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Jantz-Hermann über Tiere in der Manege Gastkommentar: Wilde Tiere gehören nicht in den Zirkus

Kein Kunststück in der Manege ist es wert, dass ein Tier dafür leiden muss, schreibt unsere Gastkommentatorin Christina Jantz-Hermann. Die Bundestagsabgeordnete der SPD fordert ein Wildtierverbot im Zirkus.
23.09.2016, 14:29 Uhr
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Von Christina Jantz-Hermann

Genau 144 Verstöße gegen tierschutzrechtliche Anordnungen ermittelten allein die Berliner Behörden in den vergangenen fünf Jahren bei Zirkuskontrollen. Darunter waren Verstöße wie falsches oder fehlendes Futter – einige Zirkusse hielten gar stark verhaltensgestörte Tiere. Auch wenn dies lediglich die Zahlen eines Stadtstaates sind, zeigen sie deutlich: Die Haltung von Tieren im Zirkus ist problematisch.

Bei Wildtieren trifft dies ganz besonders zu. Mit mehr Kontrollen und Auflagen werden wir das Leid der Wildtiere nicht beenden können, denn die Missstände sind struktureller Natur: Die häufigen Transporte und räumlichen Begebenheiten in den Transportwagen und Gehegen erlauben es den Tieren beispielsweise nicht, ihren Bewegungsdrang auszuleben. Die Tiere werden einzeln oder in kleinen Gruppen und nicht, wie es häufig ihrer Art entspräche, im Herdenverband gehalten. Zudem fehlt es in den Zirkussen oftmals an der nötigen Fachkenntnis zum artgerechten Umgang mit Wildtieren.

Wildtierverbot in Nachbarlä ndern berei ts realisiert

Die SPD-Bundestagsfraktion fordert deshalb schon lange ein Wildtierverbot im Zirkus. In weiten Teilen unserer Gesellschaft ist in den vergangenen Jahren die Erkenntnis gereift, dass eine artgerechte Haltung von Wildtieren im Zirkus nicht möglich ist. Während viele unserer Nachbarn wie zum Beispiel Österreich oder die Niederlande den Schritt eines Wildtierverbots im Zirkus bereits gegangen sind, versuchen sich die Gemeinden hierzulande oft selbst zu helfen, indem sie keine öffentlichen Flächen mehr für Zirkusse mit Wildtieren bereitstellen. Eine Notlösung, denn ein generelles Verbot kann nur die Bundespolitik einführen. Und auf Bundesebene verweigert sich die Union dem überfälligen Verbot von Wildtieren wie Affen, Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörnern, Großkatzen und Flusspferden im Zirkus.

Im März diesen Jahres befasste sich der Bundesrat erneut mit der Wildtierhaltung im Zirkus. Die Länderkammer forderte die Bundesregierung dazu auf, ein Verbot bestimmter Wildtiere im Zirkus zu erlassen. Doch der Entschließungsantrag der Länderkammer ist leider nicht bindend. Solange die Union ihre Blockadehaltung auf Bundesebene nicht aufgibt, wird es kein Verbot von Wildtieren im Zirkus geben. Befürworter von Wildtieren im Zirkus argumentieren gerne, dass sie den glücklichen Kinderaugen bei Wildtiernummern im Zirkus nicht im Wege stehen wollten – doch ich meine, auch und gerade Kinder empfinden Empathie für Tiere und ihr Leid. Kein Kunststück in der Manege ist es wert, dass ein Tier dafür leiden oder unter widrigen Bedingungen leben muss. Der Zirkus wird auch ohne Wildtiere attraktiv sein – für viele Menschen gerade dann.

Unsere Gastautorin ist Bundestagsabgeordnete der SPD und Tierschutzbeauftragte ihrer Fraktion. Die Schwanewederin arbeitet in den Ausschüssen für Ernährung und Landwirtschaft sowie Recht und Verbraucherschutz mit.

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