Offenwarden. Wer das Grundstück der Villa Osterndorff in Offenwarden mit dem „Café Salon 1900“ betritt, fühlt sich generell wie in eine andere Zeit versetzt. Schon der Anblick des Hauses vermittelt das Gefühl, um weit mehr als 100 Jahre zurückgereist zu sein. Jetzt wird es auch noch märchenhaft: Den Terrassenbereich des Cafés schmückt eine „Cinderella“-Kutsche, in der man als Café-Gast Platz nehmen kann. Das gewundene, schmiedeeiserne Gefährt, geschmückt mit Kürbissen und verziert mit einer goldenen Krone, vermittelt den Eindruck, als hätte die Märchenfigur „Cinderella“ es gerade erst verlassen.
Entstanden ist die neueste Kreation der Hausbesitzer Nancy Steklar und Bruder Franky Steklar aus einer morschen, alten Holzkutsche, deren Substanz schon bröckelte. „Ein Gast hat sie uns überlassen“, erzählt Nancy Steklar, die bei all ihren kreativen Vorhaben stets ihren Eingebungen folgt: „Ich sehe etwas und weiß, was es werden soll“, sagt sie schmunzelnd. So sei es auch bei der Kutsche gewesen. Die Metallarbeiten hat Zimmermann und Kunstschmied Franky Steklar in seiner Werkstatt übernommen. Er formte aus geraden Eisenstangen das Gefährt. „Von der alten Kutsche sind nur die Räder, die Achsen und ein paar Armlehnen übrig geblieben. Wir haben alles abgeschmirgelt und schwarz gestrichen“, berichtet die Hausbesitzerin, die ihrem Bruder die Szene aus dem Disney-Märchen, in dem sich ein Kürbis in eine Kutsche verwandelt, zunächst einmal zeigen musste. Innerhalb von fünf Tagen sei dann alles fertig gewesen. „Als wir die Kutsche hier abgestellt hatten und das Café geöffnet war, wurde sie gleich von drei jungen Mädchen erstürmt“, freut sich Steklar über die Begeisterung der Gäste für ihre Ideen.
Betten und Schlitten
Kaffee und Kuchen kann man im „Café Salon 1900“ auch im Bett genießen: „Das war bisher der Renner“, sagt Nancy Steklar über das alte Bettgestell, das mit einer Bierzelt-Garnitur ausgestattet wurde. Es gibt eine weitere Idee: „Wir wollen noch dieses Jahr einen schmiedeeisernen, russisch angehauchten Pferdeschlitten bauen, der in seiner Form an Zwiebeltürme erinnern soll“, verrät sie ihre Vorstellung der nächsten Sitzgelegenheit. Seit gut zehn Jahren wohnt Nancy Steklar in den Räumen der denkmalgeschützten Villa aus dem Jahre 1869, die die Geschwister in einem nahezu abbruchreifen Zustand gekauft und Stück für Stück in ein fantasievolles Anwesen verwandelt haben, das zum Teil auch Museum ist. Im Laufe der Jahre hat Nancy Steklar ein Puppen- und Teddy-Kabinett und verschiedene Themenräume geschaffen. Im Außenbereich stehen eine Orangerie, ein Tiny House, ein schmiedeeiserner Pavillon und ein kunstvoller „Toiletten-Tempel“. Ein Laubengang vom Café zur Orangerie wurde gerade fertiggestellt. „Eigentlich wollte ich hier nur privat wohnen, aber die Leute zeigten so viel Interesse, dass wir aus den Räumen, für die wir sonst keine Verwendung hatten, auch noch ein Café gemacht haben“, erzählt die Cafébetreiberin. Gestartet ohne gastronomische Erfahrungen, seien sie mittlerweile gut in den Betrieb hineingewachsen. Seit rund sechs Jahren hat das Café geöffnet. Im Winter bleibt es geschlossen, weil es kaum zu beheizen wäre.
Die Corona-Pandemie hat auch hier ihre Spuren hinterlassen: „Wir hatten im März gerade wieder geöffnet und mussten nach einem Tag schließen“, erzählt Nancy Steklar. Rund drei Monate blieb das Café geschlossen. Aktuell ist es an den Wochenenden sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, die Hygieneregeln müssen eingehalten werden. Platzreservierungen werden nicht entgegen genommen. „Die Gäste halten sich gut an die Regeln“, berichtet Nancy Steklar. Über dem Tresen hängt nun eine Plexiglasscheibe, im Haus kann nur ein Teil der Plätze besetzt werden. Am Eingang zum musealen Teil des Hauses wird der Eintritt geregelt.
Weitere Infos unter www.cafe-salon-1900.de. Die Themenzimmer sind für Café-Gäste während der Öffnungszeiten zugänglich. Der Eintritt ist frei, Spenden werden entgegengenommen.