Deutschland ist überwiegend friedlich und fröhlich ins Jahr 2025 gestartet. Überschattet werden die Feierlichkeiten aber von Angriffen auf Einsatzkräfte und von Böller-Unfällen: Mindestens fünf Männer starben beim Hantieren mit Pyrotechnik. Etliche weitere Menschen wurden teils lebensbedrohlich verletzt.
In Deutschland blieb es größtenteils friedlich, aber nicht überall: Allein die Berliner Polizei nahm während der Böllerei in der Silvesternacht mindestens 390 Menschen wegen unterschiedlicher Straftaten fest. Nach einer vorläufigen Bilanz seien 15 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr verletzt worden, teilte Innensenatorin Iris Spranger der Deutschen Presse-Agentur mit. „Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und erwarte, dass sie konsequent aufgearbeitet und strafrechtlich verfolgt werden.“
Auch Bremer Einsatzkräfte verzeichneten Angriffe. An mehreren Orten im Stadtgebiet seien Kräfte mit Böllern beworfen oder mit Raketen beschossen worden, ein Löschfahrzeug sei durch Feuerwerkbeschuss beschädigt worden, teilte die Bremer Feuerwehr mit. Eine Rettungskraft habe nach einem tätlichen Angriff in einer Klinik behandelt werden müssen.
In Bremerhaven haben Jugendgruppen mit Raketen aufeinander geschossen. Auch geparkte Autos und ein Einsatzfahrzeug der Polizei wurden beschossen. Zu dem Vorfall kam es im Stadtteil Leherheide, den die Beamten wegen der Ereignisse des Vorjahres besonders im Blick hatten. Laut Polizei wurden einige Beteiligte auf die Wache gebracht. Strafanzeigen wurden gestellt. In der Innenstadt feierten rund 2000 Menschen am Weserdeich den Jahreswechsel – dort blieb die Lage verhältnismäßig ruhig.
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Angriffe auf Polizisten gab es auch in Leipzig: Müll brannte, Barrikaden wurden gebaut, etwa 50 Menschen griffen Einsatzkräfte der Polizei mit Feuerwerk und Flaschen an. Bei den registrierten Straftaten sei es vor allem um gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz gegangen, so die Ermittler.
In München randalierten mehrere Hundert Menschen und griffen laut Polizei Beamte an. Eine Polizeisprecherin sprach von schätzungsweise 200 bis 300 Personen aus dem linken Spektrum auf der Wittelsbacherbrücke.
Die Polizei in Kiel wurde nach eigenen Angaben von einer größeren Menschengruppe attackiert, als die Beamten den Einsatz eines Notarztes absichern wollten. Streifenwagen seien vor dem Notarzt eingetroffen und von etwa 70 bis 80 Menschen angegangen worden. Es sei unter Diensthund- und Pfeffersprayeinsatz gelungen, dem Notarzt die Arbeit zu ermöglichen.
Am Bonner Hauptbahnhof schossen Jugendliche mit einer Silvesterrakete gezielt auf einen schlafenden Obdachlosen, wie die Polizei mitteilte. Der Mann habe einen Schock erlitten. Die Verdächtigen sollen die Attacke mit einem Handy gefilmt haben.
Unfälle mit selbstgebauten und illegalen Böllern
Gleich zwei tödliche Böllerunglücke gab es in Sachsen: In Oschatz östlich von Leipzig starb ein 45-Jähriger, der eine sogenannte Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 gezündet hatte, wie die Polizei mitteilte. Solches Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Erlaubnis gekauft werden. Der Mann habe bei der Explosion schwere Kopfverletzungen erlitten und sei im Krankenhaus gestorben. Zudem wurde laut Polizei ein 50-Jähriger in Hartha in der Nähe von Chemnitz tödlich verletzt, als er mit Feuerwerk hantierte.
Bei Paderborn starb ein 24-Jähriger beim Hantieren mit einem Feuerwerkskörper. Der Unfall ereignete sich vor dem Jahreswechsel am Ortsrand von Geseke, sagte eine Polizeisprecherin. Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Die Wucht der Explosion lasse darauf schließen, dass es sich um einen nicht zugelassenen Feuerwerkskörper gehandelt haben dürfte. Die Angehörigen wurden seelsorgerisch betreut.
Bei einer Explosion starb auch ein 20-Jähriger in Hamburg, in seinem Fall handelte es sich um einen selbstgebauten Böller. Ein Silvesterböller tötete außerdem einen 21-Jährigen im Norden von Brandenburg. Der junge Mann sei bei einem Unfall im Landkreis Oberhavel ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher des Lagezentrums. Die Kriminalpolizei ermittle vor Ort.
Laut der Bremer Feuerwehr gab es auch in der Hansestadt mehrere Einsätze nach Böller-Unfällen. Mehrere Personen seien durch unsachgemäße Verwendung von Silvesterfeuerwerk "zum Teil erheblich verletzt" worden, teilte die Feuerwehr mit.
