Das Stadttheater Bremerhaven hat am Donnerstag das Programm für seine neue Spielzeit vorgestellt - der ersten unter dem neuen Intendanten Lars Tietje. Dieser betonte zugleich, wie glücklich er sei, das Programm nun, wenn auch in einem kleineren Rahmen als üblich, wieder live vor Publikum anbieten zu können. Der Spielplan für 2021/2022 sei alles andere als ein Pandemie-Spielplan, heißt es in einer Pressemitteilung des Theaters. Vielmehr sei er "mit viel Verstand und noch mehr Herzblut" ausgearbeitet worden. Ein Überblick.
Schauspiel
Das Programm in der Schauspielsparte widmet sich in der kommenden Spielzeit Stücken quer durch die Zeiten, die im Zeichen von Fake News und Wissenschaftsleugnung bzw. -kritik stehen. Den Anfang macht am 24. September im Kleinen Haus "Ode" von Thomas Melle in einer Inszenierung von Manon Pfrunder. Das Stück setzt sich mit dem Thema Kunstfreiheit und deren vermeintliche Bedrohung durch rechte und linke Identitätspolitik auseinander. "Doitscha" (Uraufführung am 18. Dezember) wirft mal ernst, mal komisch die Frage auf, wie Deutsche und Juden zusammenleben können, ohne im anderen immer gleich nur das Opfer oder den Täter zu sehen. "Foxfinder" (12. Februar 2022) ist ein dystopischer Thriller von Dawn King um ein Bauernpaar, das ins Visier einer paranoiden Staatsmacht gerät, und die Komödie "Zeit der Kannibalen" (2. April 2022) von Johannes Naber erzählt von zwei Unternehmensberatern in der Krise.
Im Großen Haus startet das Theater am 2. Oktober mit Tom Stoppards Tragikomödie "Rosenkranz und Güldenstern sind tot" rund um Hamlets gleichnamige Jugendfreunde. Bei Shakespeare hatten sie nur Nebenrollen, hier stehen sie - inszeniert von Tobias Rott - im Mittelpunkt. Ab dem 13. November zeigt das Theater "Die Eumeniden", den dritten Teil der "Orestie des Aischylos", in der Menschen und Götter nach einer neuen Ordnung suchen. Außerdem stehen das Horror-Musical "Der kleine Horrorladen" (19. Februar 2022), das schon in der vergangenen Spielzeit gezeigt werden sollte, und die Komödie "Für immer schön" (14. Mai 2022) um eine Kosmetik-Verkäuferin, deren erfolgreichste Jahre bereits hinter ihr liegen, auf dem Programm.
Musiktheater
Im Musiktheater geht es am 25. September wieder los mit der Opéra fantastique "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach unter der musikalischen Leitung von Marc Niemann. Außerdem stehen das Musical "Chess" (30. Oktober), mit Musik von Benny Andersson und Björn
Ulvaeus, der männlichen Hälfte von ABBA, sowie Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel "Die Entführung aus dem Serail" (25. Dezember) auf dem Programm. Im kommenden Jahr geht es dann weiter mit der Operette "Victoria und ihr Husar" (5. Februar 2022), die "moderne Tänze mit großen Revuenummern und einer jazzig-spritzigen Tonsprache" vereine. Außerdem auf dem Spielplan: Die 2019 an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführte Oper "Oceane" (23. April 2022) von Detlev Glanert und Viktor Ullmanns Kammeroper "Der Kaiser von Atlantis" (4. Juni 2022).
Ballett
Sergei Vanaevs Tanzabend "Faust", frei nach Johann Wolfgang von Goethe, feiert am 16. Oktober seine Uraufführung. Zudem wird es in der Tanzsparte noch zwei weitere Uraufführungen geben: Nach der Produktion des Feuervogels 2019 zeigt die Ballettcompagnie begleitet vom
Philharmonischen Orchester mit "Petruschka/Le Sacre du printemps" (12. März 2022) einen Doppelabend mit Stücken von Igor Strawinsky, der im kommenden Jahr seinen 140. Geburtstag gefeiert hätte.
Und schließlich kann das Publikum sich noch auf "Taiko" (21. Mai 2022) freuen, einen Tanzabend von Sergei Vanaev in Kooperation mit der japanischen Taiko-Gruppe Masa-Daiko Bremen, der, so verspricht das Theater, "Rhythmus und Choreografie in einem wahren Trommelfeuerwerk vereint."
Junges Theater
Mit "Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt" nach den Büchern von Finn-Ole Heinrich richtet das Junge Theater sich ab dem 26. September an ein Publikum ab zehn Jahren. Das Stück erzählt die Geschichte von Paulina, die wütend ist, weil ihr Vater die Familie verlassen hat. Zuschauer ab sechs Jahren kommen bei "Robin Hood" (19. November) auf ihre Kosten. Für alle ab zwölf Jahren zeigt das Theater mit der Uraufführung von "Outfit of the Day" (18. Februar 2022), entwickelt von Inda Buschmann, ein Stück rund um Shopping, Instagram und Konsum. Für alle ab 15 Jahren ist "Gelber Mond - Die Ballade von Leila und Lee" (18. März 2022) gedacht - eine Roadstory über zwei Teenager auf der Flucht quer durch die schottischen Highlands. Die ganz kleinen Zuschauer ab drei Jahren nimmt Puppenspielerin Julia Brettschneider in "Sonne, Mond und Sterne" (8. Mai 2022) mit auf eine "traumhafte Reise ins Weltall".
Konzerte
Generalmusikdirektor Marc Niemann kündigt ein Konzertprogramm unter dem Motto "Musik im Schatten" an. Sein Vorhaben mit dem Philharmonischen Orchester: Den Kompositionen
von Emilie Mayer, Alma Mahler, Louise Farrenc und vieler anderer Komponistinnen die Aufmerksamkeit und Präsenz zu schenken, die ihnen in einer von Männern dominierten Branche so lange versagt war. In jedem Sinfoniekonzert sollen sie neben Mendelssohn, Brahms, Strawinsky, Beethoven und anderen bekannten Meistern ihren Platz finden.