Er stapft die Straße entlang, um nach Nebraska zu kommen. Dort wartet angeblich ein Millionengewinn auf Woody Grant (Bruce Dern). 900 Meilen von Montana bis nach Nebraska – wenn es sein muss zu Fuß. Schließlich aber erbarmt sich Woodys Sohn David (Will Forte) und fährt den alten Mann. Die Reise nach Nebraska entpuppt sich dabei als Trip in die Vergangenheit, bei dem sich Vater und Sohn erst richtig kennenlernen. Das ist – äußerst komprimiert – die Handlung des Films „Nebraska“, der heute in den Kinos anläuft. Nach „About Schmidt“ und „Sideways“ hat Regisseur Alexander Payne mit „Nebraska“ ein weiteres Roadmovie gedreht, das von der Macht der Träume handelt.
Und erneut hat Payne hervorragende Schauspieler gefunden, um die Story umzusetzen. Vorneweg der 77 Jahre alte Bruce Derne, ein Veteran des Kinos der Sechziger- und Siebzigerjahre, der für die Rolle beim Festival in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde und auch noch Chancen auf den Oscar hat. Bruce Derne spielt den alten Mann großartig, der glaubt, bei einem Gewinnspiel eine Million Dollar gewonnen zu haben. Überhaupt hatten Payne und sein Team für die Besetzungsliste des melancholischen Schwarz-Weiß-Films ein glückliches Händchen. Die skurrilen Menschen, denen der knurrige Woody Grant begegnet, scheinen unmittelbar aus der ländlichen Region des Mittleren Westens der USA zwischen Montana und Nebraska entsprungen zu sein. Ohnehin passt die Kulisse der weiten amerikanischen Landschaft mit abgeernteten Mais- und Getreidefeldern und Rinderherden perfekt zu der Handlung. Die karge, mitunter ziemlich trostlose Landschaft Nebraskas, die mit einem dokumentarischen Blick in Schwarz-Weiß eingefangen wird, ist wahrlich kein Paradies. Verstreute Dörfer, entlegene Höfe und endlose Felder gehören zum Lebensumfeld der Menschen.
Die wiederum scheinen entweder arbeitslos oder Rentner zu sein. Alle aber sind fest verwurzelt und, von außen betrachtet, je nach Blickwinkel, exotisch oder skurril. Ein erstarrtes Leben. In Bewegung aber ist Woody Grant. Nebraska ist Roadmovie, anrührende Familiengeschichte und Landschaftsepos in einem.