Bokel. Der MTV Bokel hat für eine große Pokal-Überraschung gesorgt und den klassenhöheren FC Hagen/Uthlede aus dem Fußball-Bezirkspokal geworfen. Das Team von Trainer Eric Schürhaus setzte sich vor einer stimmungsvollen Kulisse von fast 300 Zuschauern in einem ebenso emotionsgeladenen Derby am Ende im Elfmeterschießen mit 5:4 (1:1, 1:1) durch und feierte den Sieg über den großen Favoriten im Anschluss an die Partie überschwänglich.
Das Duell des Bezirks- gegen den Landesligisten am Bokeler Bätjerplatz bot dabei alles, was man sich von einem waschechten Pokalfight nur wünschen kann – und ein Drehbuch, das dem klassentieferen Team in die Karten spielte, wie auch Eric Schürhaus hinterher wusste: "Wenn du eine Mannschaft wie Hagen/Uthlede schlagen willst, dann muss das Spiel wohl genau so laufen, wie es heute Abend gelaufen ist."
Eine Ausnahme musste man diesbezüglich allerdings machen, denn die Anfangsphase war eigentlich das pure Gift für den krassen Außenseiter gewesen. Das Team von Trainer Tjark Seidenberg war nämlich bereits nach fünf Minuten in Führung gegangen. Finn-Niklas Klaus hatte einen langen Ball gekonnt verarbeitet und MTV-Keeper Joel Prehn überwunden. Doch der Landesligist vergaß, nachzusetzen, und auf der anderen Seite ließen sich die Hausherren nicht entmutigten und kämpften sich mehr und mehr in die Partie. Und dann fiel auch noch ein Treffer der Marke "Tor des Jahres".
Hemeyers genialer Schlenzer
Nach einem Hagener Eckball klärten die Gastgeber zunächst, Nils Hemeyer eroberte das Spielgerät auf Höhe der Mittellinie von Daniel Block und erkannte geistesgegenwärtig, das FC-Keeper Ben Bruns sehr weit vor seinem Gehäuse stand. Hemeyer zog aus gut und gerne 40 Metern ab – und der Ball segelte über den Hagener Keeper hinweg zum viel umjubelten Ausgleich ins Netz (33.). Danach entwickelte sich die Partie so, wie sie von vielen im Vorfeld erwartet worden war. Der Landesligist hatte ein deutliches Plus in Sachen Ballbesitz und Chancen, der Außenseiter lief, kämpfte und grätschte mit Mann und Maus.
Rassiger Pokalfight vor großer Kulisse: Hier spielt Bokels Simon Friese den Ball vor Hagens Daniel Block.
Timo Dressler traf mit einem herrlichen Drehschuss aus 20 Metern aber nur die Latte (41.) und ein Kopfball von Finn-Niklas Klaus ging knapp über das Tor (44.). Auch nach Wiederanpfiff hatte der Landesligist genügend Möglichkeiten, um die Partie vorzeitig zu entscheiden. Dressler scheiterte kurz nach Beginn der zweiten Hälfte am stark haltenden Joe Prehn, nur eine Zeigerumdrehung später verzog der völlig freistehende Kilian Tienken nach einem klasse Flugball von Shaun Minns aus kurzer Distanz. Auch Jan Hasselmann und erneut Klaus vergaben in aussichtsreicher Position.
Zwischenzeitlich hatten die Hagener auch noch vehement Strafstoß gefordert, als Tim Kobbenring Kilian Tienken im Sechzehner zu Fall brachte und der Linienrichter sofort Foul signalisierte. Doch Schiedsrichter Henrik Specht überstimmte seinen Assistenten. Apropos Tim Kobbenring. Der Ex-Hagener, der erst seit wenigen Wochen beim MTV aktiv ist, bewegte sich immer wieder am Rande des Erlaubten, bekam aber erst in der 66. Minute die Gelbe Karte. Auf der anderen Seite hätte auch der erst kurz zuvor eingewechselte Marcel Meyer sich nicht über einen Platzverweis beschweren können, nachdem er eben jenen Kobbenring resolut – und direkt vor der Bokeler Ersatzbank – von hinten abgeräumt hatte.
Der Hagener Stürmer hatte mit dem zweiten Ballkontakt nach seiner Einwechslung übrigens schon die Latte getroffen. Joel Prehn rettete dann noch einmal stark gegen Hasselmann, ehe ein abgefälschter Schuss von Timo Dressler nur knapp am Tor vorbeitrudelte. Dann war Schluss – und das Elfmeterschießen begann.
Hagens Keeper Ben Bruns parierte zwar gleich den ersten Schuss von Niko Sperl, doch da sowohl Marcel Meyer als auch Sönke Wegner das Tor verfehlten, bejubelten am Ende doch die Bokeler die Sensation. "Solche Spiele gibt es im Pokal halt immer wieder", sagte Tjark Seidenberg und fügte hinzu: "Wir müssen einfach eine unserer vielen Chancen zum 2:0 nutzen, dann läuft die Partie anders. Aber wir haben es mit zunehmender Spieldauer auch nicht mehr sauber zu Ende gespielt."
Auf der anderen Seite strahlte Eric Schürhaus mit seinen Spielern um die Wette: "Ich bin unfassbar stolz auf die Jungs. Wir haben uns das nötige Glück heute hart erarbeitet und uns auch durch den frühen Rückstand nicht entmutigen lassen. Heute sind alle ans Limit und darüber hinaus gegangen. Hut ab vor dieser Leistung."
