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"Es ist hart, mich zu lieben!" Christina Perri veröffentlicht ihr Debüt "Lovestrong"

Italienerin, Sternzeichen Löwe - und eine Frau: Newcomerin Christina Perri packt ihre überbordenden Emotionen in Popsongs.
27.01.2012, 00:00 Uhr
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Von Katja Schwemmers

Italienerin, Sternzeichen Löwe - und eine Frau: Newcomerin Christina Perri packt ihre überbordenden Emotionen in Popsongs.

Von der Kellnerin zum Popstar: Die Karriere der 25-jährigen Christina Perri erinnert an ein Märchen. Nach ihrem Hit "A Thousand Years" aus dem letzten "Twilight"-Film und ihrer aktuellen Single "Jar Of Hearts", die sich weltweit schon 4,3 Millionen Mal verkaufte, veröffentlicht die US-Sängerin mit den italienischen Wurzeln nun ihr Debütalbum. Auf "Lovestrong" präsentiert die Newcomerin ein gutes Dutzend Herzschmerzsongs, die sämtliche Höhen und Tiefen durchschreiten. Im Interview verrät Perri, wie Männer sie inspirieren und warum sie nicht die Finger von ihnen lassen kann.

teleschau: Mrs. Perri, mit Ihrem Song "Jar Of Hearts" mischen Sie gerade die deutschen Single-Charts auf. Aber eigentlich hat das Stück einen ziemlich traurigen Hintergrund, nicht wahr?

Christina Perri: Ja, es geht um Herzschmerz, den ersten richtigen Liebeskummer, den ich je hatte. Mit 15 verliebte ich mich in einen Jungen - das entwickelte sich zu einer On-Off-Beziehung. Und dafür steht das Lied: immer wieder zurückzugehen zu dieser ungesunden Beziehung. Weil man es nicht anders kennt und weil man Angst vorm Alleinsein hat.

teleschau: Und nun teilen Sie das Gefühl mit der Welt ...

Perri: Mir haben Tausende Leute E-Mails geschrieben und gesagt: Ich weiß, wie sich das anfühlt! Nun bin ich stark genug, den beschissenen Typen zu verlassen! Für mich ist es meine wahre Story. Ich kehrte immer wieder zurück zu ihm - sechs Jahre lang! Aber eines Tages wachte ich auf und sagte einfach nein! Das war ein Befreiungsschlag. An diesem Tag fand ich meine Stärke.

teleschau: Ist Katharsis ein guter Motor, um Songs zu schreiben?

Perri: Absolut. So habe ich eigentlich alle meine Lieder geschrieben. Ich habe das Album und weitere 30 Songs nicht gemacht, um sie in die Welt hinauszuschicken. Ich habe sie für mich geschrieben, für mein Herz! Und dann wurde plötzlich eine Karriere daraus. Ich würde heute immer noch in meinem Schlafzimmer sitzen und Songs schreiben, wenn das nicht passiert wäre.

teleschau: Was sagt denn der Ex zu dem Hit?

Perri: Der ist auch noch stolz darauf! Ich fragte ihn: "Hast du dir den Text überhaupt angehört? Soll ich den noch mal für dich zusammenfassen?" Selbst seine Familie rühmt sich damit, dass das Lied von ihrem Sohn handelt. Und ich dachte nur: Seid ihr Leute total bekloppt? Ihr müsst es sein! Aber das war eine weitere Hilfe, über ihn hinwegzukommen und nicht mehr auf seine Annährungsversuche einzugehen. Ich habe nun ja auch weltweit eine ganze Armee von Leuten hinter mir, die ihn vermöbeln würden, wenn ich doch schwach würde.

teleschau: Sie brauchen also erst mal keinen Mann mehr?

Perri: Unglücklicherweise oder glücklicherweise kann ich nicht aufhören, mich zu ver- und entlieben! Ich bin einfach eine Liebende! Dagegen kann ich nichts tun. Ich bin derzeit also wieder in einer Beziehung. Es ist schlimm. Aber es liefert mir auch das beste Material für Songs. So geht das schon, seitdem ich 15 bin.

teleschau: Haben Sie jemals versucht, Single zu sein?

