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Meteorologe im Interview Extremwetter auch im Norden möglich

Im Westen und in bergigen Regionen sei die Unwettergefahr höher als im Norden, sagt Meteorologe Gunther Seckmeyer von der Uni Hannover. Extremereignisse ließen sich jedoch nur schwer vorhersagen.
15.07.2021, 21:26 Uhr
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Extremwetter auch im Norden möglich
Von Katia Backhaus

Gunther Seckmeyer ist Professor am Institut für Meteorologie und Klimatologie der Leibniz-Universität Hannover. Er forscht dort zur Sonnenstrahlung.

Herr Seckmeyer, ist es nur ein glücklicher Zufall, dass Bremen und Niedersachsen von dem starken Unwetter verschont geblieben sind?

Die Unwettergefahr ist generell im Westen und Südwesten etwas höher als in Bremen oder Niedersachsen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass solche Unwetter auch bei uns vorkommen. Im Zuge des Klimawandels müssen wir uns auf jeden Fall darauf einstellen, dass solche Extremereignisse zunehmen werden.

Sind es spezielle örtliche Gegebenheiten, die solche Extremwetterereignisse anderswo wahrscheinlicher machen?

In bergigen Gegenden sind größere Unwetter wahrscheinlich, im Alpenraum gibt es deutlich mehr Gewitter als in Norddeutschland. Die größere Nähe zum Meer macht auch etwas aus.

Steigt nicht die Hochwassergefahr, wenn ein Ort an der Küste liegt oder von einem großen Fluss wie der Weser durchzogen wird?

Die Hochwassersituation kann auch woanders gefährlich sein. Wir haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten zum Beispiel in Ostdeutschland starke Überschwemmungen erlebt. Und natürlich ist auch Hamburg an der Elbe ziemlich gefährdet. Die Weser führt normalerweise nicht so viel Wasser, aber wie gesagt: Sicher kann man sich auch da nicht sein.

Auch der Norden muss also mit extremen Wetterereignissen rechnen. Was genau könnte auf uns zukommen?

Die Vorhersage von Extremereignissen ist naturgemäß schwierig, weil sie sehr selten vorkommen. Wie groß die regionalen Wahrscheinlichkeiten sind, ist schwer zu sagen. In den vergangenen Jahren ist man aber sehr viel weiter gekommen in der Zuordnung von Ereignissen zum Klimawandel. Man kann also jetzt viel besser analysieren: Wie wahrscheinlich ist ein bestimmtes Ereignis durch den Klimawandel hervorgerufen worden? Die extremen Temperaturen zum Beispiel, die wir jetzt in den USA sehen, sind ohne den Klimawandel praktisch unmöglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Hitze ohne den Klimawandel entstanden wäre, liegt bei 1:150.

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Ist es möglich, vorab zu erkennen, dass ein Gewitter zum Unwetter wird?

Es gibt ja die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes, der aufgrund der Wetterlage Vorhersagen trifft. Da kann man schon absehen: Da braut sich was zusammen, das wird schlimm. Aber die Wettervorhersage stimmt ab und zu auch nicht. In etwa fünf Prozent der Fälle ist ein Ereignis dann doch nicht vorhersagbar gewesen und entwickelt sich kurzfristig. Und bei manchen Wetterlagen ist es extrem schwer, eine genaue Prognose zu treffen.

Das Gespräch führte Katia Backhaus.

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