Bei der Berufsberatung formuliert Schulabgänger und Gothic-Fan Tom (François Goeske) seine Vorstellung vom Traumausbildungsplatz recht vage. Nur an einem Kriterium ist ihm gelegen: Er will mit Menschen umgehen, die nicht viel reden. Das klappt. Man vermittelt ihn an ein Bestattungsunternehmen in Stendal, unweit seines idyllisch gelegenen Wohnortes Grieben. Toms denkwürdiger Azubi-Antrittsbesuch findet in einer morbiden Villa statt, deren makabres Interieur sogar die Mitglieder der Addams-Family entzücken würde.
Man ahnt: „Besser als nix“, ein Film der vor allem mit jugendgerechten Stoffen reüssierten Regisseurin Ute Wieland („Freche Mädchen“), treibt gern – und zudem gut – mit dem Entsetzen Schabernack. Doch das ist nur eine Seite des mit viel schwarzem Humor unterfütterten Dramas, das dem Tod und ihm gewidmeten Ritualen nachspürt. Die andere Seite ist ungleich ernster. Denn Toms früh verstorbene Mutter hat sich das Leben genommen. Das erfährt der junge Mann freilich erst im Verlauf des Filmes von seiner Oma (Hannelore Elsner), weil es ihm sein an Schuldgefühlen laborierenden Vater (Wotan Wilke Möhring) zuvor aus falscher Rücksichtnahme verschwiegen hat. Die durch diese verstörende Information gestiftete Verwirrung der Gefühle verstärkt das Befremdungsgefühl des Außenseiters Tom noch zusätzlich.
Auch im Fußballverein, den sein vormals als Pokalschreck berüchtigter Vater trainiert, wenn er nicht gerade vor Selbstmitleid neben der Bierflasche zerfließt, läuft es für Tom nicht gerade rund. Immerhin mit zwei Menschen versteht er sich gut: mit der kessen Referendarin (Anna Fischer) und mit Mike (Jannis Niewöhner), seinem engsten Freund seit Kleinkindesbeinen. Doch als Mike bei einem martialischen Autounfall stirbt, bricht für den ungeheuer untalentierten Fahrschüler Tom binnen kurzer Zeit erneut eine Welt zusammen.
Ute Wieland hat einen einfühlsamen, prominent besetzten Coming-of-Age-Film geschaffen, der von Wortwitz und Situationskomik im Zeichen des Thanatos ebenso profitiert wie von seinem auf emotionaler Achterbahnfahrt befindlichen Hauptdarsteller. Zwar entscheidet die Regisseurin nicht immer trennscharf, ob sie den Tod als grotesken Popanz oder als philosophische Denkfigur zur Schau stellen will. Doch schadet dieser Bruch, der dem Genre Tragikomödie ohnehin wesentlich ist, nur passagenweise der Stringenz des Filmes, nicht aber dessen Güte und Unkonventionalität insgesamt.
Das liegt zum einen an Ute Wielands gelungener Gratwanderung zwischen Seziertisch-Klamotte und ernster Auseinandersetzung mit den auch für Heranwachsende bedeutsamen Themen Trauer und Vergänglichkeit. Zum anderen beeindruckt dieser Film durch die glaubwürdige Darstellung einer Jugendclique, deren Initiationsrituale und Identitätssuchen dem schönen Leben gelten – und doch ein ums andere Mal von des Fratze des Todes umflort sind.