Das Gefühl, zum ersten Mal in eine völlig neue Stadt zu kommen, diese jedoch nicht betreten zu dürfen, ist kein schönes. Cameron Puertas kann davon ein Lied singen. Der Neuzugang des SV Werder Bremen durfte nach seiner Ankunft und dem bestandenen Medizincheck vor knapp zwei Wochen zunächst nicht in Bremen gesehen werden – aus Angst, der Leihtransfer vom saudi-arabischen Club Al-Qadsiah an die Weser könnte sonst noch platzen. Denn die Verantwortlichen von Al-Qadsiah wollten den Wechsel bekanntlich nicht am Deadline-Day, sondern erst drei Tage später offiziell verkünden. So kam es, dass Puertas sich in der Hansestadt zunächst nicht frei bewegen konnte. „Samstag und Sonntag wurde ich gebeten, das Hotel nicht zu verlassen. Montag habe ich mich in Hamburg umgeschaut, Dienstag war ich beim Physio, Mittwoch auf dem Laufband und Donnerstag endlich auf dem Trainingsplatz“, berichtet Puertas im „Bild“-Interview von den kuriosen ersten Tagen in seiner neuen Wahlheimat.
Das Bremer Wetter hat bei seiner Entscheidung geholfen
Dass er überhaupt im Norden Deutschlands gelandet ist, hängt neben der erhöhten Chance auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr mit der Schweiz auch mit den klimatischen Bedingungen in Saudi-Arabien zusammen, die dem Mittelfeldspieler zugesetzt haben. „Es ist dort irre heiß. Wir hatten daher erst abends um 20 oder 21 Uhr Training, von August bis Oktober war es kaum erträglich. Bei manchen Spielen waren es 45 Grad“, sagt Puertas und betont: „Als dann Anfragen aus Europa kamen, habe ich mich für Werder entschieden. Da musste ich nicht lange überlegen.“
Trotzdem habe er sich grundsätzlich in Saudi-Arabien wohlgefühlt – und sich nebenbei sogar noch einen kleinen Kindheitstraum erfüllt. Der gebürtige Schweizer mit spanischen Wurzeln ist nämlich seit vielen Jahren ein großer Bewunderer von Cristiano Ronaldo. „Seine Ausstrahlung und seine Aura sind unglaublich. Er ist eines meiner Idole seit Kindertagen.“ Kein Wunder also, dass es für Puertas etwas ganz Besonderes war, in der Wüste gegen sein Idol anzutreten. „Gegen ihn zu spielen, fühlt sich für mich an, wie es geschafft zu haben. Diesen von mir verehrten Menschen zu treffen, war ein großes Gefühl“, berichtet der 27-Jährige stolz. Und ein Andenken an diesen Tag hat sich Puertas ebenfalls gesichert – wenn auch über Umwege. „Es war das erste Mal überhaupt, dass ich um ein Trikot gebeten habe“, erzählt der Werder-Neuzugang. „Er wollte aber nicht tauschen. Wir hatten 2:1 gewonnen und er war angefressen. Da habe ich seinen Mitspieler Nacho gefragt. Der hat es dann für mich organisiert.“ Wo genau das wertvolle Stück später einmal landen soll, weiß Puertas auch schon: „Wenn ich mich irgendwann in der Schweiz niederlasse, werde ich in meinem Haus eine passende Vitrine haben.“