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Bremen „Jazz ist eine Lebenseinstellung“

Schön, dass Sie Zeit für ein Gespräch gefunden haben! Sie sind in diesem Jahr ein vielbeschäftigter Mann, oder?John-Dennis Renken: Das ist wohl wahr . .
19.02.2017, 00:00 Uhr
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Schön, dass Sie Zeit für ein Gespräch gefunden haben! Sie sind in diesem Jahr ein vielbeschäftigter Mann, oder?

John-Dennis Renken: Das ist wohl wahr . . . (lacht)

Der künstlerische Leiter des „Moers Festivals“, Tim Isfort, hat Sie zum „Improviser In Residence“ ernannt. Was kommt da auf Sie zu?

Nur gute Sachen. Die Ernennung bedeutet, dass ich ein Jahr lang alles das machen kann, worauf ich als Künstler Lust habe. Es wird natürlich ein bisschen von mir erwartet.

Was haben Sie geplant?

Zum Beispiel möchte ich in Schulen ein Hip-Hop-Projekt veranstalten. Einige Impro­viser haben ein Impro-Orchester gegründet, das ich gerne weiterführen möchte. Ich kann mich in der Stadt austoben, werde im Sommer im Park ein kleines Festival mit elek­tronischer Musik organisieren. Es gibt eine monatliche Konzertreihe, bei der Musiker improvisieren. Zur Premiere hatten wir Schauspieler eingeladen, die dadaistische Texte vortrugen. Dazu hat ein chinesischer Künstler Bilder gemalt. Am Jahresende sollen zwölf Kunstwerke ausgestellt und eventuell für einen guten Zweck versteigert oder verkauft werden. Und ich darf natürlich auf dem „Moers Festival“ spielen.

Hatten Sie schon länger den Wunsch, ­Improviser zu sein?

Ich habe über die Jahre schon mit dem ­einen oder anderen Improviser zu tun gehabt. Ich habe aber niemals damit gerechnet. Daher hat mich das umso mehr gefreut, dass es jetzt passiert ist. Man ­bekommt in Moers ein Haus gestellt, da stehen ein Flügel und ein Schlagzeug drin. Wann immer man will, kann man dort proben und komponieren. Es gibt genügend Zimmer, sodass man auch Leute einladen kann. Alles in allem sind das traumhafte Konditionen. Aber es ist natürlich auch eine Menge Arbeit. Gerade, weil die Bandprojekte, die man sonst so hat, weiterlaufen. Ich habe zudem eine kleine Tochter – sie und meine Frau wollen ja auch ein bisschen bespaßt werden. Es ist auf jeden Fall alles aufregend.

Das Festival findet Pfingsten statt. Davor sind Sie aber zweimal in Ihrer Heimat Bremen zu Gast. Anfang März treten Sie mit Eric Schaefer & The Shredz auf. Es gibt dabei sehr ­experimentelle Musik zu hören . . .

Wir arbeiten mit unseren Lieblingseinflüssen aus verschiedenen Musikrichtungen wie Dub, Reggae und Hip-Hop. Manche Stücke sind tatsächlich experimentell, aber eher im Sinne von: Wie integriert man Stile wie Dub und Reggae im Jazz-Kontext?

Das sind aber Musikrichtungen, die ein Laie nicht unbedingt mit Jazz verbindet . . .

Das ist richtig. Ich tue mich sowieso schwer mit der musikalischen Eingrenzung des Jazz. Der Begriff ist so unkonkret und lässt so ­viele­ Fragen offen. Und jeder hat ein unterschiedliches Verständnis davon, dass es tatsächlich schwierig ist, es in Einklang zu bringen mit dem, was man so macht. Jazz ist mehr eine Lebenseinstellung und eine Spielhaltung. Er hat sich immer dadurch ausgezeichnet, sich weiterzuentwickeln und sich an anderen Musikrichtungen zu orientieren. Wenn dann die meisten Leute heutzutage die Jazzmusik hören, die zeitgenössisch ist, dann sagen sie immer: Ach, das ist Jazz?

Präsentieren Sie Jazz aus diesem Grund in so unterschiedlichen Projekten?

Ja, auf jeden Fall. Man interessiert sich für viele verschiedene Sachen, und man findet immer wieder Leute, mit denen man was ausprobieren kann. Ich spiele gerne mit Live-Elektronik – und das eröffnet viele Möglichkeiten. In einem Projekt spiele ich mit einem Ambient-Künstler aus Dortmund zusammen. Mein Mikro ist mit seinem Laptop verbunden und er arbeitet mit meinen Sounds. Das macht einfach Spaß.

