Wäre die Saga „Star Wars“ entstanden, wenn George Lucas nicht unter Vertrag genommen worden wäre? Was würde heutzutage gespielt, wenn die Entwicklung von World of Warcraft oder GTA nicht finanziert worden wäre? Crowdfunding-Foren bieten Kreativen die Möglichkeit, ihre Ideen einem Zielpublikum vorzustellen und für Unterstützung zu werben.
Weltweit haben Menschen innovative Ideen. Kaum jemand allerdings hat auch das nötige Kleingeld, um seinen Traum zu realisieren. Kreative Köpfe sind darauf angewiesen, ihre Projekte in ein ansprechendes Konzept zu verpacken, um Firmenbosse von sich zu überzeugen. Dabei stellen sich Erfinder schon mal bei mehreren potenziellen Förderern vor – das kann über Jahre so gehen. Wer nicht der Norm entspricht, hat es nicht einfach. Denn viele Produzenten wollen keine Nischenprojekte finanzieren. Wo wäre beispielsweise die Band Sunrise Avenue heute, wenn nicht ein Fan finanzielle Mittel durch den Verkauf seines Hauses zur Verfügung gestellt hätte? Plattenfirmen jedenfalls ließen die Finnen wieder und wieder abblitzen.
Inzwischen können Künstler und Kreative aufatmen. Sogenanntes „Crowdfunding“ hat nämlich in den vergangenen Jahren stark an Beliebtheit und Verbreitung gewonnen. Das Wort setzt sich aus dem englischen Wort für Menschenmenge, „crowd“, und „funding“ für Finanzierung zusammen. Mit dieser Methode werden neue Ideen durch Aberhunderte überzeugter Menschen finanziert – strukturell vergleichbar mit Spenden. Ob es nun um die Realisierung eines Filmes, Romans oder um ein datenschutzsicheres Pendant zu Facebook geht – Crowdfunding gewährt Chancen, Träume zu verwirklichen.
Dankeschön-Pakete für finanzielle Beteiligung
Die Idee hinter Crowdfunding ist einfach: Man stellt konkrete Projekte, meist in Gestalt eines Videos, auf einer passenden Plattform seinem Zielpublikum vor. Jede Aktion ist durch eine Mindestkapitalmenge gekennzeichnet, die zum Start des Projektes durch die Masse fremdfinanziert werden soll. Je nach Höhe der finanziellen Unterstützung des Einzelnen bieten die Entwickler meist Dankeschön-Pakete an – und vor allem auch Einblicke in den laufenden Produktionsprozess.
Es gibt eigens Internetplattformen für aufstrebende Musiker, etwa „Artist Share“ oder „SellaBand“. Wer glaubt, dass dabei nichts herauskommt, der irrt. Mehrere Produktionen des Labels Artist Share wurden bereits mit Grammys prämiert. Eine der erfolgreichsten Crowdfunding-Plattformen ist „Kickstarter“, das in den USA gegründet wurde. Auf „Kickstarter“ wurden bereits mehr als 20.000 Projekte aus den Bereichen Kultur und Modedesign finanziert. Auch der Bremer PC-Spielehersteller „King Art“ erhielt für sein Projekt „Battle Worlds: Kronos“ Unterstützung.
„Startnext“ ist eine große Crowdfunding-Plattform für kreative Projekte im deutschsprachigen Raum. Seit ihrer Gründung im Jahr 2010 wurden 1456 Projekte (Stand Sonntag) mit mehr als acht Millionen Euro von der Menge finanziert. Die Plattform „Sciencestarter“ wiederum ist für wissenschaftliche Projekte zuständig. Durch Crowdfunding-Aktionen sind auch schon etliche – und ziemlich erfolgreiche – Computerspiele entstanden, die mit viel Liebe zum Detail aufwarten.
2014 begeisterte das Indi-Game „Broken Age“
2014 begeisterte das Independent-Game „Broken Age“ die Welt der Spieler. Der Entwickler Tim Schafer konnte für sein Point-and-Click-Abenteuer keinen Herausgeber gewinnen. Aus diesem Grund versuchte er unter dem Arbeitstitel „Double Fine Adventure“ eine Finanzierung über die Plattform „Kickstarter“.
Ab einem Betrag von 15 Dollar sicherte Schafer allen Unterstützern eine Kopie des Spieles zu – quasi als Vorbestellung. Für höhere Beiträge bot er zusätzliche Extras oder limitierte Sammlerstücke an. Bereits acht Stunden nach dem Start erzielte das Projekt die von Schafer für die Finanzierung veranschlagten 400.000 US-Dollar. Die „Kickstarter“-Kampagne endete mit einer Summe von 3,3 Millionen US-Dollar – und 87.142 Unterstützern. Es handelt sich um die bis dato größte über „Kickstarter“ abgewickelte Finanzierungsaktion. Schafer ermöglichte zudem einen regen Austausch mit den Geldgebern via Forenbeiträge.
Crowdfunding-Formen bereits im 19. Jahrhundert
Schon im 19. Jahrhundert gab es Formen des Crowdfunding. So wurde 1885 ein Teil des Sockels der Freiheitsstatue durch die Menge finanziert. Joseph Pulitzer hatte in seiner Zeitung „The World“ um finanzielle Unterstützung ersucht. Heutzutage entdecken auch immer mehr Filmschaffende das Crowdfunding. Für „Stromberg“, den Kinofilm zur TV-Serie, der just im Kino angelaufen ist, kamen binnen einer Woche eine Millionen Euro durch Crowdfunding zusammen. Auch eine Hollywood-Größe wie Zach Braff, der durch seine Rolle in der Krankenhaus-Sitcom „Scrubs“ berühmt wurde, finanziert sein aktuelles Filmprojekt „Wish I was here“ über Crowdfunding.
Als erstes „Kickstarter“-Projekt gewann der Dokumentarfilm „Inocente“ gar einen Oscar. Nicht immer fehlt den Kreativen tatsächlich die finanzielle Unterstützung. Doch Crowdfunding bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Ideen voll und ganz auszuschöpfen – ohne ihre Freiheit durch Vertragsklauseln einbüßen zu müssen.