Im SAT.1-Event-Film "Am Ende die Hoffnung" muss sich Yvonne Catterfeld während des Zweiten Weltkriegs zwischen zwei Männern und "Liebesformen" entscheiden.
Im Jahr 2000 wurde die damals 20-jährige Yvonne Catterfeld bei einem Gesangswettbewerb entdeckt. Für die studierte Pop- und Jazzsängerin klappte es dennoch nicht auf Anhieb mit der Charts-Karriere. Stattdessen musste sie den "Umweg" über eine Soap-Rolle in "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" nehmen. Dank dieser Popularität und Produzent Dieter Bohlen erklomm Catterfeld 2003 mit dem schmachtenden Soulpop-Hit "Für dich" und dem Album "Meine Welt" den Gipfel der deutschen Charts. In den Folgejahren machte die bildhübsche Erfurterin immer häufiger als Schauspielerin von sich reden. Oft in auf sie zugeschnittenen Komödien und TV-Dramen des Senders SAT.1 ("Engel sucht Liebe", "Die Frau des Schläfers"). Auch in ihrer neuesten Rolle blieb die seit vier Jahren mit Schauspieler Oliver Wnuk liierte Wahlberlinerin ihrem Haussender treu. Die Event-Produktion "Am Ende die Hoffnung" (Di., 18.10., 20.15 Uhr, SAT.1) zeigt den 31-jährigen Star als deutsche Widerstandskämpferin im Zweiten Weltkrieg. Ihre Aufgabe: sich zwischen einem Gleichgesinnten und einer plötzlich einbrechenden, widersinnigen Liebe - einem Offizier zur See - zu entscheiden.
teleschau: Was ist für einen Menschen prägender: die große erfüllte oder die große unerfüllte Liebe?
Yvonne Catterfeld: Ich glaube, dass eine Liebe, die nicht gelebt wurde, oft die ist, die überlebt. Dieses Gefühl habe ich auch aus Gesprächen mit älteren Frauen mitgenommen. Das ist natürlich eine Art von Liebe, die wenig mit dem Alltag zu tun hat. Es geht um Sehnsucht, Projektion und Illusion. Man kann sich aber auch die Frage stellen: Welche Art von Liebe braucht man im Leben? Ich bin in dieser Hinsicht ein bisschen verklärt. Meine Eltern sind noch zusammen und lieben sich bis heute. Deshalb will ich auch ganz fest daran glauben, dass sich die idealisierte Liebe und das echte Leben in Einklang bringen lassen. Andererseits weiß ich, dass dies ein ziemlich hoher Anspruch ist.
teleschau: Kann man ein glückliches Leben führen, auch wenn die große Liebe unerfüllt bleibt?
Catterfeld: Glück ist relativ, deshalb finde ich die Frage schwer zu beantworten. Ob man für sich das Gefühl hat, seine große Liebe gefunden zu haben oder nicht, ist auf jeden Fall stark prägend. Es gibt Menschen, die sich intensiv und im wahrsten Sinne des Wortes leidenschaftlich lieben. Und die einfach nicht zusammenfinden. Oder deren Liebe nicht im Alltag bestehen kann. Es gibt immer noch viele Menschen, die von einer romantischen Liebe träumen. Ich glaube jedoch, dass heute immer weniger Leute mit diesem Konzept durch ihr gesamtes Leben gehen. Dazu kenne ich zu wenige Paare, gerade auch mit Kindern, die immer noch zusammen sind. Das macht mich traurig und erschreckt auch ein bisschen. Wie gesagt, ich bin durch meine Eltern sozusagen eher romantisch geprägt.
teleschau: Klingt so, als würden Sie mit Ihrem gefühlten Weltbild gegen die Realität ankämpfen?
Catterfeld: Ich gebe zu, das Thema bewegt mich. Ich habe neulich im Kino "Blue Valentine" gesehen, in dem das Scheitern einer großen Liebe seziert wird. Dieser Film, der großartig ist, hat mich wirklich fertiggemacht. Zehn Minuten nach Verlassen des Kinos bekam ich einen richtigen Heulkrampf. Weil man selten im Kino eine so realistische Liebes- und Trennungsgeschichte gesehen hat. Ich habe mir den Film mit einer Freundin angesehen, die total überrascht war von meiner Reaktion. Die kannte das eben schon und sagte: 'Tja, so ist das im Leben.' Ich glaube, dass die Prägung durch deine eigene Familie eine gewisse Erwartung oder Grundeinstellung erzeugt, ob man an die große, erfüllte Liebe glauben will. Mehr noch als jene Erfahrungen, die man im eigenen bisherigen Liebesleben gesammelt hat.
teleschau: Haben Ihre Eltern Ihnen ihr Liebesgeheimnis verraten?
Catterfeld: Da muss man nichts erzählen, man muss die beiden nur beobachten. Nach 33 Jahren behandeln sie sich immer noch wie ein verliebtes Paar. Immer wenn ich nach Erfurt zu Besuch komme, staune ich darüber. Und mir wird klar, wie behütet ich aufgewachsen bin. Dazu war ich Einzelkind, habe sozusagen die ganze Liebe alleine abbekommen. Heute, da ich eine Weile weg bin und alles mit mehr Distanz betrachte, bin ich dankbar, so aufgewachsen zu sein - in einer absolut heilen Familie.
teleschau: Wie wirkt sich diese Erfahrung auf Ihre eigene Lebensplanung aus? Haben Sie auch Lust, bald eine Familie zu gründen?
