Als vor elf Jahren das erste Wanda-Album "Amore" erschien, begann für die österreichische Band eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte, die deren Sänger Marco Wanda nun in seinem ersten Buch "Dass es uns überhaupt gegeben hat" erzählt. Dass es dabei nicht glamourös zugeht, lassen schon die Liedertexte seiner Band vermuten. Die Band Wanda wird oft als groteske Überzeichnung des Klischees von Sex, Drogen und Rock ’n’ Roll wahrgenommen, der Autor Wanda beschreibt, dass es eigentlich noch viel wilder zuging, auch wenn er sich zum Thema Sex und Beziehungen vornehm zurückhält.
Aber die Musik, die ihm ein völlig neues Leben gegeben hat, hätte ihn mit all ihren Begleiterscheinungen auch beinahe umgebracht. So drastisch beschreibt er es nicht, aber mit jeglichen Formen von Sucht, Abhängigkeit und Zweifel geht er extrem offenherzig und schonungslos um.
Als die Band vor zehn Jahren ihr erstes Interview mit dieser Zeitung führte, sagte Marco Wanda am Rande des Gesprächs, dass seine Plattenfirma neuerdings immer bei Pressegesprächen dabei sein wolle, "als ob ich nicht wüsste, was ich rede". Dass er das sehr wohl weiß, zeigt sein schriftstellerisches Debüt, das phasenweise literarische Qualität hat. Aber die Sorge, dass der Sänger der damals kometenhaft aufstrebenden Band sich möglicherweise um Kopf und Kragen bringen könnte, schien angemessen.
Weniger ist es der Unsinn, den er hätte erzählen können, als der, den er tatsächlich angestellt hat. Exzesse, die auf der Bühne nach Show aussahen, waren real. Und wie bei Keith Richards, der im Vorwort seiner Biografie die überraschende Anmerkung platzierte, dass er sich wundersamerweise an alles erinnern könne, muss man auch bei Marco Wanda erstaunt sein über manche Detailschärfe.
"Dass es uns überhaupt gegeben hat" ist keine platte Musikerbiografie, sondern auch ein Sittengemälde über die österreichische und deutsche Musikindustrie und Medienlandschaft. Sie beschreibt Aufstieg und Fall eines einzigartigen Phänomens und wie man diese Achterbahn als Band und auch persönlich überleben kann. Vor allem aber schreibt Wanda über das Binnenverhältnis der Musiker und dem Bröckeln ihrer Illusion, fünf Freunde für alle Ewigkeit sein zu können. Der frühe Tod von Keyboarder Christian Hummer, der an Leukämie erkrankt war, ist dabei nur der tiefste Einschnitt von vielen im Leben des Sängers und Autors.
Vieles, was in Liedern nur verklausuliert und an der Oberfläche abgehandelt wird, bekommt auf diesen 288 Seiten eine unerwartete Tiefe.