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer hat die Abschaffung der Böllerei an Silvester gefordert. Der SPD-Politiker verwies dabei unter anderem auf Zwischenfälle in der vergangenen Nacht und Angriffe auf Rettungskräfte und Polizisten in ganz Deutschland. „Diese sind in keiner Weise zu akzeptieren. Bundesweit fünf Tote, viele Schwerverletzte, Städte voller Müll und nicht zu vergessen der Horror, den die Tiere in dieser Nacht erleiden“, wurde Mäurer in einer Mitteilung der Polizei Bremen zitiert. Dies zeige „den Wahnsinn der sinnlosen und gefährlichen Böllerei. Das hat mit Tradition nichts mehr zu tun, es gehört abgeschafft.“
Detonationen verwüsten Straßen in Berlin
Durch illegale Feuerwerkskörper sind in der Neujahrsnacht in Berlin große Schäden entstanden und zahlreiche Menschen teils schwer verletzt worden. Nach Angaben der Feuerwehr wurden in der Belziger Straße im Stadtteil Schöneberg bei einer heftigen Detonation zahlreiche Häuserfassaden schwer beschädigt, Fenster gingen massenhaft zu Bruch.
36 Wohnungen seien nun vorerst unbewohnbar und zwei Menschen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Er sprach von einem „Schlachtfeld“, das der wohl nicht zugelassene Sprengkörper hinterlassen habe. Experten gehen von einer Kugelbombe aus, die wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande eigentlich nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen ist.
Ein solcher illegaler Böller explodierte laut Feuerwehr auch im Bottroper Weg im Stadtteil Tegel, hier inmitten einer Menschenmenge. Acht Menschen wurden nach Angaben des Sprechers verletzt, darunter zwei lebensbedrohlich. Unter den beiden Schwerstverletzten sei auch ein Kleinkind.
Junge mit Böller beworfen und schwer verletzt
Ein zehnjähriger Junge wurde in Rostock in der Silvesternacht schwer verletzt, als ein Böller unmittelbar vor seinem Gesicht explodierte. Noch sei unklar, wer den Knaller in die Richtung des Kindes warf, so die Polizei. In Güstrow musste ein 50 Jahre alter Mann wiederbelebt werden. Er erlitt nach Angaben der Polizei schwerste Gesichtsverletzungen, nachdem er einen Böller in ein Rohr geworfen hatte, der dann darin explodierte.
Schwer verletzt wurde ein Mann in der Silvesternacht bei Traunstein beim Zünden einer Feuerwerks-Batterie. Der 39-Jährige hatte die Batterie gezündet und sich nicht weit genug von ihr entfernt, wie die Polizei mitteilte. Teile der Sprengladung trafen demnach sein Gesicht. Der Mann wurde den Angaben zufolge mit schwersten Gesichts- und Augenverletzungen in eine Spezialklinik gebracht.
Ein Jugendlicher wurde in Hannover schwer an der Hand verletzt. Ursache sei wohl ein „unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern“, teilte die Polizei mit. Dem 14-Jährigen wurde dabei ein Teil der rechten Hand abgetrennt.
In München erlitten ein Zwei- und ein Elfjähriger Verbrennungen an Hand, Hals und Gesicht, wie die Feuerwehr mitteilte. Ein 14-Jähriger habe sich Teile der Hand mit einem Böller weggesprengt. Die drei Verletzten wurden in Kliniken gebracht.
Allein das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete am Neujahrsmorgen 15 Bölleropfer. Fünf von ihnen seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder, teilte die Klinik auf dem Portal X mit. Andere Menschen zogen sich demnach Brandwunden zu oder erlitten einen Hörverlust.
„Viele Eltern mussten in dieser Nacht ihre verletzten Kinder in die Notaufnahme bringen“, sagte der Bundesgeschäftsführer, der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch. „Ich bitte alle Eltern, auch heute noch auf ihre Kinder zu achten, denn oft verletzen sich Kinder am Neujahrstag an den Augen, weil sich in den Überresten der vergangenen Nacht Bildgänger verstecken.“
Falscher Umgang mit Feuerwerk zerstört Einfamilienhaus
Zudem gab es etliche Brände mit teils hohem Schaden. Häuser, Garagen, Schuppen, Autos und Müllcontainer standen in Flammen. Ein Einfamilienhaus in Leuterod im Westerwald brannte in der Silvesternacht komplett aus, wie die Polizei mitteilte. Es werde vermutet, dass falscher Umgang mit Feuerwerkskörpern das Feuer ausgelöst habe. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 350.000 Euro.
Mutmaßlich eine Silvesterrakete setzte im rheinland-pfälzischen Neuwied eine Lagerhalle in Brand, in der unter anderem Holz gelagert worden war. Durch die starke Hitze seien auch angrenzende Häuser beschädigt worden. Bewohner von Nachbargebäuden wurden am frühen Neujahrsmorgen in Sicherheit gebracht. Der Sachschaden liegt laut Polizei im mittleren sechsstelligen Bereich.
Ein ganz anderes Problem hatten viele Berliner: Ausgerechnet am Silvesterabend fiel in Teilen der Stadt wegen eines Rohrbruchs im Stadtteil Wedding die Wasserversorgung aus. Kurz vor Mitternacht gaben die Wasserbetriebe aber Entwarnung.
Stürmischer Jahresstart
Mancherorts fiel der Jahreswechsel wetterbedingt anders aus als geplant: Auf Sylt wurden die Feierlichkeiten an der Strandpromenade wegen Sturms abgesagt. In Großbritannien mussten gleich an mehreren Orten Feuerwerk und Feiern ausfallen.
Aufgrund von „extremen Orkanböen“ gab der Deutsche Wetterdienst für den Brocken im Harz am Neujahrstag eine Unwetterwarnung heraus. Eine Wetterlage mit starkem Wind und teilweise auch Sturmböen werde im Tagesverlauf bis hin zur ersten Nachthälfte die gesamte Nordhälfte Deutschlands erreichen.