Mit mehr als sechs Millionen Besuchern war „Fack Ju Göhte 3“ klar der erfolgreichste Kinofilm in Deutschland 2017. Unter den Top Ten sind viele Genres vertreten: Komödie, Horror, Action, Abenteuer, Science Fiction und Animationsfilm brachten Besucher in die Säle und Geld in die Kassen. Eines lässt die Auflistung vermissen: Originalität. Bei den Blockbustern handelt es sich ausschließlich um Fortsetzungen bestehender Reihen oder Remakes von Altbekanntem. Ein Blick auf die Netxflixproduktionen der letzten Jahre offenbart mehr Mut zu Kreativität und Experimentierfreude.
Der „Okja“-Regisseur Bong Joon-ho schwärmte von der künstlerischen Freiheit, die Netflix ihm ermöglichte. Er konnte sein Team eigenhändig zusammenstellen und hatte das seltene Privileg, den letzten Schnitt des Films persönlich zu bestimmen. Auch das Budget war höher als bei seinem englischsprachigen Debüt „Snowpiercer“ von 2013. Dem US-Kinostart gingen große Probleme mit dem dortigen Rechteinhaber voraus. Der heute aufgrund massiver Missbrauchsvorwürfe kritisierte Produzent Harvey Weinstein befürchtete, der Film sei für das große Publikum zu intelligent und stelle die Charakterentwicklung zu sehr in den Vordergrund. Eine um 20 Minuten gekürzte Version akzeptierte der Regisseur nicht. So lief der ungekürzte Film in den amerikanischen Kinos erst drei Monate später als in den europäischen und zunächst nur in acht ausgesuchten Spielstätten.
Auch Regisseur David Ayer („Suicide Squad“) fand lobende Worte für Netflix. Für seinen Film „Bright“ mit Will Smith verfügte er über ein Budget von 90 Millionen US-Dollar und ungewöhnliche Handlungsfreiheit. Es verwundert nicht, dass immer mehr namhafte Filmschaffende mit dem Streamingdienst arbeiten. David Fincher („The Social Network“) produziert mit „House of Cards“ und „Mindhunter“ zwei erfolgreiche und hochgelobte Serien, Steven Soderbergh („Ocean‘s Eleven“) die Westernserie „Godless“. Jodie Foster („Das Schweigen der Lämmer“) und John Hillcoat („The Road“) führten bei je einer Folge der mittlerweile von Netflix produzierten Serie „Black Mirror“ Regie. Angelina Jolie („Maleficent“) veröffentlichte dort das Kriegsdrama „Der weite Weg der Hoffnung“, Cary Fukunaga („True Detective“) den Kindersoldaten-Film „Beasts of No Nation“. Auch der deutsche Filmemacher Edgar Reitz sieht in Streamingdiensten eine Chance für anspruchsvolle Filmproduktionen.