Ende April sind Sie mit einem weiteren Projekt in Bremen: Im Rahmen der „Jazzahead!“ treten Sie bei der „Clubnight“ mit Guijaygoo auf. Was verbirgt sich dahinter?

Thorsten Plath hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, bei seinem Projekt mitzuwirken. Es ist entspannte, groovy, jazzlounge-mäßige Musik. Es macht mir natürlich auch Freude, nicht immer nur die hochkomplexen Sachen zu spielen.

Sie sind nicht das erste Mal im Rahmen der „Jazzahead!“ zu Gast. Wie wichtig ist die Messe für die Szene?

Es ist schon beeindruckend, dass es für den Jazz eine ganze Messe gibt. Von daher ist sie natürlich sehr wichtig. Es kommen viele Fachleute. Immer wenn ich da war, habe ich direkt davon profitiert. Ich habe Kontakte geknüpft, die es so sonst nicht gegeben hätte, wie zum Beispiel zum Plattenlabel für das Zodiak Trio. Konzerte wie vom Goe­the-Institut in Südamerika und andere Festivalauftritte sind dadurch entstanden. Und man trifft viele Kollegen, die man sonst das Jahr über selten sieht.

Die Stücke des Zodiak Trios wurden von der WDR Big Band neu arrangiert. Gemeinsam mit Ihrem Bandkollegen Andreas Wahl ­haben Sie die Musikstücke mit dem Ensemble vorgetragen. Wie war das für Sie?

Es war großartig! Als ich die E-Mail-­Anfrage­ bekam, musste ich sie zehn Mal lesen, bis ich wirklich begreifen konnte, dass sie mich tatsächlich fragen, ob sie mit uns ein Projekt machen können. Es ist eine große Ehre, von solch einer wirklich tollen Big Band eingeladen zu werden.

Ist das Ergebnis dann auch so gewesen, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Es war schön, zu sehen und zu hören, was sich Florian Ross (Komponist und Arran-
geur, Anm. d. Red.) zu den Stücken so einfallen ließ. Es war für ihn harte Arbeit. Die Trio-Stücke ­bestehen oftmals nur aus vertrackten Melodien. Und daraus musste er dann eine ganze Big Band arrangieren. Das Ergebnis war beeindruckend.

Das Zodiak Trio feiert in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen. Haben Sie zum runden Geburtstag etwas geplant?

Ich bin gerade dabei, Konzerte zu buchen und Stücke für eine kleine Jubiläumstournee zu schreiben. Wir wollen ein Best-of der vergangenen zehn Jahre spielen. Wir wurden auch wieder häufiger auf das Trio angesprochen. In den vergangenen Monaten war einfach so viel zu tun, dass ich ­keine­ Zeit ­hatte, mich um Konzerte zu kümmern. Die Leute­ vermissen uns schon so langsam. Und das kann natürlich nicht angehen (lacht).

Gibt es etwas, was Sie in diesem Jahr – bei all dem, was Sie tun – vermissen werden?

(lacht) Urlaub vermisse ich! Aber dieses Jahr ist die Vorfreude einfach so groß, das alles, was jetzt kommt, machen zu dürfen. Es ist ja nur ein Jahr, dann kommt wieder mehr Zeit zum Entspannen.

Das Gespräch führte Linda Bussmann.

Das „MIBNIGHT Jazzfestival“ findet vom 2. bis 4. März statt. John-Dennis Renken tritt am Sonnabend, 4. März, ab 23 Uhr mit Eric Schae­fer & The Shredz in der Schwankhalle auf. Am Sonnabend, 29. April, ist Guijaygoo feat. John-Dennis Renken, das Projekt von Thorsten Plath, auf der „Clubnight“ im Rahmen der Fachmesse „Jazzahead!“ zu erleben.

Zur Person

John-Dennis Renken wurde zum „Improviser In Residence Moers 2017“ ernannt. Ein Jahr lang ist der Bremer Jazztrompeter Ansprechpartner für musikalische Projekte und künstlerische Kooperationen in der niederrheinischen Grafenstadt. Zudem plant er gerade eine Tournee mit seinem Zodiak Trio, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert. Auf dem Terminplan stehen auch zwei Konzerte in seiner Heimat Bremen, im Frühjahr ist der 35-Jährige mit Eric Schaefer & The Shredz sowie mit Thorsten Plaths Projekt Guijaygoo zu erleben.
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