Eine endlose Straße, menschenleer - bis auf einen einsamen Skateboarder mit roten Haaren und vielen Tattoos. Das ist Marvin, der auf die 40 zugeht. Wo kommt er her? Und vor allem: Wo will hin? In dem rund 100 Minuten langen Film "Home" erfährt der Zuschauer mehr über sein Leben. Über seine Vergangenheit, über seine Gegenwart. Aber hat er auch eine Zukunft?
Es ist das Amerika der Abgehängten, der Verlorenen und Vergessenen, das die deutsche Schauspielerin Franka Potente, die einst mit „Lola rennt“ berühmt wurde, für ihr Langfilm-Debüt als Schauplatz gewählt hat. Trostlose Diner, öde Tankstellen, riesige Supermärkte, Drogen-Spots unter Highway-Brücken, heruntergekommene Häuser. Eine Welt der zerbrochenen Träume, in der Drogensüchtige wie Wade (Derek Richardson) in verdreckten Wohnmobilen hausen und keinerlei Zukunftsperspektiven haben.
In diese Welt kehrt Marvin (Jake McLaughlin) zurück, nachdem er lange im Gefängnis gesessen hat. Trotz allem, es ist sein Zuhause, auch wenn ihn eigentlich niemand hier wieder haben will. Selbst seine schwer kranke Mutter (Kathy Bates) sagt: „Das ist nicht mein Marvin.“
Mit langen Einstellungen, die in ihrer Ästhetik gerne auch an Filme von Wim Wenders erinnern, sehr kunstvoll arrangierten Tableaus und einem fast dokumentarischen Blick erzählt Franka Potente in ihrem Independent-Film sehr entschleunigt eine nahezu biblische Geschichte von Schuld, Sühne und Vergebung, in der bei vielen Menschen wahre Gefühle und Mitgefühl scheinbar verloren gegangen sind.
„Home“ wird nicht der letzte Film von Franka Potente als Regisseurin sein. Im Interview mit dem „Bayerischen Rundfunk“ verriet sie, dass sie ihre Zukunft auf dem Regie-Stuhl sehe. Mit ihrem verheißungsvollen Debüt, in dem große Fragen in außerordentlich subtilen Bildern abgehandelt werden, setzt sie ein erstes Ausrufezeichen.