Sie
nennen es Dorfgemeinschaftshaus und sind sehr stolz darauf: Die Nachbarn der Siedlung Klein-Mexiko haben jetzt auf dem Spielplatz an der Ecke Bismarckstraße und Wupperstraße die Einweihung des Neubaus gefeiert. Nur noch Restarbeiten sind zu erledigen.
Jetzt ist Feierabend – zumindest für die nächsten vier Wochen. Dann geht es ran an die Restarbeiten rund um das neue „Dorfgemeinschaftshaus“. Auf dem Spielplatz „Klein-Mexiko“ an der Ecke Bismarckstraße und Wupperstraße haben seit Anfang Juni viele große und kleine Helfer ihre Sonnabende auf der Baustelle verbracht. Gestrichen, gedämmt, Strom- und Wasseranschlüsse gelegt oder so manch andere handwerkliche Arbeit verrichtet. Herausgekommen ist ein schmuckes, schwedenrotes Häuschen, dessen Einweihung jetzt gebührend gefeiert wurde.
Mit Leckereien, Tombola und Programm trotzten die Anwohner am vergangenen Sonnabend dem Regen und zeigten einmal mehr, was Klein-Mexiko so l(i)ebenswert macht. Mit einer kurzen Begrüßungsrede eröffnete Mareike Molkewehrum vom Verein „Spielplatz Klein-Mexiko“ offiziell das neue Gemeinschaftshaus. Finanziell gefördert wurde der Neubau durch die Stiftung Wohnliche Stadt, das Amt für Soziale Dienste und den Beirat Östliche Vorstadt Das Wichtigste aber waren die Eigenleistungen der Anwohner. „Es war eine Menge Arbeit, aber auch eine tolle Erfahrung“, sagt die Vereinsvorsitzende Mareike Molkewehrum. „Selbst in den Schulferien fanden sich genug Freiwillige. Nach getaner Arbeit haben wir oft noch zusammengesessen, gegrillt, oder jemand von den Nachbarn hat Essen vorbeigebracht. So anstrengend es auch war, Spaß hat es trotzdem gemacht.“
Die Arbeiten am Haus hätten die Nachbarschaft noch enger zusammengeschweißt, findet Ina Brandt. Das Engagement der Leute sei einfach phänomenal gewesen. Unterstützung erfuhr die zweite Vorsitzende auch, als sie mit anderen Helfern in umliegenden Geschäften nach Spenden für die Tombola gefragt hat. „Knapp 1000 Preise haben wir für heute zusammenbekommen“, freute sich Brandt. „Jedes Los ist ein Gewinn, darunter richtig tolle Sachen, wie zum Beispiel Restaurant- oder Friseur-Gutscheine.“ Kein Wunder, dass der Tombola-Stand mit der Gewinnausgabe immer gut besucht war.
Aber nicht nur Anwohner tummelten sich auf dem Festplatz. Elke Sasse aus Walle, Anke Benjamins aus der Neustadt und Irene Vagts aus Findorff – sie sind Samba-Tänzerinnen der Gruppe „Alegria“ – brachten mit ihren farbenprächtigen Kostümen einen Hauch Karneval mit. Ihre Gruppenleiterin Antonieta Santos Lühring aus Klein-Mexiko musste leider krankheitsbedingt passen. Sie seien mit „Alegria“ schon seit über 13 Jahren beim Bremer Samba-Karneval vertreten, berichteten die Tänzerinnen. Geprobt wird freitags in der Grundstraße im Steintor. Interessierte seien stets herzlich willkommen.
Willkommen war auch das kulinarische Angebot. Schon nachmittags, als noch Kaffee und Kuchen gefragt waren, versprühten Chili con Carne, Pilzpfanne und Paella ihren verheißungsvollen Duft. Hobbykoch und Slowfood-Mitglied Gernot Riedl und sein Gartenfreund Werner Caarls bereiteten das spanische Reisgericht zu. Ganz traditionell in der großen Paella-Pfanne. Während Gernot Riedl erst seit 15 Jahren in Klein-Mexiko wohnt, lebt der 75-jährige Werner Caarls schon sein ganzes Leben hier in seinem Geburtshaus. „Nachdem wir 1945 ausgebombt wurden, haben meine Eltern das Haus nach dem Krieg wieder aufgebaut und 1956 kaufen können.“
Geschichten wie diese sollen Teil einer Ausstellung werden, die dann im neuen Gemeinschaftshaus gezeigt wird. Erst einmal aber müsse das Haus fertig werden, sagte Molkewehrum. Sie ist sich sicher: „Auch das werden wir gemeinsam wuppen.“