Oslo feiert Edvard Munch, die Staatsgalerie Stuttgart widmete dem norwegischen Maler in diesem Sommer eine große Ausstellung, und die Bremer Kunsthalle hat Munch bereits vor dessen Jubiläum im vergangenen Jahr mit einer vielbeachteten Präsentation gewürdigt. Das Sprengel-Museum in Hannover zieht jetzt nach – und zeigt rund um Munchs 150. Geburtstag im Dezember den eigenen ansehnlichen Bestand.
Was das Sprengel-Museum in Hannover an Edvard-Munch-Hervorbringungen vorzuweisen hat, sind immerhin 37 grafische Werke sowie mit „Das Biest“ (1902) und „Dorfplatz in Elgersburg“ (1905/06) überdies zwei Gemälde. In Beziehung zu Munchs Gesamtwerk von sage und schreibe 870 Druckgrafiken und nahezu 1800 Gemälden gesetzt, ist der in den zwei Dekaden um das Jahr 1900 entstandene hannoversche Besitz zwar ziemlich überschaubar. Gleichwohl bietet er einen ansehnlichen Überblick hinsichtlich der künstlerischen Bandbreite des Künstlers.
Von Munch, der seine Lithografien, Holzschnitte, Radierungen und Aquatinten immer wieder zwischen den einzelnen Druckvorgängen überarbeitete, sind in Hannover diverse Porträts und Grafiken zu wiederkehrenden Themen wie „Der Kuss“ „Eifersucht“, zur Pubertät und dem Tod der Mutter zu sehen. Paare am Meer mit den bei Munch klassischen Darstellungen des Mond- und Sonnenlichts sowie eine 1902 entstandene Lithografie einer Frau mit rotem Haar und grünen Augen als Sinnbild für die Sünde gehören zum klassischen Themenkanon des Malers. Eher ungewöhnlich sind da schon die als Kreidelithografie entstandene Darstellung der „Grabenden Arbeiter“ sowie die 1902 gedruckte Radierung „Der große Dorsch“ mit ihrem doch eher erzählenden Charakter.
Flankiert wird diese ohnedies sehr sehenswerte Munch-Schau von einer exzellenten Grafik-Ausstellung der Klassischen Moderne, die als Dauerleihgabe aus dem Besitz des 2012 verstorbenen Sammlers Ernst-Joachim Sorst ins Sprengel Museum gekommen ist. Sie besteht aus vier kleinen Skulpturen von Barlach und Marcks sowie aus 50, vornehmlich schwarz-weißen Arbeiten auf Papier. Darunter sind Blätter der Brücke-Künstler, von Dix, Kollwitz, Grosz, Schlichter, Kokoschka und HAP Grieshaber, von Chagall und Picasso sowie eine beeindruckende Auswahl von knapp 20 Gerhard-Marcks-Holzschnitten aus den Nachkriegsjahren.
Sprengel-Museum Hannover, Kurt Schwitters Platz. Bis 2. Februar 2014. Öffnungszeiten: Di. bis So. 10 bis 18 Uhr.