Perri: Ja, das habe ich. Ich wollte ein Jahr durchhalten. 365 Tage. Aber schaffte nur 100 davon. Deshalb ließ ich mir auch das Tattoo eines Herzens mit einem Schloss davor stechen. Der Versuch war es wert! Davor war ich ja noch nie allein.

teleschau: Sie scheinen sich wirklich leicht verlieben zu können!

Perri: Das ist einerseits schön, andererseits bin ich mir manchmal nicht sicher, ob es dann wirklich Liebe ist. Eine Ehe ging auch in die Brüche. Aber meine jetzige Beziehung ist sehr besonders. Er ist auch Musiker. Er ist mein bester Freund, mein Pinguin! Wir haben diese Pinguin-Tattoos, die zusammenpassen. Wenn wir Händchen halten, ergibt es einen Pinguin. Es ist so schön mit uns, dass es schon fast ekelhaft ist!

teleschau: Kennt man ihn?

Perri: Er ist nicht wirklich bekannt. Eigentlich ist er Jazzer. Er spielt klassisches Klavier und Gitarre. Ich glaube, dass all die üblen Beziehungen nun zu einer geführt haben, die ein bisschen gesünder ist. Auch wenn ich immer noch ziemlich durchgeknallt bin. Ich bin schließlich Italienerin, vom Sternzeichen Löwin und eine Frau. Dazu noch überaus emotional. Es ist hart, mich zu lieben!

teleschau: Ihr älterer Bruder, Nick Perri, spielte in Rockbands wie Shinedown und Silvertide und zusammen mit Jane's-Addiction-Frontmann Perry Farrell. Hat er Sie verdorben hinsichtlich Ihrer Berufswahl?

Perri: Auf jede erdenkliche Art! Bis zum Alter von zwölf waren wir unzertrennlich. Wir performten Weihnachtslieder für die ganze Familie, machten Theater zusammen, schrieben Songs. Als er 16 wurde, fing er an, mit Bands die Welt zu bereisen. Ich arbeitete zwei Jahre als Assistentin für ihn, denn er fehlte mir! Wir waren viel in Europa unterwegs. Ich war beim Download Festival in London, da waren so viele nackte Mädchen um ihn herum. Und ich war gerade mal 17! Es war furchtbar und erstaunlich zugleich!

teleschau: Und eine gute Schule?

Perri: Absolut! Ich habe so viel gelernt. Ich war die ruhige, kluge Beobachterin. Ich war wie die Fliege an der Wand. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich später auch eine Musikkarriere haben würde! Nach diesem verrückten Zigeunerleben versuchte ich, normal zu leben und ging aufs College - aber ich hasste das. Mit 19 zog ich zu meinem Dad nach Italien, machte Olivenöl und Wein, kam nach Amerika zurück und ging nach Los Angeles. Ich ließ mich treiben, um mich selbst zu finden.

teleschau: Hat das geklappt?

Perri: Schon. Ich denke, es ist in gewisser Weise ein Geschenk, wenn man das Streben nach Mehr im Leben hat und nicht sesshaft werden möchte. Nicht jeder ist damit geboren. Die Leute aus meinem High-School-Jahrgang in Philadelphia haben Babys oder arbeiten in der Firma ihrer Eltern. Ich verurteile das nicht. Aber ich könnte das nicht tun. Es gibt einen Schlag von Menschen, der Träumen folgen muss. Auch wenn es ihnen viel Angst einjagt - sie müssen es tun.

teleschau: Was für Ängste waren das bei Ihnen?

Perri: Durch meinen Bruder sah ich natürlich, wie viel Kämpfe und Energie man als Musiker aufbringen muss. Meine Furcht hielt mich zurück. Ich hatte Schiss, aufzustehen und den Leuten meine Musik zu zeigen. Ich postete zwar Videos auf Youtube, war aber doch ein bisschen introvertiert. So wie es bei mir gelaufen ist, war es perfekt. Denn das Universum muss sich kaputtgelacht und sich gesagt haben: Oh, du hast Angst vor dem Publikum da draußen? Wie wäre es, wenn wir deinen ersten Auftritt gleich in eine Prime-Time-TV-Show legen?

teleschau: Das war bei der US-Tanzshow "So You Think You Can Dance".