Catterfeld: Das ist natürlich schon lange ein Thema. Immerhin bin ich jetzt 31 und seit vier Jahren glücklich liiert. Die große Frage ist, wie bei anderen Paaren auch: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Die Antwort habe ich momentan nicht ...
teleschau: Wenn die Familienplanung noch schwebend ist, kommen wir zur Karriereplanung. Früher waren Sie eine Sängerin, deren Alben ganz oben in den Charts waren - ein deutscher Popstar. Heute sind Sie vor allem Schauspielerin und haben im letzten Jahr ein intimes, aber von der breiten Öffentlichkeit fast unbemerktes Album aufgenommen ...
Catterfeld: Ich habe ein Album aufgenommen, das für mich musikalisch und künstlerisch wichtig war. Es war eine authentische Wiedergabe meines künstlerischen Zustands. Wenn ein Schauspieler einen hochklassigen Film dreht, der an den Kinokassen keinen Erfolg hat, spricht man von einem Arthouse-Film. Nimmt man eine CD auf, die musikalisch eigenwillig ist und künstlerisch das Prädikat "wertvoll" verdient, die sich aber nicht gut verkauft, sprechen alle von einem Flop.
teleschau: Empfanden Sie früher den Druck, Popstar zu sein, unangenehmer, als einem Film das Gesicht zu geben? Schließlich stehen Sie auch da an exponierter Stelle. Vor allem mit einer Hauptrolle.
Catterfeld: Als Schauspielerin fühle ich mich weniger verantwortlich für das Gesamtprodukt. Wenn mein Name auf einem Albumcover steht, ist das anders. Ich habe jetzt meine Plattenfirma gewechselt - nach zehn Jahren. Den Schritt finde ich sehr stimulierend und auch motivierend, weil ich die Energie für den nächsten Abschnitt in meiner Musikkarriere spüre. Die Musik ist und bleibt immer wichtig in meinem Leben. Ich bin von Herzen, von meinem Wesen her, ohnehin Musikerin. Das muss ich mir nicht beweisen, indem ich Alben aufnehme. Mein ganzes Leben war von der Sehnsucht geprägt, Musik zu machen, eine Sängerin zu sein. Aber ich bin heute froh und glücklich, dass ich mich künstlerisch auch noch weiter ausdrücken und entwickeln kann.
teleschau: Was war prägender für Ihr Leben. Lieblingsfilme oder Lieblingsplatten?
Catterfeld: Früher war mein ganzes Leben auf Musik ausgerichtet, Filme habe ich erst etwas später so richtig entdeckt. Eines meiner prägendsten Erlebnisse in Sachen Musik hat dennoch mit einem Film zu tun. Als ich "Sister Act 2" sah und Lauryn Hill darin singen hörte, wusste ich, dass ich meine Musik gefunden hatte. So habe ich Blues, Soul und Gospel für mich entdeckt. Musik, die mich in ihren Bann gezogen hat. Ich habe jahrelang kaum etwas anderes gehört.
teleschau: Und welche Filme haben Sie geprägt?
Catterfeld: Oh, da gibt es viele. Ich bin erst relativ spät in diese Welt eingestiegen und fühle heute einen großen Nachholbedarf in Sachen Filmgeschichte. Auch deshalb bin ich ein richtiger Kinofreak geworden. Ein- bis zweimal pro Woche sehe ich mir einen Film an. Und das muss auch unbedingt im Kino sein, da bin ich entschieden altmodisch. Ich liebe zum Beispiel das Kino von Woody Allen. Gerade die letzten europäischen Filme seit dem großartigen "Matchpoint" haben mich stark beeinflusst.
teleschau: Noch einmal zurück zur Musik. Sie waren mit Ihrem letzten Album nicht auf Tour. Ist das nicht wichtig für eine Vollblutmusikerin, dass man Kontakt mit dem Publikum aufnimmt?
Catterfeld: Das ist alles gar nicht so einfach. Die Planungszeiten für Filme sind extrem lang, und ich muss zur Verfügung stehen, wenn gedreht wird. Die logistische Abstimmung zwischen den beiden Bereichen ist daher sehr kompliziert. Aber, nach dem Motto, wo ein Wille ist, findet man Lösungen, wird daran gearbeitet. Mein Wille, wieder auf der Bühne zu stehen, ist zweifelsfrei vorhanden.
teleschau: Haben Sie in Sachen Schauspielerei einen Karriereplan? Momentan scheinen Sie die Abwechslung zu lieben. Nach diesem Weltkriegs-Liebesdrama drehen Sie aktuell eine Komödie - ebenfalls für SAT.1.
Catterfeld: Diese Abwechslung empfinde ich durchaus als Herausforderung. Ich suche mir solche Wechsel aus, weil ich mich fordern will. Es ist aber auch ein Risiko. Wer den Rollenwechsel sucht, riskiert es, damit zu scheitern. Ich bin in meiner Rollenwahl ein absoluter Bauchmensch. Ich lese ein Drehbuch und wenn ich dabei ein Kribbeln in der Magengrube bekomme oder sogar Atemnot - bei mir ist alles immer eine sehr körperliche Angelegenheit - dann weiß ich, dass ich das machen muss.