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Kunsthalle Emden widmet Alexej Jawlensky und Weggefährten zum 150. Geburtstag eine große Ausstellung Der Maler mit den vielen Farben

Alexej Jawlensky ist der Maler mit den vielen Farben – seine Köpfe, seine Landschaften, seine Stillleben, sie explodieren geradezu in ihrem Farbenreichtum. Als Jawlensky 1896 aus Russland nach München kam, da war das noch ganz anders, da war er Realist, malte Menschen und Landschaften möglichst naturgetreu. Den Weg dieses vor 150 Jahren geborenen Malers zeigt jetzt die Kunsthalle Emden.
21.06.2014, 00:00 Uhr
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Von Peter Groth

Alexej Jawlensky ist der Maler mit den vielen Farben – seine Köpfe, seine Landschaften, seine Stillleben, sie explodieren geradezu in ihrem Farbenreichtum. Als Jawlensky 1896 aus Russland nach München kam, da war das noch ganz anders, da war er Realist, malte Menschen und Landschaften möglichst naturgetreu. Den Weg dieses vor 150 Jahren geborenen Malers zeigt jetzt die Kunsthalle Emden.

„Horizont Jawlensky“ lautet der Titel dieser großen Sommerausstellung, die rund 70 Arbeiten des Jubilars aus der Zeit von 1896 bis 1933 und 55 Bilder seiner Vorbilder und Weggefährten wie Marianne von Werefkin, van Gogh, Matisse, Gauguin und zahlreicher anderer berühmter Vertreter der Klassischen Moderne zeigt.

Die zuvor schon in Wiesbaden präsentierte Ausstellung ist bewusst nicht als Retrospektive angelegt – die hat man 1989 schon in Emden sehen können. Die aktuelle, in Wiesbaden von dem früher in der Bremer Böttcherstraße tätigen Kunsthistoriker Roman Zieglgänsberger konzipierte und nun in Emden von Direktor Frank Schmidt kuratierte Ausstellung, will vielmehr die Einflüsse, Inspirationen und Adaptionen vorstellen, die die künstlerische Entwicklung Alexej Jawlenskys bestimmten, und die ihn zu dem Maler mit den vielen Farben werden ließ. Eine besondere Rolle spielt dabei Marianne von Werefkin, der ab 20. Juli interessanterweise eine große Einzelausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum gewidmet wird.

Dieser vielgestaltige Weg wird gleich im Eröffnungsraum der Emder Schau beispielhaft an vier Porträts vorgeführt. Das Jugendporträt seiner späteren Ehefrau Helene von 1894 verrät in seinem Realismus den ersten Lehrer Jawlenskys, Ilja Repin. Das Bildnis der Madame Curie von 1905 kündet von der Begeisterung für Vincent van Gogh, die 1912 gemalte Lola weist Jawlensky in der ruhigen Farbigkeit und Komposition als großartigen Expressionisten aus, und der 1917 schon im Schweizer Exil entstandene mystische Kopf der Anika ist in der Form reduziert und abstrahiert. 1914 musste Jawlensky wegen des nahenden Ersten Weltkriegs München Hals über Kopf verlassen. In der Schweiz und danach ab 1921 an seinem letzten Wohnort Wiesbaden ließ Jawlensky keine Einflüsse von außen mehr zu, beschränkte sich auf ganz kleine Formate und die immer gleichen Sujets wie etwa den Blick aus einem Fenster und die mystischen Köpfe. Die Farben wurden fahler, die seriellen Motive abstrakter.

Mit wenigen Beispielen der späten Bilder endet die reiche Emder Ausstellung. In den acht Räumen dazwischen wird chronologisch gezeigt, für wen und was sich Alexej Jawlensky in seiner geradezu dramatisch-revolutionären Entwicklung begeisterte. Jawlensky, der mit seiner Künstlerkollegin Marianne von Werefkin 1896 wegen der Maler Franz von Lenbach und Franz von Stuck nach München kam, begeisterte sich bald für Lovis Corinth und vor allem für Vincent van Gogh. Mit 40 Jahren verabschiedete er sich von der realistischen Malerei, ließ sich von der Malweise und Farbigkeit van Goghs, dem Pointillismus eines Paul Signac und der Malerei Cézannes, Gauguins und von Henri Matisse inspirieren. Wie sich die Farbigkeit wandelt, wie alle Gegenstände durch Umrandungen eine neue Gewichtung erhalten, wie sich die Pinselführung vom breiten zu kurzen, flirrenden Strichen, zu Tupfen und Flecken wie bei Paul Signac und Paul Seurat wandelt, das alles zeigt die Ausstellung Raum für Raum. Und die Schau zeigt auch, wie Alexej Jawlensky ab 1910 zu einem eigenständigen Expressionisten wird. In Murnau und an der Ostsee entstehen großartige, farbig strahlende Landschaftsbilder, Porträtköpfe und Stillleben in herrlichstem Colorit. Alexej Jawlensky hat bis zu seinem Tod 1941, dem eine lange Krankheit vorausging, nie im Detail über die Beweggründe seiner künstlerischen Entwicklung Zeugnis abgelegt. Die Begrenzung auf Motive wie Landschaften, Porträts und Stillleben deutet darauf hin, dass ihn die Malerei an sich mit zunehmendem Alter mehr interessierte als das von ihm gewählte Sujet. Und da löst es immer wieder Erstaunen aus, wie sich die künstlerische Arbeit im Laufe eines Malerlebens weiterentwickelt.

Kunsthalle Emden; bis 19. Oktober. Geöffnet: Di. bis Fr. 10-17 Uhr, Sa. und So. 11-17 Uhr.

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