Perri: Genau! Vor Millionen von Zuschauern! Von 0 auf 100. Aus dem Nichts auf die Showbühne. Und das alles nur, weil ich einem Bekannten ein Tape mit "Jar Of Hearts" in die Hand gedrückt hatte. Eine Woche vor meinem eigenen Auftritt in der Show tanzte ein Pärchen zu dem Song, den bis dahin niemand kannte.

teleschau: Waren Sie dabei anwesend?

Perri: Ich saß im Publikum. Es war ein überwältigender Moment. Ich war eine Bedienung, arbeitete als normales Mädchen im "Melrose Cafe". Ich hatte mir frei genommen. Ich ließ mir die Haare machen, weil mir klar war, dass es die beste Nacht meines Lebens sein könnte. Da wusste ich noch nicht, dass ich eine Woche später selbst auf der Bühne stehen würde, weil der Song in jener Nacht über 20.000 Mal runtergeladen wurde. Zwei Tage später wurde ich nach New York City geflogen und hatte Meetings in den besten Restaurants mit wirklich jedem Major-Label. Auf gewisse Weise fing ich an zu existieren.

teleschau: Sie haben also von heute auf morgen Ihren Job im "Melrose Cafe" gekündigt?

Perri: Oh nein, ich wollte die Leute dort nicht hängen lassen, weil sie mich so unterstützt hatten. Ich habe also noch alle meine Schichten abgedeckt, bis sie jemand anderen gefunden hatten - anständig, nicht wahr? Doch was in besagter Nacht geschah, konnte ich monatelang nicht verarbeiten. Im vergangenen Jahr bin ich als Musikerin gewachsen vor den Augen der Öffentlichkeit.

teleschau: Mit "A Thousand Years" lieferten Sie sogar die Single zum "Twilight"-Film "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht".

Perri: Es ist ein Traum! Ich bin ein riesiger "Twilight"-Fan, ich habe mir sogar das Wort "Bitten" im "Twilight"-Schrifttypus tätowieren lassen. Im "Melrose Cafe" musste ich mal die Cast des Films bedienen. Und ein Jahr später fliege ich im Privatjet durch die Welt, um mit Robert Pattinson und Kristen Stewart Promotion für "Twilight" zu machen! Das ist so surreal! Für mein Video hatte ich übrigens gefragt, ob es nicht einen Kuss zwischen dem Charakter Edward und mir geben könnte. Aber das haben die Macher leider abgelehnt.

teleschau: Ihr Album "Lovestrong" ist voll von Balladen. Glauben Sie, dass Sie der Gattung Liebeslied einen neuen Dreh geben können?

Perri: Das denke ich schon! Nicht in dem Maße, dass ich das Rad neu erfunden hätte. Die Beatles, Counting Crows, Coldplay, Adele, Fiano Apple, St. Vincent - alle meine Lieblingskünstler schreiben Liebeslieder! Aber ich drücke der Sache meinen eigenen Stempel auf, indem ich echt mutige, qualvolle und herzzerreißende Songs mache, die den Hörer am Ende stark und besser fühlen lassen. Und dass es so ist, sehe ich an den vielen Twitter-Nachrichten und Facebook-Kommentaren.

teleschau: Sie sind aber schon ein bisschen Emo, oder?

Perri: Definitiv! Ich habe auch schon Leute in meinem Publikum weinen sehen. Mein nächstes Album wird etwas aufmunternder, versprochen!

teleschau: Ihre 45 Tattoos erscheinen da fast wie ein Bruch!

Perri: Ich weiß! Meine Familie hasst die Tattoos! Für mich ist es nur eine weitere Form des Ausdrucks. Ich bin Sammler. Ich schreibe Songs. Ich lasse mir Tattoos stechen. Ich rede viel. So bin ich nun mal.

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