Genau 144 Verstöße gegen tierschutzrechtliche Anordnungen ermittelten allein die Berliner Behörden in den vergangenen fünf Jahren bei Zirkuskontrollen. Darunter waren Verstöße wie falsches oder fehlendes Futter – einige Zirkusse hielten gar stark verhaltensgestörte Tiere. Auch wenn dies lediglich die Zahlen eines Stadtstaates sind, zeigen sie deutlich: Die Haltung von Tieren im Zirkus ist problematisch.
Bei Wildtieren trifft dies ganz besonders zu. Mit mehr Kontrollen und Auflagen werden wir das Leid der Wildtiere nicht beenden können, denn die Missstände sind struktureller Natur: Die häufigen Transporte und räumlichen Begebenheiten in den Transportwagen und Gehegen erlauben es den Tieren beispielsweise nicht, ihren Bewegungsdrang auszuleben. Die Tiere werden einzeln oder in kleinen Gruppen und nicht, wie es häufig ihrer Art entspräche, im Herdenverband gehalten. Zudem fehlt es in den Zirkussen oftmals an der nötigen Fachkenntnis zum artgerechten Umgang mit Wildtieren.
Wildtierverbot in Nachbarlä ndern berei ts realisiert
Die SPD-Bundestagsfraktion fordert deshalb schon lange ein Wildtierverbot im Zirkus. In weiten Teilen unserer Gesellschaft ist in den vergangenen Jahren die Erkenntnis gereift, dass eine artgerechte Haltung von Wildtieren im Zirkus nicht möglich ist. Während viele unserer Nachbarn wie zum Beispiel Österreich oder die Niederlande den Schritt eines Wildtierverbots im Zirkus bereits gegangen sind, versuchen sich die Gemeinden hierzulande oft selbst zu helfen, indem sie keine öffentlichen Flächen mehr für Zirkusse mit Wildtieren bereitstellen. Eine Notlösung, denn ein generelles Verbot kann nur die Bundespolitik einführen. Und auf Bundesebene verweigert sich die Union dem überfälligen Verbot von Wildtieren wie Affen, Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörnern, Großkatzen und Flusspferden im Zirkus.

Christina Jantz-Hermann ist Bundestagsabgeordnete der SPD und Tierschutzbeauftragte ihrer Fraktion.
Unsere Gastautorin ist Bundestagsabgeordnete der SPD und Tierschutzbeauftragte ihrer Fraktion. Die Schwanewederin arbeitet in den Ausschüssen für Ernährung und Landwirtschaft sowie Recht und Verbraucherschutz mit.