstar der Welt zu werden. Unglücklicherweise forderte er dabei seine Klassenkameraden zum Wettstreit heraus: Und die wurden später mal U2! Dumm gelaufen. Es ist also eine Geschichte über das Scheitern eines Menschen.
teleschau: Kann der Mann wenigstens singen?
Barnes: Er kann singen. Ich gebe in dieser Rolle zehn Songs zum Besten. Der Film ist eine Rockkomödie, die in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern spielt. Ich darf so tun, als ob ich David Bowie, Sting, Mick Jagger und eben Bono wäre. Das ist übrigens auch das erste Mal, dass mir meine totale Unfähigkeit zum Tanzen zum Vorteil gereicht.
teleschau: Welche Schwächen haben Sie denn sonst noch?
Barnes: Ich bin ständig und immer auf der Suche nach Neuem. Denn das Ende der Neugier markiert auch den Anfang der Langeweile. Und Langeweile ist die Hölle auf Erden.
teleschau: Was wäre im Gegensatz Ihr Himmel auf Erden?
Barnes: Den lebe ich! Schauspielen ist mein Traumjob. Ich bin froh und dankbar, dass ich nicht zu den Leuten gehöre, die auch nach ihrem Studienabschluss unsicher sind, ob sie den Rest ihres Lebens tatsächlich mit dem erlernten Beruf verbringen möchten.